Interview mit E.F. v. Hainwald

06:00

Ich habe E.F. v. Hainwald auf der FBM kennen gelernt und gleich auf mein Sofa zum Interview eingeladen.

Hallo Enrico! Ich freue mich dich hier begrüßen und interviewen zu dürfen!

Hallo Astrid, schön dich auf der FBM getroffen zu haben!

Könntest du dich unseren Leserinnen und Lesern kurz vorstellen? 

Die Frage, mit der ich mich meist schwer tue. ;)

Ich komme aus einem kleinem, verschlafenen Dörfchen am Waldrand. In der internetlosen Zeit (das ist dort immer noch quälend langsam) war vor allem meine Fantasie meine Freizeitbeschäftigung. Also entwickelte ich eine blühende Einbildungskraft – behauptete zumindest meine Mutter. Mittlerweile lebe ich seit 12 Jahren in Dresden.

Schreibst du hauptberuflich als Autor oder hast du noch einen Brotjob? 

Ich schreibe erst seit einem reichlichem Jahr – daher kann ich nicht davon leben. Hauptberuflich bin ich jedoch auch kreativ tätig, allerdings im visuellen Bereich wie Covergestaltungen, Animation, Drucksachen, Fotografie, Bildbearbeitung usw.

Wie sieht dein Alltag aus?

Hmmmh, manche würden den wohl als angenehm bezeichnen. ;)

Ich bin ein kategorischer Langschläfer, frühstücke mittags, setze mich bei gutem Wetter mit dem Laptop in den Park oder treffe Kunden und Freunde. Abends sitze ich dann vor meinem PC, wo ich allerdings regelmäßig bis weit in den morgen arbeite – bis 3 Uhr nachts ist keine Seltenheit.

Das ist dann der Teil, wo man merkt, dass selbständig sein, einfach ständig arbeiten bedeutet. Warum mache ich das nicht morgens? Weil die meisten Kunden genau dann keine Zeit haben. :D

Was magst du, was magst du gar nicht und was ist dir wichtig?

So generell? Puh, eine Menge. Ich liebe Sushi und hasse es, wenn Photoshop abstürzt. :P

Okay okay, vermutlich hättest du es gern tiefgründiger – dann eben bei dem letzten Punkt: mir ist es wichtig, dass Menschen authentisch sind und sich frei entfalten, egal was andere davon halten. Klar, kann das auch ein authentisches Arschloch sein, aber dann weiß man wenigstens, wer einem gegenüber sitzt und kann entsprechend damit umgehen.

War es schon immer der Plan gewesen zu schreiben oder bist du auf Umwegen dazu gekommen? Was war der springende Moment dafür zu sagen: "Jetzt will ich es veröffentlichen!"?

Ich habe es nie vor gehabt. Mein letztes Geschichtchen habe ich in der Schule geschrieben. Ich arbeite wie schon erwähnt eigentlich visuell. Das ist letztendlich auch das Schreiben für mich: ich beschreibe die Szenen in meinem Kopf, anstatt sie bildhaft festzuhalten.

Freunde haben mich gedrängt es zu versuchen. Es war eine blöde Idee bei ein paar Cocktails nach einem Kinoabend. Ich hätte nie erwartet, dass mein Debüt „Geborene des Lichts“ derart gut ankommt und sogar schon nach 3 Monaten für den Deutschen Phantastikpreis nominiert wird. Ich bin beinahe vom Stuhl gefallen, als ich die E-Mail erhielt!

Unterstützen dich deine Familie und Freunde, oder wissen die gar nicht, dass du schreibst?

Meine Eltern haben beide Bücher gelesen und mögen sie aufrichtig, das hätte ich nicht so direkt erwartet. Sie freuen sich für mich und sind vor allem gespannt auf den SciFi-Roman, an dem ich derzeit arbeite.

Meine Freunde wissen es zum großen Teil. Ich habe es jedoch nicht an die große Glocke gehangen, sondern es ergab sich, weil sie mich besuchten und ich tippte gerade. ;)

Wenn du gerade mal kein Buch in der Hand hältst oder eins schreibst, wo und wie erlebt man dich dann?

Viel zu oft vor dem Rechner. :D

Das ist eben mein Job und ich liebe ihn. Es ist aber auch dem Umstand geschuldet, dass viele Kunden mich auf den letzten Drücker kontaktieren und dann lieber jetzt als gleich etwas benötigen. Ja, das ist ein Schwenk mit dem Zaunpfahl! :P

Ansonsten bin ich gern mit Freunden unterwegs – etwas Billiard spielen, Quatschen bei einem Getränk oder Sport. Das Übliche, schätze ich. Oft sieht man mich auch bei der Arbeit an eigenen Projekten – das kann eine Restauration eines Möbelstücks sein, ein Fotoprojekt oder ich helfe bei einer Veranstaltung von Freunden mit aus.

Welche 3 Sachen und welche 3 Bücher würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?

Da bin ich vermutlich schrecklich unromantisch-pragmatisch: ein Feuerzeug, ein Messer und ein Behälter für Wasser. Den Rest findet man ja dort: einen Strand, wunderschöne Natur...

Meine Bücher wären „Elantris“ von Sanderson, „Wraeththu“ von Constantine (die Trilogie gibt’s in einem Band *hah*) und ein Survival-Fachbuch *unromantiiiiiisch*. :P

Hast du ein Idol? Wenn ja, wen und wieso?

Hmmmh, nein, nicht direkt. Es gibt viele Menschen, deren Leistungen ich wertschätze, aber ein Idol gibt es nicht. Ich will mich selbst kennenlernen/entfalten und niemand anderem nacheifern.
 
Welchen berühmten Autor/in würdest du gerne mal zum Essen einladen?
 
Ich weiß nicht, ob er berühmt ist, aber Brandon Sandersons Bücher können mich einfangen. Ich möchte gern mit ihm sprechen und erfahren, wie er sich zu seinen Weltkonstrukten inspirieren lässt und gern mehr Details von bisher erschienenen erfahren.

Eine klassische Fangfrage: bist du der eBook- oder Print-Fan?

Absoluter Print-Fan! Ich liebe Papier zwischen den Fingern zu fühlen und Bücher, die ich liebe, im Regal zu haben.

Wie siehst du die Entwicklung bei den eBooks, insbesondere bei der Piraterie oder auch der Möglichkeit ein eBook auch noch nach Wochen zurückgeben zu können?

Sobald etwas digitalisiert wird, seien es Bücher oder Bilder, ist der Diebstahl unglaublich einfach. Jeder Sicherheitsmaßnahme kann geknackt werden. Sobald man sich entscheidet, digital zu werden, entscheidet man sich dafür, dies zu ermöglichen. Verhindern kann man es schwer.

Das ewige Zurückgeben finde ich seltsam, ich habe doch eine Leseprobe zum Reinlesen.

Grundsätzlich befürworte ich Ebooks, da es so einfacher ist viele Bücher überall hin mitzunehmen und gerade für Selfpublisher eine Veröffentlichung erschwinglich macht.

Wenn eines deiner Bücher verfilmt würde, wer sollte die Hauptrollen spielen?

Ich habe nicht die geringste Ahnung, denn ich kenne mich mit Schauspielern nicht besonders gut aus. Ich würde welche wählen, die dem Charakter sehr ähnlich sehen und schauspielerisch alles mitbringen, um seine Art und Weise authentisch rüberzubringen.

Erzähle uns doch bitte etwas über dein aktuelles Buch.

Im August erschien „Geborene der Verderbnis“, der vielgewünschte Fortsetzungroman zu „Geborene des Lichts“. War der erste Band eine romantische Geschichte in einem Fantasy-Setting, so ist das zweite Buch deutlich abenteuerlastiger und zeichnet die dystopischen Anteile der Welt mehr auf.

Die Protagonistin ist eine Heilerin, die aufgrund ihrer Herkunft gesegnet und verflucht zugleich erscheint. In der Welt, in der sie lebt, wirkt zuerst alles klar schwarz und weiß kategorisierbar, doch mit der Zeit wird klar, dass sie nur aus Facetten von Grau besteht. Sich selbst und seinen Platz zu finden, fällt ihr, aber auch den Nebencharakteren, nicht leicht.

Woher kommen die Ideen für deine Geschichten?

Das ist eine gute Frage – sie sind einfach da. Ich höre Musik und plötzlich ist da ein Charakter oder ein Setting, was mir seine Geschichte im Kopf erzählt.

Jep – stimmt – das bedeutet: ich bin irre! :P

Wie viel von dir steckt in deinen Protagonisten?

Mehr als mir lieb ist! Es war nicht geplant, aber jeder besitzt Facetten von mir. Ich schätze, das ist normal, auch wenn man das zunächst nicht bemerkt. Ich finde das aber nicht schlimm, denn es macht die Protagonisten lebendiger.

Mit welchem deiner Protagonisten würdest du gerne einen Tag verbringen?

Mit dem zweiten Prota aus meinem derzeit in Arbeit befindlichen SciFi-Buch. Wie er so ist? Tja, ohne Spoiler kann ich das nicht verraten, also schweige ich. ;)

Sein Name ist „Rade“.

Wie lange brauchst du für eine Geschichte - vom ersten Satz bis zur Endfassung?

Circa ein halbes Jahr. Es würde schneller gehen, wenn ich nicht nebenher noch arbeiten müsste.

Warum ich nicht schneller veröffentliche? Außer dem Schreiben will soviel mehr getan werden: Cover, Webseite, Trailer, Werbemaßnahmen, Ebookprogrammierung, Print... da ich Selfpublisher bin, benötigt das ebenfalls viel Zeit... und Geld.

Gibt es beim Schreiben etwas, worauf du sehr großen Wert legst? Vielleicht eine Tradition oder Aussage?

Das es nicht super-perfekt ist – die Welt, die Charaktere, die Handlung. Perfektion ist lebensfeindlich, steril und unrealistisch. Jeder findet ein Haar in der Suppe und ich könnte alles ausradieren, aber dann fehlen die Ecken und Kanten, die ein Buch besonders machen. Wäre es rundumpoliert, ist es zweifellos ein gutes Buch. Aber ist es auch eines, was man nicht nur lächelnd und gut unterhalten weglegt, sondern auch im Kopf bleibt?

Ein Buch muss ein Gefühl hinterlassen, denke ich. Eine perfekte Konstruktion ist schön, aber kühl.

Was machst du bei einer Schreibblockade?

Die habe ich noch nie erlebt – keine Ahnung! :D

Würdest du auch mal versuchen wollen in einem anderen Genre zu schreiben?

Natürlich! Das tue ich ja auch. ;)

Wie wichtig sind Rezensionen für dich?

Im Idealfall geben sie mir gutes Feedback bzgl. Stärken und Schwächen meines Buches. Das mag ich sehr!

Ich jage jedoch nicht danach, was mir aber leider auch auf die Füße fällt.

Denn eines ist klar: die Rezensionen und Wertungen auf Amazon sorgen für erhöhte Sichtbarkeit in Suchmaschinen. Hat man wenig, zeigt es das Buch sehr weit unten an, dadurch wird es weniger gekauft, was weniger Bewertungen mit sich zieht usw.

Früher ging man in den Buchladen, griff ins Regal, kaufte oder nicht, rein nach persönlichem Gefühl. Es gab kein so stark ausgeprägtes „Ranking“. Ohne Rezensionen geht ein Buch unter, auch wenn es noch so gut ist. Das finde ich ein wenig schade.

Was ist als nächstes geplant und gibt es vielleicht sogar einen kleinen Tipp ;)?
Ich möchte gern mein SciFi-Buch (jaja ich weiß – immer noch kein Titel? :P) noch vor dem letzten Band der Trilogie herausbringen. Es macht so unglaublich Spaß daran zu schreiben und ist eine willkommene Abwechslung. Aber die Zeit, die Zeit...

Auf der Frankfurter Buchmesse hatte ich Leseproben dazu mit. Mal sehen wie das Feedback dazu ist.

Gibt es noch etwas, das du los werden möchtest? Dann nur zu!

Ignoriert auch mal Wertungen und Rankings! Lasst euch auf ein Buch ein, wo der Klappentext und die Leseprobe gut ist, wenn auch vielleicht das Cover nicht so schön. Es gibt wirkliche Perlen da draußen und bei den günstigen Ebookpreisen, ist das auch kein ruinierendes Wagnis. ;)

Warum nur Bücher lesen, die aktuell sind? Ich habe schon Leute von 10 Jahre alten Büchern, die sie nicht kannten, überzeugen können. Haltet die Augen offen und die Welt der Fantasie öffnet euch ihre sorgsam verborgenen Winkel.
Vielen Dank für dieses Interview Enrico! Wir freuen uns schon mehr von dir zu hören <3

Weiter Informationen über E.F. v. Hainwald findet ihr auf Facebook.
Weiter Infos findet ihr auch auf den Seiten der bereits erschienen Bücher:
http://www.geborenedeslichts.de/
http://www.geborenederverderbnis.de/

1 Kommentare

  1. Hallöchen! :)

    Eine tolle Seite und ein tolles Interview mit einem ganz Lieben Autor und ich finde es Interessant da ich ihn kenne und muss sagen sehr passend. Und ich lasse dir gerne ein Däumchen da. :)

    Liebe Grüßle Susanne von Bücher aus dem Feenbrunnen

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