Interview mit Edna Schuchardt
06:00Heute habe ich mal wieder einen Gast bei mir auf dem Sofa. Edna Schuchardt stellt sich meinen Fragen.
Hallo
Astrid, nein, ich danke dir für dein Interesse an meiner Arbeit
Könntest du dich unseren Leserinnen und Lesern kurz vorstellen?
Mhmm, also ich arbeite seit 1986 als
freie Autorin für mehrere deutsche
Verlage, u.a für Bastei-Lübbe, Plaisir d'Amour, Kelter oder Aaronis. Mein
Hausverlag ist aber inzwischen der Klarant
Verlag.
.
In welchem Genre schreibst du und welche Bücher sind von dir schon erschienen?
In welchem Genre schreibst du und welche Bücher sind von dir schon erschienen?
Liebe,
Erotik, Krimi und hin und wieder Horror. Offen gesagt, ich weiß es inzwischen
nicht mehr so genau. Insgesamt, also mit den Heftis, sind es über 600.
Schreibst du Hauptberuflich als
Autor oder hast du noch einen Brotjob?
Ich
schreibe hauptberuflich.
Wie sieht dein Alltag aus?
Früher
habe ich ab 9.00 Uhr am Schreibtisch gesessen und konsequent meine acht Stunden
mit einer Pause dazwischen durchgearbeitet. Inzwischen sind mein Mann und ich
schon etwas älteres Semester, die Kinder sind erwachsen und stehen auf eigenen
Füßen, da lasse ich es etwas gemütlicher angehen. Das heißt, heute arbeite ich
vormittags und am Nachmittag unternehmen wir gemeinsam etwas. Gerade jetzt in
der Weihnachtszeit besuchen wir gerne die verschiedenen Christkindlmärkte oder
wir treffen uns mit Freunden.
Was magst du, was magst du gar
nicht und was ist dir wichtig?
Ich
mag ehrliche Menschen, ich mag Kinder, Tiere und die Natur und ich mag meinen
Beruf. Gar nicht mag ich Lügner, Menschen mit brauner Gesinnung, die rechte
Strömung in unserem Land macht mich wütend, und ich hasse es wenn Kinder
misshandelt, missbraucht und oder ausgebeutet werden. Dasselbe gilt für Tiere.
Wichtig sind mir vor allem Ehrlichkeit und Achtung vor dem Leben.
War es schon immer der Plan
gewesen zu schreiben oder bist du auf Umwegen dazu gekommen? Was war der
springende Moment dafür zu sagen: "Jetzt will ich es veröffentlichen!"?
Eigentlich
wollte ich Sängerin werden. Um mein Musikstudium zu finanzieren, habe ich Kurzgeschichten
geschrieben. Später habe ich mich an den ersten Liebesromanen versucht und
endlich auch einen fertig geschrieben. Ihn zu veröffentlichen lag mir
allerdings fern, so gut fand ich ihn nicht. Meine leider viel zu früh
verstorbene Freundin Felicitas hat ihn gelesen und ohne mein Wissen an Kelter
geschickt. Die fanden ihn gut und so bin ich zunächst bei den Heftis gelandet. Ich
habe dann in den folgenden Jahren immer wieder Seminare besucht, u.a für
Dialogführung, Spannungsaufbau und so weiter, um meine Schreibe zu verbessern.
Na ja, und irgendwann hatte ich dann die Idee zu einem Buch.
Unterstützen dich deine Familie und Freunde, oder wissen die gar nicht, dass du schreibst?
Nach
über 30 Jahren in diesem Beruf ist es für meine Familie und meine Freunde ganz normal, dass ich schreibe.
Aber ich binde es nicht jedem sofort auf die Nase, dass ich als Autorin
arbeite.
Wenn du gerade mal kein Buch in
der Hand hältst oder eins schreibst, wo und wie erlebt man dich dann?
Draußen in der Natur mit unserer Hundedame
Klein-Erna, malend an meiner Staffelei, als normale Hausfrau, eben als nichts
Besonderes.
Welche 3 Sache und welche 3
Bücher würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?
Sorry,
aber ich mag mir überhaupt nicht vorstellen ohne meine Familie, Freunde oder
Bibliothek auf einer Insel zu hocken.
Hast du ein Idol? Wenn ja, wen
und wieso?
Ein
Idol? Nein, es gibt Menschen, deren Mut Engagement und Unbeirrbarkeit ich
bewundere, aber ein regelrechtes Ido habe ich nicht.
Welchen berühmten Autor/in
würdest du gerne mal zum Essen einladen?
Sir
Peter Ustinov, dem wäre ich wirklich gerne einmal begegnet. Er war ein
Multigenie (Schauspieler, Schriftsteller, Regisseur) mit herrlich hintergründigem Humor,
hochintelligent und schlagfertig. Und er war den Menschen zugetan. So hat er
seinen Ruhm eingesetzt, um diverse soziale Organisationen, z.B. Unicef, zu
unterstützen oder gegen Vorurteile und Diskriminierung zu kämpfen.
Eine klassische Fangfrage: bist
du der eBook- oder Print-Fan?
Der
Print-Fan. Ein Buch zu lesen ist viel sinnlicher als auf einen Bildschirm zu
starren.
Wie siehst du die Entwicklung
bei den eBooks, insbesondere bei der Piraterie oder auch der Möglichkeit ein
eBook auch noch nach Wochen zurückgeben zu können?
Ich
denke, dass das eBook sich neben dem Print zwar behaupten es aber nicht
überflügeln wird. Was die Piraterie angeht, so können wir Autoren nicht viel
tun, das muss von den Verlagen ausgehen. Und was das Zurückgeben angeht, das
bedeutet für uns Autoren finanzielle Einbußen. Aber bei der heute üblichen Egozentrik
und Selbstbedienermentalität interessiert das wahrscheinlich auch nur uns
Autoren.
Wenn eines deiner Bücher verfilmt würde, wer sollte die Hauptrollen spielen?
Puh,
darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Keine Ahnung.
Erzähle uns doch bitte etwas
über dein aktuelles Buch.
Da
geht es um eine junge Frau, die beschuldigt wird, ihren eigenen Bruder getötet
zu haben. Die Nachbarn, besonders eine boshafte Tratschliese, zerreißen sich
die Mäuler über sie.
Woher kommen die Ideen für deine
Geschichten?
Manchmal
höre ich jemanden etwas erzählen und es macht Klick, oder ich lese etwas in der
Zeitung und manchmal spiele ich auch das Was-wäre-wenn-Spiel, das bedeutet, ich
denke mir verschiedene Szenerien aus und spiele sie in Gedanken durch.
Wie viel von dir steckt in
deinen Protagonisten?
Na
ja, eigentlich würde ich gerne sagen, dass nichts von mir in die Personen
einfließt. Schließlich entwerfe ich für jede Hauptfigur eine eigene Vita. Aber
ich denke, dass sich trotzdem immer ein paar kleine Wesenszüge von mir
hineinschleichen.
Mit welchem deiner Protagonisten
würdest du gerne einen Tag verbringen?
Ehrlich?
Ich weiß es nicht. Es sind mittlerweile so viele, dass ich mich echt nicht für
einen einzigen entscheiden kann.
Wie lange brauchst du für eine
Geschichten - vom ersten Satz bis zur Endfassung?
Das
kommt darauf an, a) wie komplex die Geschichte ist und b) wie gründlich ich zuvor
dafür recherchiert habe. Es gibt Bücher, an denen habe ich drei Monate
geschrieben und es gibt welche, für die ich ein ganzes Jahr gebraucht habe.
Friesenschuld hat sogar noch länger gedauert, weil ich nicht den richtigen
Einstieg gefunden habe und immer wieder neu beginnen musste. Zudem musste ich dafür viel recherchieren.
Gibt es beim Schreiben etwas, worauf du
sehr großen Wert legst? Vielleicht eine Tradition oder Aussage?
Ich
hasse absolute Stille wenn ich arbeite. Bei manchen Autoren darf die Familie
nicht mal tief Luft holen, bei mir läuft im Büro den ganzen Tag das Radio.
Was machst du bei einer Schreibblockade?
Weiterschreiben, auch wenn ich alles nachher wieder
löschen muss. Aber wenn man der Blockade nachgibt, das Schreiben einstellt,
manifestiert sie sich und man kommt nie raus. Die Weisheit ist nicht auf meinem
Mist gewachsen, sondern stammt von einer Lektorin mit der ich viele Jahre bei
Lübbe zusammengearbeitet habe.
Würdest du auch mal versuchen wollen in einem
anderen Genre zu schreiben?
Das
habe ich schon versucht und festgestellt, dass es mir absolut nicht liegt. Also
lasse ich es.
Wie wichtig
sind Rezensionen für dich?
Wichtig,
wenn sie konstruktiv sind, egal ob positiv oder negativ, denn man kann daraus
lernen und so das nächste Mal bestimmte Fehler vermeiden. Die Mäkelrezis a la
'Die Buchstaben waren zu groß, zu schwarz etc.'
interessieren mich heute nicht mehr. Sie bringen mich fachlich nicht
weiter.
Was ist als nächstes geplant und gibt es vielleicht sogar einen kleinen Tipp ;) ?
Momentan arbeite ich an einer neuen
Folge der Deichklinik und dann gehe ich schon seit einiger Zeit mit einer Idee
schwanger. Da fehlt mir allerdings noch jede Menge Recherchematerial.
Ja,
ich möchte all meinen Leserinnen und Lesern für ihre Treue und ihr Interesse an
meinen Büchern danken. Ich wünsche allen
ein schönes Weihnachtsfest und alles Gute, vor allem Gesundheit und Glück, für
das Jahr 2020.
Vielen Dank für dieses Interview
Edna! Wir freuen uns schon mehr von dir zu hören <3
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