Perfektionismus von Raphael M. Bonelli - Rezension
09:00
Wer sich
ungebremst auf die Arbeit stützt und alles gibt, wird gerne bewundert. Oder wer
seinen Körper auf ein Schönheitsideal hintrainiert, wird bejubelt.
Es gibt viele Dinge, auf der wir
Menschen hinstreben. Sei es ein Zeugnis, die Arbeit, der Körper oder das
Ansehen innerhalb der Gesellschaft - wir alle wollen Anerkennung für unsere
Mühen haben. Doch manchmal ist ein bewundernder Blick, ein ehrliches Lob oder
der erhoffte Neid nicht genug.
Wer in diesem Moment schon Blut
geleckt hat, legt sich jetzt besonders ins Zeug und dann ist es nur noch ein
marginaler Sprung zum krankhaften Perfektionismus.
Meinung:
Das Wort Perfektionismus erhält in
unserer Gesellschaft immer mehr einen positiven Klang. Wir arbeiten uns darauf
hin, dass es zu einem Trend wird und wer nicht "Perfekt" ist, wird
ausgeschlossen.
Bis zu einem gewissen Grad kann und
ist das Streben nach mehr gut, aber es gibt einen Punkt, da wird aus gut schlecht
und dann sehr schnell krankhaft.
Was macht der Perfektionismus mit
uns, wenn er krankhaft wird?
Der Neurowissenschaftlicher,
Psychiater und Psychotherapeut Raphael Bonelli behandelt dieses Thema in seinem
Buch Perfektionismus.
Einfach und verständlich zu
verstehen erläutert Bonelli die Phänomene anhand von Fallbeispielen. Die Themen
reichen von der Braut, die sich nicht traut bis hin zu Schönheitswahns. Jeder
kennt irgendeine Person, die schon mal so ähnlich wie die Personen aus den
Fallbeispielen gehandelt hat und wenn man ganz ehrlich zu sich selbst ist,
erkennt man sich manchmal auch selbst in den Fallbeispielen wieder.
Mittels dieser Beispiele und der
Ursachenbestimmung von Perfektionismus erarbeitet sich der Autor
Behandlungsmethoden, die auf verschiedene und etablierte Konzepte wie von Ellis
oder Künkel beruhen. Dabei beruht sich Bonelli nicht nur auf die
naturwissenschaftlichen Möglichkeiten. Ebenfalls bindet er philosophische
Ansätze wie von Sokrates, Aristoteles oder Kant mit ein.
Fazit:
Bonelli versteht es, über den
Tellerrand hinaus zu schauen und für einen Nicht-Neurowissenschaftler
verständlich darzustellen.
Welchen Ansatz der Autor gegen den
Perfektionismus hat, werde ich hier nicht verraten, denn dieses Buch sollte man
wirklich lesen. Ich hatte sehr viel Spaß damit und die Erarbeitung und
Verknüpfung verschiedener Thesen hat mir besonders gut gefallen.
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