Interview mit Thomas Dellenbusch - Teil 1/3
07:00
Neben seiner Eigenschaft als Autor verlegt Thomas
Dellenbusch unter dem Label „Mein KopfKino“ aber auch Novellen anderer
Autor/innen. Sie sind nicht nur als Kindle eBook erhältlich, sondern auch als
Hörbuch, so dass man wunderbar die Augen schließen und sie sich vorlesen lassen
kann. Das finde ich, ist schon ein besonderes Angebot, das sich für meinen
Geschmack auf sehr interessante Weise aus dem Bücherwald heraushebt.
Als ich Thomas um dieses Interview gebeten habe, war er
sofort begeistert und bereit. Darüber freue ich mich sehr. Nun haben wir uns
gemeinsam etwas Besonderes ausgedacht!! Normalerweise laufen Interviews auf
Blogs wie diesem stets so ab, dass der oder die Blogger/in die Fragen schickt
und der oder die Autor/in ergänzt sie mit den Antworten. Auf diese Weise
entwickelt sich jedoch kein „echtes“ Gespräch, denn in einem solchen könnte man
ja mal auf eine Antwort etwas tiefer eingehen oder genauer bohren. Deswegen
haben Thomas und ich es diesmal anders gemacht. Ich habe ihm nur die erste
Frage geschickt, auf die er antwortete. Erst daraus ergab sich die zweite Frage
und so weiter. Was das im Laufe vieler Tage ergeben hat, könnt Ihr nun hier
verfolgen. Viel Vergnügen mit einem Interview, das sich tatsächlich erst so in
seinem Verlauf entwickelt hat. Da dieses Interview auf diese Weise sehr lang geworden ist, habe ich mich entschieden es euch in drei Teilen
Lesesofa: Wie bist Du zum Schreiben gekommen?
TD: Von jenen Novellen, von denen Du eingangs sprachst,
schrieb ich die erste im Jahr 2010. Damals wurde meine (Ex-)Schwägerin 40 Jahre
alt, und mir ging es damals finanziell nicht so gut. Sie sagte zu mir: „Von Dir
wünsche ich mir zum Geburtstag nichts, was Dich Geld kosten könnte. Stattdessen
schreibe doch für mich eine Geschichte. Und da ich Ostern Geburtstag habe, soll
es eine Ostergeschichte sein.“ Ich schrieb für sie „Das Testament“, eine Kriminal-Romanze im Rom der

Lesesofa: Warum bist du von der Polizei weg und wann?
TD: Ich habe im Sommer 1999, nach fast zwanzigjähriger
Zugehörigkeit, freiwillig gekündigt, um mich mit einer Werbeagentur selbständig
zu machen. Meine Aufgabe im Landeskriminalamt NRW hatte mir zwar Spaß gemacht,
aber die ganz speziellen Eigenarten einer hierarchisch und bürokratisch
strukturierten Behörde waren nicht mehr zum Aushalten.
Lesesofa: Das kann ich mir gut vorstellen. Wie kamst du auf
die Idee, eine Werbeagentur zu eröffnen?
TD: Wichtiger als alles andere war mein Wunsch, mein eigener
Herr zu sein und keine Vorgesetzten mehr zu haben. In den 1980ern hatte ich
nebenher einen kleinen Spieleladen, für den ich die Werbung selbst gemacht habe
(ohne Ahnung von der Materie Werbung zu haben). Dann habe ich Seminare dazu
besucht und viele Fachbücher gelesen. Dabei habe ich herausgefunden, wie viel
Analytik damit verbunden ist, gute Werbung zu machen. Das hat nichts mit
Manipulation zu tun, sondern man muss herausfinden, was die eigene Zielgruppe
wirklich will und darauf eingehen. Das ist gute Werbung und nichts anderes.
Wenn ich im Fernsehen TV-Spots sehe mit dem gebrüllten Ausruf „Ganz Deutschland
geht zu XY“, dann sträuben sich mir die Nackenhaare. Auf jeden Fall habe ich in
den 1990ern angefangen, Werbung für befreundete Geschäftsleute zu machen. Und
nachdem die sehr gut funktionierte und ich jahrelang beim LKA quasi auch
Werbung für die Kriminalprävention konzipiert und dabei von den beteiligten Agenturen
viel gelernt habe, war es Zeit, sich damit selbständig zu machen. Ich hatte
eine bestimmte, neuartige Idee für mittelständische Handwerksbetriebe, und die
hat viele Jahre sehr gut funktioniert. Jetzt bin ich in der Schriftstellerei
angekommen, und das fühlt sich anders an, als alles andere zuvor. Es fühlt sich
nach „Zuhause“ an. Alles hat ja bekanntlich seine Zeit.
Lesesofa: Das klingt super, und es freut mich für Dich. Wie
bist du auf die Idee gekommen, den Kopfkino-Verlag zu gründen?
TD: Angefangen habe ich einfach damit, nur meine eigenen
Geschichten anzubieten. Das tat ich allerdings von Anfang an unter dem Label
„Mein KopfKino“, weil es das für mich einfach treffend bezeichnet. Immerhin
sind es ja Geschichten in Spielfilmlänge, die als Vorlesegeschichten eine
alternative Freizeitbeschäftigung zu Kino oder Fernsehen sein sollen. Also lag
der Begriff „KopfKino“ mehr als nahe. Ende 2014 zeichnete sich dann schon ab,
dass auch andere Autoren die Vorteile dieses Nischenproduktes sahen und
ebenfalls „Erzählungen in Spielfilmlänge“ anbieten wollten. Und da es nicht
sinnvoll ist, dass jeder für sich alleine um Leser buhlt, war die Idee geboren,
das unter einem einheitlichen und wiedererkennbaren Label als Gemeinschaft zu
tun. Als Team! Dazu musste, auch aus rechtlichen Gründen, ein Verlag angemeldet
werden. So entstand also der KopfKino-Verlag.
Lesesofa: Erzähl uns doch bitte etwas über die Genres, die
der Verlag vermarktet.
TD:
Geschichten, die beim Lesen so lang wie ein Spielfilm sind, eignen sich für viele
verschiedene Anlässe, z.B. im Zug oder im Flugzeug, als Hörbuch bei einer
längeren Autofahrt, im Wartezimmer einer Praxis, als Gute-Nacht-Geschichte usw.
Aber vor allem eignen sie sich dazu, sich gegenseitig einen Spielfilm
vorzulesen, wenn der Fernseher ausbleiben soll oder nicht vorhanden ist, z.B.
am Abend eines Wandertages am Lagerfeuer, auf einem Segelboot im neuen Hafen
u.s.w. Und da liegt der Knackpunkt bezüglich der Genres. Ich möchte, dass sich
beispielsweise die Mitglieder einer Wandergruppe oder die Segler am Abend ihres
Urlaubstages gut unterhalten fühlen. Ich glaube nicht, dass Grusel, Horror oder
auch Erotik dafür geeignet sind. Deswegen gibt es das nicht im KopfKino-Verlag,
sondern nur jene Genres, die auch auf emotionale, lustige oder spannende Weise
für Unterhaltung sorgen. Zur Zeit findet man Mystery-Krimis, Science Fiction,
ein Hoffnung gebendes Gewissensdrama, Thriller, natürlich Liebesromanzen und
mit „Verstecktes Herz“ und „Liebe ist kein Gefühl“ auch zwei eher
anspruchsvolle Erzählungen.
Lesesofa:
"Liebe ist kein Gefühl" war mein erstes Buch und "Verstecktes
Herz" mein zweites Buch von dir, und du hast mich gleich mit deiner
Schreibweise und deinem Stil gefangen. Wie kam dir die Idee zu diesen
Geschichten? Und ganz allgemein, was inspiriert dich zu den Geschichten?
TD:
Ganz allgemein experimentiere ich gerne mit verschiedenen Aufgabenstellungen.
Im „Weichensteller“ wollte ich Zeitreisen ermöglichen, ohne an dem berühmten
Großvater-Paradoxon zu scheitern.


mir ein „literarischer“ Sprachstil gelingt. Tja, und „Liebe ist kein Gefühl“ ist ein Sonderfall.

Daher
liegt auch immer so viel Zeit zwischen zwei Geschichten, obwohl es ja „nur“
Novellen sind. Für mich kommt es beim Schreiben aber nicht auf die hohe
Seitenzahl an, sondern darauf, dass das Ergebnis bewegt, berührt, überrascht,
oder dass einfach ein bestimmter konzeptioneller Kniff begeistert.
Lesesofa: Das gelingt dir sehr gut. Ich bin jedes Mal
fasziniert und begeistert.
Erzähl uns doch bitte etwas über dein neues Buch "Chase", das
ein Thriller ist.

Lesesofa: Die Umsetzung ist dir sehr gut gelungen. Ich habe
den Thriller gelesen und bin begeistert. Meine Rezi zu "Chase" findet
ihr hier.
Morgen geht es mit dem zweiten Teil weiter. Ich hoffe ihr habt euch heute gut unterhalten.
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