Buchvorstellung: Friesenbrise 1: Liebelei auf Norderney (Pension Friesenbrise)

06:00

Diesmal habe ich "Friesenbrise 1: Liebelei auf Norderney (Pension Friesenbrise)" von Dörte Jensen für euch. Dies ist die Auftaktgeschichte ihrer Serie Pension Friesenbriese.

Kurzbeschreibung
Die Unternehmensberaterin Saskia Tarras reist im Auftrag ihres skrupellosen Ehemannes Richard Zinser nach Norderney. Dort soll sie den Eigentümer der »Friesenbrise« zum Verkauf seiner Pension bewegen. Nach anfänglichen Reibereien fühlt sie sich immer mehr zu dem Insulaner Hauke de Vries hingezogen. Schließlich flieht sie vor ihren eigenen Gefühlen und kehrt unverrichteter Dinge zu ihrem Mann zurück. Als Richard wenig später Haukes sechsjährigen Sohn Ben entführt, muss sich Saskia entscheiden. Wird sie Hauke in seinem Kampf gegen ihren eigenen Mann beistehen? Oder wird ihre gemeinsame Zeit nur eine Liebelei auf Norderney gewesen sein?

Meinung:
Diese Auftaktgeschichte zu der Serie Pension Friesenbrise ist Dörte Jensen perfekt gelungen. 
Es ist in dieser Story alles enthalten, was man sich bei einem Liebesroman wünschen kann. Ja, es geht um die Liebe, aber nicht nur. Es entwickelt sich in der Geschichte ein Krimi, dessen Spannungsbogen bis zum Schluss stetig ansteigt. Der Leser kann gar nicht anders als mitfiebern. Ich finde es auch sehr schön, dass diese Geschichte in Deutschland stattfindet und so einige typische Gepflogenheiten der Inselbewohner einfließen. Man kommt in Urlaubsstimmung und taucht in die Geschichte ab.

Den Schreibstil von Dörte Jensen finde ich sehr schön und fliesend und so ist es nicht verwunderlich, dass man die Umwelt vergisst und komplett in das Geschehen abtaucht.

Fazit:
Wunderschöne und romantische Liebesgeschichte, die eine überraschende Wendung macht und sehr spannend ist. 

Leseprobe:
INSELLEBEN


Berlin, November 2014

Drei Männer beugten sich in einem modernen Büro am Berliner Savignyplatz über das maßstabsgetreue Modell der ostfriesischen Insel Norderney. Der Damenpfad und die Kaiserstraße wurden von Luxushotels und elitären Wohnanlagen dominiert, von denen man eine wundervolle Aussicht auf die Nordsee hatte.
Im Inselzentrum warteten sündhaft teure Bars und exklusive Restaurants auf jene zahlungskräftige Kundschaft, die sich eine Beteiligung an der Immobiliengesellschaft «Inselleben» leisten konnte.
Ein ausgebauter Flughafen und zwei Hubschrauberlandeplätze sorgten für eine schnelle Erreichbarkeit der Insel. Im erweiterten Hafenbecken konnten auch größere Jachten ankern.
„Auf Norderney sind Sie unter ihresgleichen“, erläuterte ein smarter Mittdreißiger in einem anthrazitfarbenen Maßanzug seinem Kunden die Vorteile. „Wenn wir der Insel ein neues Gesicht gegeben haben, wird der Pöbel von dort verschwinden. Auf Norderney werden Sie zukünftig alle Annehmlichkeiten ihres Jetset Lebens finden. Sie müssen auf nichts verzichten. An dieser Stelle“, der Immobilienverkäufer deutete auf einen Punkt in der Kaiserstraße, „wird das erste Hotel des Projektes «Inselleben» entstehen. Wenn Sie sich zu einer Einlage entschließen, wird es Ihnen gehören. In den nächsten Jahren werden sich namhafte Investoren aus anderen Inseln wie Sylt zurückziehen und hier investieren. Die Preise werden garantiert explodieren!“
„Ich weiß nicht.“
Vladimir Sokolow fuhr sich mit der Hand über das stoppelige Gesicht. Dabei wurde mit den drei eintätowierten Punkten zwischen Daumen und Zeigefinger die Tätowierung aus seiner Knastzeit sichtbar.
„Warum sollte ich mein Geld in Immobilien auf einer Nordseeinsel investieren, wenn ich auch Hotels in der Karibik erwerben kann?“
Der Russe trank einen weiteren Schluck von seinem Belvedere Wodka.
„Weil Sie ein Mann mit Visionen sind. Schließlich haben Sie Ihr Imperium aus dem Nichts aufgebaut“, mischte sich der Geschäftspartner, ein untersetzter Glatzkopf, in das Gespräch ein.
„Ich will keine Visionen kaufen, sondern einfach nur einen guten Deal machen.“
Vladimir Sokolow wandte sich an seine Begleiterin, die mit einer Champagnerflöte in der Hand gelangweilt aus dem Fenster sah.
„Soll ich dir das Hotel Inselleben kaufen?“
„Warum nicht?“ Die Stimme des ehemaligen Models war so gleichgültig, als ob er ihr nur einen Kaffee angeboten hätte. „Es ist aber kalt und windig auf Norderney“, gab sie zu bedenken.
„Mir gefällt das raue Klima. Es ist wie mein Leben. Ist das Objekt schon in ihrem Immobilienbestand?“
„Wir verhandeln noch mit dem Eigentümer. Der wird uns aber keine Probleme bereiten. Das garantieren wir Ihnen.“
Der Fondsmanager strich sich eine Strähne seiner gegelten Haare aus der Stirn.
„In Russland habe ich für jedes Problem eine Kugel. Sollten Sie Ihre Versprechen nicht einhalten, werde ich Ihnen also keine Anwälte auf den Hals hetzen. Diese juristischen Bluthunde kosten nur Geld. Eine Kalaschnikow ist billiger und effizienter. Meinen Sie nicht auch?“
Die Angesprochenen sahen sich einen Moment lang schweigend an. Dann nickten sie.
„Dann sind wir uns also einig! Ich liebe einfache Geschäfte ohne Verträge.“
Der Russe nahm den Koffer, der neben ihm auf dem Boden stand, und legte ihn neben das Norderney-Modell auf den gläsernen Schreibtisch.
„Darin befinden sich die vereinbarten zehn Millionen Euro. Sie können gerne nachzählen.“
„Das wird sicher unnötig sein. Wir vertrauen Ihnen.“
Vladimir Sokolow schüttelte den Kopf.
„Das ist ein Fehler. Ich vertraue niemandem. Wann wird das Hotel Inselleben eröffnet?“
„Im Mai nächsten Jahres.“
„Schicken Sie mir Fotos, wenn es fertig ist. Wenn ich keine Bilder bekomme, haben wir ein Problem. Ist das klar?“
„Selbstverständlich. Demnach werden Sie nicht zur Eröffnung kommen?“
„Was soll ich denn auf Norderney? Ich bevorzuge ein wärmeres Klima. Zur Erinnerung an unser Treffen nehme ich ihren Prospekt mit. Ich gehe davon aus, dass Sie unsere Zusammenkunft mit der nötigen Diskretion behandeln.“
„Natürlich. Das ist doch auch in unserem Sinne. Bei uns ist ihr Geld in guten Händen.“
„Das hoffe ich für Sie. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen? Mein Schätzchen langweilt sich. Komm!“ Er reichte ihr die Hand.
„Wir sind hier fertig.“
Der Glatzkopf begleitete das Paar zur Tür.
Nachdem sie verschwunden waren, grinste er seinen Geschäftspartner an. Mit der Immobilienanlage «Inselleben» würden sie sich eine goldene Nase verdienen.
Wenn sie das erste Hotel ihrer Kette erst einmal eröffnet hatten, würden andere Investoren nachziehen. Zufrieden sammelte er die restlichen Prospekte ein und verstaute sie in seiner ledernen Aktentasche.
„Bist du sicher, dass der Kerl sein Haus verkaufen will?“ Der smarte Manager sah seinen Geschäftspartner fragend an.
„Es ist mir vollkommen egal, ob er das machen will. Ich werde schon dafür sorgen, dass er es tun muss. Der macht uns keine Schwierigkeiten.“
„Das höre ich gerne. Während du dich darum kümmerst, sorge ich dafür, dass die acht Millionen auf die Nummernkonten des Fonds eingezahlt werden.“
„Eine Million Euro Provision für jeden von uns. Ist das nicht fantastisch? Warum sind wir eigentlich nicht früher auf die Idee mit der Geldwäsche gekommen?“
„Weil wir anständige Menschen sind!“
Die Männer klopften sich vor Lachen gegenseitig auf die Schulter.


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