Interview mit Alesia Fridman
03:00Heute habe ich Alesia Fridman zu Besuch auf meinem Sofa.
Und ich freue mich, auf Deinem Lesesofa Platz nehmen zu dürfen, liebe Astrid.
Könntest du dich unseren Leserinnen und Lesern kurz vorstellen?
Ich bin eine Träumerin und habe schon immer nur einen Teil meines Lebens in der Realität verbracht. Mit dem Schreiben von Romanen habe ich eine Möglichkeit gefunden, meine Träume ein stückweit mit ins echte Leben mitzunehmen.
In welchem Genre schreibst du und welche Bücher sind von dir schon erschienen?
Das wichtigste Thema, das sich durch meine Romane zieht ist die Liebe. Allerdings geht es nicht immer um die klassische Liebe zwischen Mann und Frau, die mit „und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“ endet. Mich interessieren vor allem die verschiedenen Spielarten der Liebe und die ganze Bandbreite der Emotionen in zwischenmenschlichen Beziehungen. Ein weiteres wichtiges Thema ist das Reisen und die Auseinandersetzung mit fremden Kulturen. In meinem aktuellen Roman „Seifenblasen“ spielt das allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Bedingt durch meine berufliche Vorgeschichte fließen medizinische Themen auch immer mit in meine Romane ein. Insgesamt musste ich bislang feststellen, dass ich mich nicht auf ein Genre festlegen kann. Um mich in einem Roman wohlzufühlen, brauche ich eine Schnittmenge, eine bunte Mischung – so wie das Leben eben auch eine bunte Mischung ist.
Bislang erschienen sind:
„Portugiesische Assemblage“ – eine erotische Novelle
„Mutterland“ – ein erotischer Afrikaroman
„Die Traumtaucher“ – eine romantischer Australienthriller
„Seifenblasen“ – ein Entwicklungsroman
Schreibst du Hauptberuflich als Autor oder hast du noch einen Brotjob?
Leben kann ich vom Schreiben nicht. Ich habe noch einen Teilzeit-Brotjob in einer Arztpraxis.
Wie sieht dein Alltag aus?
Mein Alltag besteht aus dem Spagat, den viele berufstätige Mütter hinbekommen müssen. An erster Stelle stehen die Kinder, dann der Beruf und das Schreiben und ganz zum Schluss kommt mein armer Mann. Zum Glück ist er verständnisvoll und ist beruflich extrem eingespannt 😊
Was magst du, was magst du gar nicht und was ist dir wichtig?
Was ich schon mal gar nicht mag, sind Streit und Konflikte. Das macht mich völlig fertig. Besonders schrecklich sind Krankheiten. Sie reißen das ganze Leben auseinander.
Am wichtigsten ist mir meine Familie, die steht an erster Stelle. Mittlerweile ist mir auch das Schreiben sehr ans Herz gewachsen. Ich würde sogar behaupten, dass es zu einer Sucht geworden ist, denn wenn ich ein paar Tage nicht dazu komme, treten heftige Entzugserscheinungen auf.
Zu der Frage, was ich mag, fällt mir ziemlich viel ein: Zeit mit meiner Familie verbringen, ein gutes Buch, ein leckerer Kaffee, Reisen, das Meer, Zeit mit Freunden, …
War es schon immer der Plan gewesen zu schreiben oder bist du auf Umwegen dazu gekommen? Was war der springende Moment dafür zu sagen: "Jetzt will ich es veröffentlichen!"?
Vor einiger Zeit habe ich bei meinen Eltern ein unvollendetes „Manuskript“ gefunden, dass ich mit etwa vierzehn geschrieben habe. Ich hatte es ganz vergessen, aber die Geschichte hatte ich noch im Kopf. Immer mal wieder habe ich einen Versuch unternommen, die Geschichten, die in meinem Kopf herumgeistern, aufzuschreiben. Allerdings habe ich die Kraft, etwas wirklich abzuschließen und den Mut, es auch zu veröffentlichen, erst vor ein paar Jahren gefunden. Der Anstoß war ein Schreibwettbewerb, an dem ich teilgenommen habe und den entscheidenden Schubser hat mir mein Mann gegeben. Er hat mir zugeredet, es zu wagen.
Unterstützen dich deine Familie und Freunde, oder wissen die gar nicht, dass du schreibst?
Eine relativ lange Zeit wusste nur mein Mann davon. Ich habe mich nicht getraut, mich zu „outen“. Mittlerweile habe ich es meiner Familie und einigen Freunden erzählt und werde von ihnen erfreulicherweise sehr unterstützt.
Wenn du gerade mal kein Buch in der Hand hältst oder eins schreibst, wo und wie erlebt man dich dann?
Mit den Kindern, im Haushalt oder in der Praxis. Ansonsten versuche ich zum körperlichen Ausgleich gelegentlich ins Fitnessstudio zu gehen.
Welche 3 Sache und welche 3 Bücher würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?
Meine drei Kinder sind zwar keine Sachen, aber die hätte ich doch gerne bei mir 😊
Sollte ich gemeinsam mit meinen Kindern auf der einsamen Insel (ich gehe davon aus, dass es eine sonnige Insel mit Palmen, weißen Sandstränden und einem bunten Korallenriff im tiefblauen Meer ist, auf der man trotz aller Einsamkeit Cocktails mit Schirmchen bekommt), noch zum Lesen kommen, würde ich folgende Bücher mitnehmen:
„Weit weg und ganz nah“ von Jojo Moyes: mein Lieblingsbuch dieser Autorin, das ich immer wieder lesen könnte
„Die Entdeckung des Himmels“ von Harry Mulisch: das habe ich vor langer Zeit gelesen und würde es gerne mal wieder lesen, da es nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat
„Der alte Mann und das Meer“ von Ernest Hemingway: das wollte ich schon immer mal lesen und habe es bislang nicht geschafft
Hast du ein Idol? Wenn ja, wen und wieso?
Ein richtiges Idol habe ich nicht. Es gibt viele Menschen, die ich bewundere, für das, was sie leisten und wie sie in schwierigen Situationen bestehen. Dazu gehören zum Beispiel auch einige Patientinnen, die trotz schwerer Schicksalsschläge, die Freude am Leben nicht verloren haben und sich ihren Humor bewahrt haben. Der Begriff Idol beinhaltet, dass man dieser Person nacheifert. Das möchte ich gar nicht. Ich versuche, meinen eigenen Weg zu finden.
Welchen berühmten Autor/in würdest du gerne mal zum Essen einladen?
Wenn er noch leben würde: Carl Friedrich von Weizsäcker. Ich denke, er wäre ein sehr interessanter Gesprächspartner.
Eine klassische Fangfrage: bist du der eBook- oder Print-Fan?
Ganz eindeutig bin ich ein eBook-Fan. Ich finde es wahnsinnig praktisch und sehr angenehm zu lesen.
Wenn eines deiner Bücher verfilmt würde, wer sollte die Hauptrollen spielen?
Für die Traumtaucher hätte ich gerne Daniel Craig als Alexej und Kate Winslet als Sarah
Für Mutterland wäre Vivica Fox als Tara die Idealbesetzung.
Erzähle uns doch bitte etwas über dein aktuelles Buch.
An „Seifenblasen“ habe ich ziemlich lange gearbeitet. Ich hatte die Geschichte zunächst als
Kurzgeschichte ausgearbeitet und sie dann doch nach und nach zu einem Roman erweitert. Es ist die Geschichte einer Frau, die eigentlich ein perfektes Leben führt. Die Begegnung mit einem Mann lässt sie daran zweifeln, ob wirklich alles so perfekt ist. Kurz darauf hat sie einen schweren Autounfall, der ihr Leben aus den Fugen geraten lässt. Sie verbringt eine lange Zeit im Krankenhaus und muss danach ihr Leben neu sortieren. Dabei helfen ihr ihre Freundinnen und Menschen, von denen sie es gar nicht erwartet hätte.
Woher kommen die Ideen für deine Geschichten?
Die Reisen, die ich unternommen habe und hoffentlich noch unternehmen werde, inspirieren mich sehr. Ansonsten sind es kleine Begebenheiten des Alltags, Begegnungen mit Menschen oder Beobachtungen, die ich mache, die mein Kopfkino ankurbeln.
Wie viel von dir steckt in deinen Protagonisten?
Ich würde mal sagen, dass ich in jedem meiner Protagonisten ein kleines bisschen von mir verarbeite. Eine Facette, die ich in dem Protagonisten stärker ausarbeite und dann bekommt er im Gegenzug noch komplett andere Charakterzüge, die ich mir nicht zuschreibe. Das Spannende beim Schreiben ist für mich auch, dass sich die Protagonisten weiterentwickeln. Sie bekommen eine Eigendynamik und schaffen es, mich beim Schreiben zu überraschen.
Mit welchem deiner Protagonisten würdest du gerne einen Tag verbringen?
Alexej finde ich schon sehr sexy 😊
Wie lange brauchst du für eine Geschichten - vom ersten Satz bis zur Endfassung?
Ich brauche mindestens ein Jahr. Ich versuche zwar jeden Tag zu schreiben, aber die Zeit, die mir dafür zur Verfügung steht, ist sehr begrenzt. In meinem Fall müssen die Geschichten auch reifen. Ich habe nicht von Anfang an die kompletten Abläufe im Kopf. Die Protagonisten und die Ereignisse entwickeln sich im Laufe der Zeit.
Gibt es beim Schreiben etwas, worauf du sehr großen Wert legst? Vielleicht eine Tradition oder Aussage?
Ein Plädoyer, das hoffentlich aus all meinen Romanen klingt, ist Toleranz. Jeder Mensch ist individuell und egal welche Hautfarbe, Sprache, Religion, ethnische Zugehörigkeit oder sexuelle Orientierung verdient er es, respektiert zu werden, solange er anderen nicht schadet.
Was machst du bei einer Schreibblockade?
Da ich für meinen Geschmack viel zu wenig Zeit zum Schreiben habe, habe ich das bislang noch nicht erlebt. Sollte es bei mir auftreten, würde ich mich vermutlich eine Weile lang meinen anderen Lebensbereichen widmen, und das Schreiben für eine Weile ruhen lassen. Ein Autor, der vom Schreiben leben muss, kann sich das natürlich nicht leisten.
Würdest du auch mal versuchen wollen in einem anderen Genre zu schreiben?
Da meine Romane sich keinem Genre richtig zuordnen lassen, tue ich das ja schon. Ein Genre, das mich reizen würde, in das ich mich bislang noch so gar nicht gewagt habe, ist Fantasy.
Wie wichtig sind Rezensionen für dich?
Sie sind sehr wichtig für mich! Zum einen ein großer Ansporn weiterzumachen. Wenn ich aus einer Rezension lesen kann, dass ich die Leserin oder den Leser bewegt oder zum Nachdenken gebracht habe, dann ist das der beste Lohn, den ich mir vorstellen kann. Negative Kritiken sind natürlich schwer zu schlucken. Am Anfang hat mich das wirklich stark getroffen und auch regelrecht gelähmt. Aber mittlerweile versuche ich, daraus zu lernen. Verbessern kann man sich immer und konstruktive Kritik hat hoffentlich auch dazu geführt, dass ich mich als Autorin verbessern konnte.
Was ist als nächstes geplant und gibt es vielleicht sogar einen kleinen Tipp ;) ?
Zwischen „Die Traumtaucher“ und „Seifenblasen“ lag ja ein relativ langer Zeitraum. Unter anderem lag das daran, dass ich zeitgleich noch an einem anderen Roman gearbeitet habe. Und dieser Roman soll im Juli erscheinen. Als Schauplatz habe ich mir diesmal wieder einen exotischen Ort ausgewählt, nämlich ein amerikanisches Staatsgefängnis.
Gibt es noch etwas, das du losen werden möchtest? Dann nur zu!
Ich möchte mich bei allen Leserinnen und Lesern bedanken. Ohne euch wäre das Schreiben wie ein Baum ohne Wasser 😊
Vielen Dank für dieses Interview Alesia! Wir freuen uns schon mehr von dir zu hören <3
Weiter Informationen zur Autorin findet ihr auf ihrer Homepage und auf Facebook.
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