Seal Team Two: Daphne von Casey Stone - Buchvorstellung
06:00Mit "Seal Team Two: Daphne" hat Casey Stone den dritten Teil seiner Seal Team Two Reihe veröffentlicht.
Daphne Sanchez – taff, sexy, gefährlich und hart im Nehmen – arbeitet Undercover für die US Navy.
Da sie ihre Aufträge von ganz oben erhält, weiß kaum jemand von ihrer Existenz, obwohl sie Teil des SEAL Team Two ist.
Die Einzelgängerin kümmert sich um die besonders brisanten Fälle, die Fingerspitzengefühl erfordern.
Keine Mission ist ihr zu schwer, zu lang oder zu kompliziert.
Als sie jedoch ins Kreuzfeuer der Mexikanischen Drogenmafia gerät und ein ihr nahestehender Zivilist involviert wird, muss sie alles auf eine Karte setzen und ihre Identität preisgeben.
Wird es ihr gelingen, über ihren Schatten zu springen und Hilfe anzunehmen?
Wird sie es schaffen, sich ihrer Vergangenheit, die immer noch ihr Leben bestimmt, zu stellen?
Heißer, emotionsreicher und actiongeladener dritter Teil der SEAL Team Two Reihe.
Meinung:
Genau so stelle ich mir Daphne vor. Eine toughe Frau, die weiß was sie will. Das Cover passt also perfekt. Auch von der Aufteilung der Schrift.
Wer "Seal Team Two: Carter" gelesen hat, der hat ja schon eine kleine Ahnung, wer Daphne ist und was sie macht. Die Geschichte startet mit einem kleinen Rückblick und schließt so ganz toll an Carter an, nur mit etwas mehr Backround-Infos. Ja, man lernt Daphne gleich etwas näher kennen und auch Charlie. Ihr fragt euch sicher wer das ist. Es ist ein Kater, der eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielt. Warum, da müsst ihr selber raus bekommen. Ich will ja nicht spoilern 😉 Und dann kommt Ethan ins Spiel. Er ist heiß und könnte selber ein Seal sein. Ich muss euch aber enttäuschen, er ist keiner. Aber er ist ein Traum von einem Mann, der Daphne die Zeit lässt, die sie braucht.
Ich liebe die Seal Team Two Reihe von Casey und dieser Teil hat mir als Frau mega gefallen, da Daphne sich nicht unterkriegen lässt und trotz aller Schwierigkeiten cool und schlagfertig ist und bleibt. Die Geheimnisse um sie werden auch im Laufe der Zeit gelüftet.
Die Geschichte hat alles, was ich als Leser mag. Sie ist sehr spannend, dramatisch, rätselhaft und rasant. Aber auch die Liebe, Romantik und der heiße Sex kommen nicht zu kurz. Sie ist einfach rundum perfekt und dazu noch der wunderbare Schreibstil von Casey, der mich immer wieder aufs neue in seine Welt abtauchen lässt.
Fazit:
Ein sehr emotionales und spannendes Buch, das ich jedem nur empfehlen kann.
Es kann unabhängig von den anderen Teilen gelesen werden.
Weiter Informationen zum Autor auf seiner Homepage und auf Facebook.
Weiter Informationen zum Autor auf seiner Homepage und auf Facebook.
Leseprobe:
Prolog:
Sechs Monate dauert dieser Einsatz jetzt schon und ich kann hier nicht länger bleiben – keinen einzigen Tag mehr. Ursprünglich wollte niemand nach Mexiko, nicht einmal für eine Woche, obwohl diese Aufträge für gewöhnlich die besten sind. Eine überschaubare Zeit unterwegs sein und am Ende gibt es einen saftigen Gehaltscheck. Was will Frau mehr? Damals saß ich seit Wochen in einem schlecht belüfteten Büro an der Ostküste fest, schrieb Berichte und musste mich nach vielen Undercover-Einsätzen und Schicksalsschlägen etwas akklimatisieren. Doch mir fiel die Decke schneller auf den Kopf, als es mir lieb war. Mit Mitte 20 wechselte ich von der DEA – Drug Enforcement Administration - zur Navy, profilierte mich schnell, bis die richtigen Leute auf mich aufmerksam wurden. Einer davon war Major General Rockford. Sein silbergraues Haar erinnert mich noch heute an meinen Dad, der ihm in gewisser Weise sehr ähnlich war, nicht nur optisch. Der Major hatte meine Akte gelesen und mich bei einem Besuch in Little Creek um ein Gespräch ersucht. Er berichtete mir von dem ihm unterstellten SEAL Team Two, für das er sich meine Unterstützung erhoffte. Innerhalb der U.S.-Streitkräfte dürfen sich die Generäle ihr Personal ausleihen, wo und wie sie belieben. Weil ich wieder hinaus wollte und Action brauchte, vertraute er mir meinen ersten Auftrag bei den SEALs an. Mittlerweile ist der Geschichte, aber aufgrund meiner Abstammung werde ich immer wieder südlich der Grenze unseres Landes eingesetzt. Mein Dad war Mexikaner, meine Mum Griechin, und dank ihnen spreche ich vier Sprachen - fließend –, unter anderem Spanisch, was zusammen mit meinem Aussehen der Pass für Mittelamerika ist. Jetzt bin ich aber vom eigentlichen Thema abgeschweift. Mexiko, hier stecke ich im Moment fest. In dieser Villa, die auf einem riesigen Areal inmitten des Bajamar Golfclubs steht. Wem dieses Haus gehört? Einem der gefürchtetsten Drogenbosse überhaupt, der seine Gegner und Widersacher ohne Skrupel aus dem Weg räumt, ja, geradezu niedermetzelt. Er selbst nennt sich El Espada – die Schwerter. Ein Mann, dessen kleines Kartell tonnenweise Drogen in die Vereinigten Staaten von Amerika schmuggelt. Schon zu meinen DEA-Zeiten war er aktuell, doch irgendwie konnte er immer wieder entwischen. Die Bürokraten in Washington gaben den Auftrag letztendlich an die U.S. Army ab, die ihn wiederum an die Navy weiterreichte. Als in La Misión, dem nächsten Ort unweit des Golfplatzes, nach neuen Leibwächtern gesucht wurde, schleuste man mich in Mexiko ein, und dann war es ein Leichtes, ins Innere dieser kriminellen Organisation zu gelangen. Mir war bewusst, dass es Monate dauern würde, aber zu Hause hatte ich nichts zu verlieren. Mein Auftrag war klar: So viele Informationen wie möglich zu sammeln, an den General weiterleiten und dabei um keinen Preis auffliegen. Und nicht zu vergessen sind meine persönlichen Interessen, über die ich an dieser Stelle allerdings nicht sprechen will. El Espada’s Machenschaften sind vielen Politikern bei uns im Land ein Dorn im Auge. Nicht zuletzt, weil deren Kinder diese billigen Drogen aus Mittel- und Südamerika selber konsumieren und einige von ihnen bereits mit dem Leben bezahlten. Sobald alle Schwachpunkte des Kartells bekannt sind, will man den Golfclub dem Erdboden gleichmachen. Blöd nur, dass es sich anders entwickelt hat, als vor langer Zeit geplant. Seit Tagen passieren hier ungewöhnliche Dinge. Der Boss hat neue Leibwächter, und ich denke, dass ich aufgeflogen bin. Immer häufiger bleibe ich in seiner Villa zurück, soll das Anwesen aus Sicherheitsgründen nicht verlassen und bekomme dazu mehrere seiner Männer an die Seite gestellt, die wie Hunde auf mich aufpassen. Meiner Meinung nach – nur ein Vorwand, doch für was? Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät, denn vor zwei Tagen ist El Espada nach Mexico City aufgebrochen. Seine Abschlussworte klangen in etwa so: Wenn ich zurück bin, werden wir uns als erstes unter vier Augen unterhalten. Der Blick, den er dabei draufhatte, bereitet mir große Sorgen. Als er schon unterwegs war, konnte ich zwei seiner Männer belauschen, die von mir sprachen. Statt auf mich zu achten, wollten sie mich lieber ficken. Doch niemand wird sich an mir vergreifen! Wer es dennoch wagen sollte, muss mit ein paar gebrochenen Knochen rechnen. Dämliche Idioten! Obwohl mir noch diese eine letzte Information fehlt, ist es an der Zeit zu gehen. Irgendwann werde ich sie bekommen und dann hat Gott viel zu tun. Wenn ich könnte, wäre ich hier schon längst abgehauen, aber genau da liegt mein Problem. Das Gelände ist Video überwacht und mit Infrarotsensoren gespickt. Aber viel wichtiger ist, dass im Haus gut zwei dutzend Männer anwesend sind, die mich kaum aus den Augen lassen.
Kapitel 1:
Daphne Sanchez (Maria Cortez) | Mexiko – Ich will raus Regungslos stehe ich in meinem Zimmer, hinter einer Gardine versteckt, und schaue hinaus in die Nacht. Es wäre so leicht; den Balkon hinunterklettern, eine Meile über den Golfplatz rennen und dann könnte ich diesen Auftrag hinter mir lassen, wären da nicht Unmengen von potenziellen Verrätern versteckt. Selbst wenn es mir gelingen sollte, was dann? Ohne Auto oder Boot bin ich am Arsch. El Espada’s Männer würden mich schneller einholen, als ich laufen könnte. Und davon abgesehen ist auch der kleine Drogenbaron nicht zu unterschätzen. Im Umkreis von zehn Meilen hat er alles geschmiert, bis hin zur mexikanischen Polizei. Die versprochene Rettung von General Rockford lässt seit knapp zwei Tagen auf sich warten. Bei der letzten Kontaktaufnahme zu ihm hätten sie mich beinahe erwischt. Genau genommen einer. José! Der Typ ist so scharf auf mich, dass er sich beinahe rund um die Uhr in meiner Nähe aufhält und ihm schon der Sabber aus dem Mund läuft, aber gleichzeitig ist er wie ein Bullterrier. Absolut bissig! Allerdings würde er sich auch die Eier lecken, wenn er könnte. Kurzum: so schmierig und widerlich, dass mir die Worte fehlen. Jedes Mal, wenn er mir unter die Augen kommt, hat er irgendeinen dämlichen Spruch auf Lager. Ein Großkotz vor dem Herrn und kaum größer als fünf Fuß. Wüsste sein Boss davon, würde er ihn vermutlich noch einen Kopf kürzer machen, als er es ohnehin schon ist. Diese Dauerbewachung lässt nur einen Schluss zu: Irgendwo habe ich einen Fehler gemacht. Das treibt mich noch in den Wahnsinn. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass die wissen, was hier läuft. Noch letzte Woche konnte ich einfach ins nächste Internetcafé gehen und alle wichtigen Informationen auf einen verschlüsselten Server hochladen, so, wie ich es jede Woche zuvor getan habe. Aber plötzlich ist das alles schier unmöglich geworden. Vor meinem Zimmer stehen zwei bewaffnete Wachen, die mir sogar bis zur Toilette folgen, wenn ich mal muss. Will ich mir die Beine vertreten, sind sogar vier Männer dabei. Auf jeden Fall bin ich nicht scharf darauf zu warten, bis El Espada zurück ist. Ich muss hier raus und das auf dem schnellsten Weg. Etwas außerhalb des Hauses weckt meine Aufmerksamkeit. Da kriecht jemand herum, von Busch zu Busch. Scheiße! Soll das meine Rettung sein? Nur ein Mann? Kopfschüttelnd beobachte ich, wie die dunkle Gestalt sich immer mehr heranpirscht und irgendwann hinter einem Strauch verharrt. Wenige Meter davor treiben es die Wildkaninchen völlig ungeniert. Die Fellnasen sind ganz sicher auf Drogen und sollten lieber die Kurve kratzen, denn wenn José das mitbekommt, sind sie tot. Er hasst die Viecher, weil sie immer wieder die Alarmsensoren auslösen, weshalb der arme kleine Mann sich dann bewegen und nachsehen muss, ob da draußen etwas ist. Sein bester Kumpel Miguel ist viel zu sehr damit beschäftigt, die letzten Baseballspiele im Fernsehen anzuschauen und sich die nächste Line Koks reinzuziehen. »Maldito conejos«, schallt es von unten zu mir herauf. José steht wieder auf der Veranda und kotzt sich über die possierlichen Tierchen aus. Wie mich das nervt. Aufmerksam beobachte ich, wie der Typ unten auf dem Rasen einen Baum hinaufklettert, nachdem die Männer wieder ins Haus gegangen sind. Seine Vorgehensweise spricht für einen Navy SEAL, nur weiß ich nicht, wer es genau ist. Im Gegensatz zu den Jungs des Teams kenne ich jeden einzelnen von ihnen, obwohl wir noch nie direkt zusammengearbeitet haben. Woher? Durch ihre Akten. Vereinzelt habe ich für sie Aufträge vorbereitet. Der General sagte immer, dass ich für die verdeckten Operationen zuständig bin, weil den Männern der Charme und das Feingefühl dazu fehlt. Und weil niemand außer der Führungsetage Kenntnis von mir hat, muss ich meinen Job ja anscheinend gut genug machen. »Maria!«, höre ich José auf dem Flur brüllen. Was will der jetzt schon wieder? Ich reagiere nur, weil die hier alle denken, ich heiße Maria Cortez. Diesen Decknamen benutze ich seit einem halben Jahr. Um genau zu sein, seit es klar war, dass ich diesen Auftrag übernehmen werde. Augenverdrehend gehe ich zur Tür und öffne sie. Sekunden später steht dieser abgebrochene Zwerg schnaufend vor mir. »Was willst du schon wieder, José?«, frage ich genervt. Der führt sich hier wie der Chef höchstpersönlich auf. Miese kleine Ratte! »Deine Pussy nervt mich. Nimm sie mit in dein Zimmer oder ich erschieße das dämliche Vieh«, zischt er pissig. »Krümmst du meinem Kater auch nur ein Haar, reiße ich dir deine mickrigen Eier ab und stopfe sie dir in deine vorlaute Fresse«, warne ich ihn deutlich. Dabei schaue ich ihn wütend an. »Halt deine Klappe, Miststück! Du solltest froh sein, dass wir hier sind und auf dich aufpassen. Beim Ramirez Kartell würde es dir nicht so gut gehen wie bei uns«, behauptet er. Leider ist an seinen Worten etwas Wahres dran. El Espada nahm vor wenigen Wochen an einem Kartenspielchen mit den Ramirez Brüdern teil. Runde für Runde konnte er für sich entscheiden, bis es am Ende brenzlig wurde. Er glaubte nicht daran, zu verlieren und pokerte viel zu hoch. Einer der jungen Ramirez Söhne unterbreitete ihm ein unmoralisches Angebot. Sollte er gewinnen, dürfte er sich drei Frauen aus ihren Reihen aussuchen und diese für eine Woche auf sein Anwesen mitnehmen, wobei es egal wäre, was er mit ihnen anstellt. Würde er aber verlieren, wollten sie mich haben, wogegen ich etwas einzuwenden hatte. Bei El Espada haben mich die Männer zwar oft angemacht, aber der Boss hat nie zugelassen, dass mich jemand auch nur berührt. Im Ramirez Kartell hingegen herrschen andere Sitten, wie ich aus zuverlässiger Quelle weiß. Dort vergreifen sich die Schweine an sämtlichen Frauen und nehmen sich, wonach ihnen der Sinn steht. Lange Rede, kurzer Sinn: El Espada war sich mit seinem Full House – bestehend aus Assen und Königen – zu sicher. Er vernachlässigte die beiden Fünfer auf dem Tisch, die zusammen mit Ramirez Juniors Hand einen Vierling ergaben, womit dieser gewann. Mal abgesehen von der kleinen Eskalation danach, bei der wir in mindestens ein Dutzend Mündungen diverser Waffen sehen mussten, während wir genauso viele auf die Gegenseite richteten, habe ich in den sechs Monaten viel erlebt, aber hier ging es um meinen Arsch und der gehört nur mir. »Verpiss dich und lass mich schlafen«, fauche ich José an. Mein Kater kommt gerade miauend angelaufen. Ich hebe ihn hoch und schließe die Tür. »Miese Schlampe«, wettert José noch, was mir aber egal ist. »Dieser Gnom wird dir nichts tun, Charlie.« Den kleinen süßen Kerl habe ich bei der Pokerrunde gefunden. Er saß jammernd in einer Ecke, war völlig abgemagert und schlapp. Sie wollten ihn erschießen, weil er ihnen auf die Nerven ging, aber das habe ich nicht zugelassen. In gewisser Weise hat er mein Leben gerettet. Das Spiel war beendet, und ich sollte laut El Espada mit ihm gehen, statt – wie abgemacht – zu bleiben. Gerade, als wir verschwinden wollten, bekam jemand einen nervösen Finger. Ein Schuss fiel. In dem Moment, als ich mich bückte, um Charlie hochzuheben und mitzunehmen. Die Security hinter mir stürzte blutüberströmt zu Boden. Er hatte die Kugel abgefangen, die für mich bestimmt war. Seitdem ist mir klar, dass ich meinen Arsch nicht länger für diese Idioten riskieren will. Dann rette ich lieber ein unschuldiges Tier, davon gibt es nämlich viel zu viel. Charlie ist einer von Tausenden Streunern, die auf Mexikos Straßen leben. Ein kleiner, grau-getigerter Kerl, der unheimlich verschmust ist und jemanden braucht, der sich um ihn kümmert. In den letzten Wochen habe ich ihn aufgepäppelt, wofür er unheimlich dankbar ist. »Leg dich hin, Süßer, ich muss noch nach unserem Besucher schauen«, sage ich zu Charlie, nachdem ich ihn auf dem Sofa abgesetzt habe. Leise trete ich wieder hinter die Gardine. Augenblicke später höre ich Schritte. »Kommst du gerade aus dem Urlaub?«, frage ich diesen großen Kerl, der in Tarnklamotten gekleidet ins Zimmer tritt. Definitiv einer von unseren Jungs. „Äh, bitte was?“ Er dreht sich ohne weitere Worte zu mir um. »Ich habe dich schon gesehen, als du noch die Karnickel beim Vögeln beobachtet hast«, flüstere ich. Hoffentlich hat José sich verpisst, sonst haben wir gleich ein richtiges Problem. Neben der Couch steht eine kleine Lampe, die ich einschalte. »Bist du Eagle Eye?«, möchte der Typ von mir wissen. Er wirkt irritiert. Offenbar hat er nicht mit einer Frau gerechnet. »Wenn ich es nicht bin, hättest du jetzt ein dickes Problem am Hals«, antworte ich ihm. »Ich bin Carter und soll dich hier rausholen. Lass uns verschwinden«, schlägt er vor. »So einfach ist das nicht. Da draußen sind Kameras und Sensoren, oder hast du die alle ausgeschaltet?« Er fängt an zu grinsen und schüttelt den Kopf. »Die Idioten haben die Infrarotsensoren wegen der geilen Häschen ausgeschaltet. Wir müssen uns beeilen.« Die haben was getan? Hohlköpfe! Hätte ich das gewusst, wäre ich schon längst unterwegs. »Gib mir eine Sekunde«, bitte ich Carter. Für mich gibt es nur eine Sache, die ich einpacken muss, weil ich sonst nichts Persönliches hier habe. Charlie schaut mich mit großen Augen an, als ich ihn hochnehme. »Hast du in deinem Rucksack Platz, Carter?« »Wofür?« »Ich gehe nicht ohne Charlie«, flüstere ich ihm zu. »Was soll das? Das ist nur eine Katze, lass sie hier.« »Vergiss es, der kleine Kerl hat meinen Arsch gerettet. Er kommt mit«, erwidere ich leise. Carter verdreht die Augen, was er umsonst macht. Schließlich stellt er seinen Rucksack ab und öffnet ihn. Daraus holt er ein Schulterhalfter mit zwei Pistolen und ein zerlegtes Gewehr. »Ich schraube alles zusammen, du packst die Katze ein.« »Kater, Carter!« »Egal, beeil dich einfach«, knurrt er. Zum Glück haben wir keine Zeit zum Diskutieren. Ich nehme eine kleine Decke, stopfe damit den Rucksack aus und setze Charlie hinein. »Du musst leise sein, dann sind wir bald zu Hause«, flüstere ich ihm zu. Er mauzt kurz, und ich hoffe, dass es funktioniert. Carter hat in der Zwischenzeit das Gewehr zusammengebaut. Ich lege das Schulterhalfter an, entsichere die Pistolen und mache das Gewehr scharf. »Wir gehen den Weg, den ich gekommen bin. Unten am Strand erwartet uns ein Zodiac«, informiert er mich. »Okay, ich bin bereit.« Carter geht vor, bleibt auf dem Balkon stehen und gibt mir ein Zeichen zu warten. Draußen wird eine Wache ihre Runde drehen oder die Überwachungskamera schwenkt gerade zu uns rüber. Überraschend kommt er wieder zurück ins Zimmer. »Zwei Typen stehen genau unter uns«, flüstert er kaum verständlich. Ich kann sie zwar nicht sehen oder hören, dafür aber riechen. Die paffen gemütlich ihre Zigaretten. Wir müssen schnellstens hier raus. »Pass auf Charlie auf und gib mir zwei Messer«, bitte ich Carter. Er lehnt kopfschüttelnd ab. »Nun mach schon, ich erledige das.« Warum der immer die Augen verdreht, ist mir ein Rätsel. Traut der mir nicht zu, die beiden Typen auszuschalten? Weil er immer noch zögert, greife ich an sein linkes Bein und ziehe das Kampfmesser aus dem Halfter. »Wenn du das verkackst, sind wir geliefert«, entgegnet Carter leise. »Ich bin nicht erst seit gestern hier, und jetzt gib mir dein anderes Messer.« Ich halte meine Hand auf, dann reicht er mir seine zweite Klinge. »Standby«, lasse ich ihn wissen und schleiche barfuß hinaus auf den Balkon. Mit einem Blick über das Geländer kann ich die beiden Wachmänner sehen. Ihre Waffen stecken in den Halftern und sie tragen jeder eine MP am Riemen über die Schulter. Ich habe keine Ahnung, wie lange die da noch herumstehen werden. Uns läuft die Zeit davon, wir müssen jetzt etwas unternehmen. Doch bevor ich da runter kann, sollte ich die schwenkbare Kamera ausschalten. Zum Glück deckt sie nur den Bereich vor dem Haus ab, nicht auch noch die Fassade. Langsam lege ich mich auf den Boden und greife durch die Streben der Balkonbegrenzung, um das Kabel zu kappen. Genau in diesem Moment fängt einer der beiden dort unten an zu husten. Fuck! »Nimm noch einen Zug«, sagt der andere und lacht. Ich verharre und hoffe, dass die beiden sich nicht umdrehen oder plötzlich nach oben schauen. Als der Typ erneut hustet, durchtrenne ich das Übertragungskabel der Kamera, geschafft! Sie haben nichts gemerkt, worüber ich sehr froh bin. Nur Sekunden später machen sie sich über die Kaninchen lustig, die es nach wie vor unablässig miteinander treiben. Perfekt, dass sie für Ablenkung sorgen. Lautlos klettere ich über die Brüstung und positioniere mich somit genau über den Wachen. Zehn, höchstens zwölf Fuß trennen uns, das passt. Ein tiefer Atemzug, dann springe ich mit den Messern in den Händen hinunter, lande auf einem der Männer. Dann ramme ich den beiden zeitgleich die Klingen in die Brust. Sie fallen wie nasse Säcke zu Boden und bleiben regungslos liegen. »Psst«, gebe ich Carter ein Zeichen. Er wirft mir das Gewehr runter, damit ich den Bereich absichern kann, während er vom Balkon klettert. Dabei fällt mir auf, dass er Schwierigkeiten mit seinem Bein hat. Ist er etwa verletzt? »Weiter, weiter«, treibt er mich an, obwohl ich schneller hier unten war als er. Die Dunkelheit gibt uns Schutz und so verstecken wir zuerst die beiden Leichen hinter dem nächsten Busch. »Alles okay bei dir?«, erkundige ich mich. »Ja, wieso?« »Du scheinst nicht in Form zu sein«, behaupte ich. »Negativ. Ich habe deinen Kater auf dem Rücken, vergiss das nicht. Und jetzt lass uns weiter, ich habe keinen Bock auf eine Schießerei.« Charlie gibt ein kurzes Miau von sich. Trotz der ganzen Aufregung scheint es ihm gut zu gehen. Wir sichern uns gegenseitig ab und entfernen uns dabei immer weiter von der Villa, bis wir schließlich den Strand erreichen. Carter holt eine Taschenlampe hervor und gibt damit jemandem ein Zeichen. »Wir sind bereit«, funkt er. Das wird unser Boot sein, mein Ticket hier raus. Augenblicke später nähert sich ein schwarzer Schatten. Die Wellen sind lauter als das Zodiac, doch plötzlich hallen Schüsse durch die Nacht. Nicht einer oder ein paar, es klingt nach einem heftigen Feuergefacht und scheint von El Espadas Villa zu kommen. Ich kann es nicht glauben, endlich aus der Villa raus zu sein. Offensichtlich in letzter Minute. Wir springen ins Boot und schauen - auf dem Weg hinaus aufs offene Meer – zurück auf den Golfclub. Er steht plötzlich in Flammen und noch immer sind Schüsse zu hören. »Das war verdammt knapp«, brüllt Carter mir zu. Ich pflichte ihm nickend bei. Fünf Minuten länger und es hätte eng werden können. Kurze Zeit später sammelt uns ein Helikopter der U.S. Army ein. Damit werden wir noch schneller in Coronado sein. Nachdem wir samt Boot am Hubschrauber gesichert sind, dreht er sich und fliegt los. Vorsichtig werfe ich einen Blick in Carters Rucksack, wo Charlie sich zusammengerollt hat und ganz still ist. Die Gesamtsituation macht ihm Angst, aber wir haben es bald geschafft. Zu Hause können wir uns beide erholen, sofern der General mich gehen lässt. Ich brauche dringend Urlaub.
Kapitel 1:
Daphne Sanchez (Maria Cortez) | Mexiko – Ich will raus Regungslos stehe ich in meinem Zimmer, hinter einer Gardine versteckt, und schaue hinaus in die Nacht. Es wäre so leicht; den Balkon hinunterklettern, eine Meile über den Golfplatz rennen und dann könnte ich diesen Auftrag hinter mir lassen, wären da nicht Unmengen von potenziellen Verrätern versteckt. Selbst wenn es mir gelingen sollte, was dann? Ohne Auto oder Boot bin ich am Arsch. El Espada’s Männer würden mich schneller einholen, als ich laufen könnte. Und davon abgesehen ist auch der kleine Drogenbaron nicht zu unterschätzen. Im Umkreis von zehn Meilen hat er alles geschmiert, bis hin zur mexikanischen Polizei. Die versprochene Rettung von General Rockford lässt seit knapp zwei Tagen auf sich warten. Bei der letzten Kontaktaufnahme zu ihm hätten sie mich beinahe erwischt. Genau genommen einer. José! Der Typ ist so scharf auf mich, dass er sich beinahe rund um die Uhr in meiner Nähe aufhält und ihm schon der Sabber aus dem Mund läuft, aber gleichzeitig ist er wie ein Bullterrier. Absolut bissig! Allerdings würde er sich auch die Eier lecken, wenn er könnte. Kurzum: so schmierig und widerlich, dass mir die Worte fehlen. Jedes Mal, wenn er mir unter die Augen kommt, hat er irgendeinen dämlichen Spruch auf Lager. Ein Großkotz vor dem Herrn und kaum größer als fünf Fuß. Wüsste sein Boss davon, würde er ihn vermutlich noch einen Kopf kürzer machen, als er es ohnehin schon ist. Diese Dauerbewachung lässt nur einen Schluss zu: Irgendwo habe ich einen Fehler gemacht. Das treibt mich noch in den Wahnsinn. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass die wissen, was hier läuft. Noch letzte Woche konnte ich einfach ins nächste Internetcafé gehen und alle wichtigen Informationen auf einen verschlüsselten Server hochladen, so, wie ich es jede Woche zuvor getan habe. Aber plötzlich ist das alles schier unmöglich geworden. Vor meinem Zimmer stehen zwei bewaffnete Wachen, die mir sogar bis zur Toilette folgen, wenn ich mal muss. Will ich mir die Beine vertreten, sind sogar vier Männer dabei. Auf jeden Fall bin ich nicht scharf darauf zu warten, bis El Espada zurück ist. Ich muss hier raus und das auf dem schnellsten Weg. Etwas außerhalb des Hauses weckt meine Aufmerksamkeit. Da kriecht jemand herum, von Busch zu Busch. Scheiße! Soll das meine Rettung sein? Nur ein Mann? Kopfschüttelnd beobachte ich, wie die dunkle Gestalt sich immer mehr heranpirscht und irgendwann hinter einem Strauch verharrt. Wenige Meter davor treiben es die Wildkaninchen völlig ungeniert. Die Fellnasen sind ganz sicher auf Drogen und sollten lieber die Kurve kratzen, denn wenn José das mitbekommt, sind sie tot. Er hasst die Viecher, weil sie immer wieder die Alarmsensoren auslösen, weshalb der arme kleine Mann sich dann bewegen und nachsehen muss, ob da draußen etwas ist. Sein bester Kumpel Miguel ist viel zu sehr damit beschäftigt, die letzten Baseballspiele im Fernsehen anzuschauen und sich die nächste Line Koks reinzuziehen. »Maldito conejos«, schallt es von unten zu mir herauf. José steht wieder auf der Veranda und kotzt sich über die possierlichen Tierchen aus. Wie mich das nervt. Aufmerksam beobachte ich, wie der Typ unten auf dem Rasen einen Baum hinaufklettert, nachdem die Männer wieder ins Haus gegangen sind. Seine Vorgehensweise spricht für einen Navy SEAL, nur weiß ich nicht, wer es genau ist. Im Gegensatz zu den Jungs des Teams kenne ich jeden einzelnen von ihnen, obwohl wir noch nie direkt zusammengearbeitet haben. Woher? Durch ihre Akten. Vereinzelt habe ich für sie Aufträge vorbereitet. Der General sagte immer, dass ich für die verdeckten Operationen zuständig bin, weil den Männern der Charme und das Feingefühl dazu fehlt. Und weil niemand außer der Führungsetage Kenntnis von mir hat, muss ich meinen Job ja anscheinend gut genug machen. »Maria!«, höre ich José auf dem Flur brüllen. Was will der jetzt schon wieder? Ich reagiere nur, weil die hier alle denken, ich heiße Maria Cortez. Diesen Decknamen benutze ich seit einem halben Jahr. Um genau zu sein, seit es klar war, dass ich diesen Auftrag übernehmen werde. Augenverdrehend gehe ich zur Tür und öffne sie. Sekunden später steht dieser abgebrochene Zwerg schnaufend vor mir. »Was willst du schon wieder, José?«, frage ich genervt. Der führt sich hier wie der Chef höchstpersönlich auf. Miese kleine Ratte! »Deine Pussy nervt mich. Nimm sie mit in dein Zimmer oder ich erschieße das dämliche Vieh«, zischt er pissig. »Krümmst du meinem Kater auch nur ein Haar, reiße ich dir deine mickrigen Eier ab und stopfe sie dir in deine vorlaute Fresse«, warne ich ihn deutlich. Dabei schaue ich ihn wütend an. »Halt deine Klappe, Miststück! Du solltest froh sein, dass wir hier sind und auf dich aufpassen. Beim Ramirez Kartell würde es dir nicht so gut gehen wie bei uns«, behauptet er. Leider ist an seinen Worten etwas Wahres dran. El Espada nahm vor wenigen Wochen an einem Kartenspielchen mit den Ramirez Brüdern teil. Runde für Runde konnte er für sich entscheiden, bis es am Ende brenzlig wurde. Er glaubte nicht daran, zu verlieren und pokerte viel zu hoch. Einer der jungen Ramirez Söhne unterbreitete ihm ein unmoralisches Angebot. Sollte er gewinnen, dürfte er sich drei Frauen aus ihren Reihen aussuchen und diese für eine Woche auf sein Anwesen mitnehmen, wobei es egal wäre, was er mit ihnen anstellt. Würde er aber verlieren, wollten sie mich haben, wogegen ich etwas einzuwenden hatte. Bei El Espada haben mich die Männer zwar oft angemacht, aber der Boss hat nie zugelassen, dass mich jemand auch nur berührt. Im Ramirez Kartell hingegen herrschen andere Sitten, wie ich aus zuverlässiger Quelle weiß. Dort vergreifen sich die Schweine an sämtlichen Frauen und nehmen sich, wonach ihnen der Sinn steht. Lange Rede, kurzer Sinn: El Espada war sich mit seinem Full House – bestehend aus Assen und Königen – zu sicher. Er vernachlässigte die beiden Fünfer auf dem Tisch, die zusammen mit Ramirez Juniors Hand einen Vierling ergaben, womit dieser gewann. Mal abgesehen von der kleinen Eskalation danach, bei der wir in mindestens ein Dutzend Mündungen diverser Waffen sehen mussten, während wir genauso viele auf die Gegenseite richteten, habe ich in den sechs Monaten viel erlebt, aber hier ging es um meinen Arsch und der gehört nur mir. »Verpiss dich und lass mich schlafen«, fauche ich José an. Mein Kater kommt gerade miauend angelaufen. Ich hebe ihn hoch und schließe die Tür. »Miese Schlampe«, wettert José noch, was mir aber egal ist. »Dieser Gnom wird dir nichts tun, Charlie.« Den kleinen süßen Kerl habe ich bei der Pokerrunde gefunden. Er saß jammernd in einer Ecke, war völlig abgemagert und schlapp. Sie wollten ihn erschießen, weil er ihnen auf die Nerven ging, aber das habe ich nicht zugelassen. In gewisser Weise hat er mein Leben gerettet. Das Spiel war beendet, und ich sollte laut El Espada mit ihm gehen, statt – wie abgemacht – zu bleiben. Gerade, als wir verschwinden wollten, bekam jemand einen nervösen Finger. Ein Schuss fiel. In dem Moment, als ich mich bückte, um Charlie hochzuheben und mitzunehmen. Die Security hinter mir stürzte blutüberströmt zu Boden. Er hatte die Kugel abgefangen, die für mich bestimmt war. Seitdem ist mir klar, dass ich meinen Arsch nicht länger für diese Idioten riskieren will. Dann rette ich lieber ein unschuldiges Tier, davon gibt es nämlich viel zu viel. Charlie ist einer von Tausenden Streunern, die auf Mexikos Straßen leben. Ein kleiner, grau-getigerter Kerl, der unheimlich verschmust ist und jemanden braucht, der sich um ihn kümmert. In den letzten Wochen habe ich ihn aufgepäppelt, wofür er unheimlich dankbar ist. »Leg dich hin, Süßer, ich muss noch nach unserem Besucher schauen«, sage ich zu Charlie, nachdem ich ihn auf dem Sofa abgesetzt habe. Leise trete ich wieder hinter die Gardine. Augenblicke später höre ich Schritte. »Kommst du gerade aus dem Urlaub?«, frage ich diesen großen Kerl, der in Tarnklamotten gekleidet ins Zimmer tritt. Definitiv einer von unseren Jungs. „Äh, bitte was?“ Er dreht sich ohne weitere Worte zu mir um. »Ich habe dich schon gesehen, als du noch die Karnickel beim Vögeln beobachtet hast«, flüstere ich. Hoffentlich hat José sich verpisst, sonst haben wir gleich ein richtiges Problem. Neben der Couch steht eine kleine Lampe, die ich einschalte. »Bist du Eagle Eye?«, möchte der Typ von mir wissen. Er wirkt irritiert. Offenbar hat er nicht mit einer Frau gerechnet. »Wenn ich es nicht bin, hättest du jetzt ein dickes Problem am Hals«, antworte ich ihm. »Ich bin Carter und soll dich hier rausholen. Lass uns verschwinden«, schlägt er vor. »So einfach ist das nicht. Da draußen sind Kameras und Sensoren, oder hast du die alle ausgeschaltet?« Er fängt an zu grinsen und schüttelt den Kopf. »Die Idioten haben die Infrarotsensoren wegen der geilen Häschen ausgeschaltet. Wir müssen uns beeilen.« Die haben was getan? Hohlköpfe! Hätte ich das gewusst, wäre ich schon längst unterwegs. »Gib mir eine Sekunde«, bitte ich Carter. Für mich gibt es nur eine Sache, die ich einpacken muss, weil ich sonst nichts Persönliches hier habe. Charlie schaut mich mit großen Augen an, als ich ihn hochnehme. »Hast du in deinem Rucksack Platz, Carter?« »Wofür?« »Ich gehe nicht ohne Charlie«, flüstere ich ihm zu. »Was soll das? Das ist nur eine Katze, lass sie hier.« »Vergiss es, der kleine Kerl hat meinen Arsch gerettet. Er kommt mit«, erwidere ich leise. Carter verdreht die Augen, was er umsonst macht. Schließlich stellt er seinen Rucksack ab und öffnet ihn. Daraus holt er ein Schulterhalfter mit zwei Pistolen und ein zerlegtes Gewehr. »Ich schraube alles zusammen, du packst die Katze ein.« »Kater, Carter!« »Egal, beeil dich einfach«, knurrt er. Zum Glück haben wir keine Zeit zum Diskutieren. Ich nehme eine kleine Decke, stopfe damit den Rucksack aus und setze Charlie hinein. »Du musst leise sein, dann sind wir bald zu Hause«, flüstere ich ihm zu. Er mauzt kurz, und ich hoffe, dass es funktioniert. Carter hat in der Zwischenzeit das Gewehr zusammengebaut. Ich lege das Schulterhalfter an, entsichere die Pistolen und mache das Gewehr scharf. »Wir gehen den Weg, den ich gekommen bin. Unten am Strand erwartet uns ein Zodiac«, informiert er mich. »Okay, ich bin bereit.« Carter geht vor, bleibt auf dem Balkon stehen und gibt mir ein Zeichen zu warten. Draußen wird eine Wache ihre Runde drehen oder die Überwachungskamera schwenkt gerade zu uns rüber. Überraschend kommt er wieder zurück ins Zimmer. »Zwei Typen stehen genau unter uns«, flüstert er kaum verständlich. Ich kann sie zwar nicht sehen oder hören, dafür aber riechen. Die paffen gemütlich ihre Zigaretten. Wir müssen schnellstens hier raus. »Pass auf Charlie auf und gib mir zwei Messer«, bitte ich Carter. Er lehnt kopfschüttelnd ab. »Nun mach schon, ich erledige das.« Warum der immer die Augen verdreht, ist mir ein Rätsel. Traut der mir nicht zu, die beiden Typen auszuschalten? Weil er immer noch zögert, greife ich an sein linkes Bein und ziehe das Kampfmesser aus dem Halfter. »Wenn du das verkackst, sind wir geliefert«, entgegnet Carter leise. »Ich bin nicht erst seit gestern hier, und jetzt gib mir dein anderes Messer.« Ich halte meine Hand auf, dann reicht er mir seine zweite Klinge. »Standby«, lasse ich ihn wissen und schleiche barfuß hinaus auf den Balkon. Mit einem Blick über das Geländer kann ich die beiden Wachmänner sehen. Ihre Waffen stecken in den Halftern und sie tragen jeder eine MP am Riemen über die Schulter. Ich habe keine Ahnung, wie lange die da noch herumstehen werden. Uns läuft die Zeit davon, wir müssen jetzt etwas unternehmen. Doch bevor ich da runter kann, sollte ich die schwenkbare Kamera ausschalten. Zum Glück deckt sie nur den Bereich vor dem Haus ab, nicht auch noch die Fassade. Langsam lege ich mich auf den Boden und greife durch die Streben der Balkonbegrenzung, um das Kabel zu kappen. Genau in diesem Moment fängt einer der beiden dort unten an zu husten. Fuck! »Nimm noch einen Zug«, sagt der andere und lacht. Ich verharre und hoffe, dass die beiden sich nicht umdrehen oder plötzlich nach oben schauen. Als der Typ erneut hustet, durchtrenne ich das Übertragungskabel der Kamera, geschafft! Sie haben nichts gemerkt, worüber ich sehr froh bin. Nur Sekunden später machen sie sich über die Kaninchen lustig, die es nach wie vor unablässig miteinander treiben. Perfekt, dass sie für Ablenkung sorgen. Lautlos klettere ich über die Brüstung und positioniere mich somit genau über den Wachen. Zehn, höchstens zwölf Fuß trennen uns, das passt. Ein tiefer Atemzug, dann springe ich mit den Messern in den Händen hinunter, lande auf einem der Männer. Dann ramme ich den beiden zeitgleich die Klingen in die Brust. Sie fallen wie nasse Säcke zu Boden und bleiben regungslos liegen. »Psst«, gebe ich Carter ein Zeichen. Er wirft mir das Gewehr runter, damit ich den Bereich absichern kann, während er vom Balkon klettert. Dabei fällt mir auf, dass er Schwierigkeiten mit seinem Bein hat. Ist er etwa verletzt? »Weiter, weiter«, treibt er mich an, obwohl ich schneller hier unten war als er. Die Dunkelheit gibt uns Schutz und so verstecken wir zuerst die beiden Leichen hinter dem nächsten Busch. »Alles okay bei dir?«, erkundige ich mich. »Ja, wieso?« »Du scheinst nicht in Form zu sein«, behaupte ich. »Negativ. Ich habe deinen Kater auf dem Rücken, vergiss das nicht. Und jetzt lass uns weiter, ich habe keinen Bock auf eine Schießerei.« Charlie gibt ein kurzes Miau von sich. Trotz der ganzen Aufregung scheint es ihm gut zu gehen. Wir sichern uns gegenseitig ab und entfernen uns dabei immer weiter von der Villa, bis wir schließlich den Strand erreichen. Carter holt eine Taschenlampe hervor und gibt damit jemandem ein Zeichen. »Wir sind bereit«, funkt er. Das wird unser Boot sein, mein Ticket hier raus. Augenblicke später nähert sich ein schwarzer Schatten. Die Wellen sind lauter als das Zodiac, doch plötzlich hallen Schüsse durch die Nacht. Nicht einer oder ein paar, es klingt nach einem heftigen Feuergefacht und scheint von El Espadas Villa zu kommen. Ich kann es nicht glauben, endlich aus der Villa raus zu sein. Offensichtlich in letzter Minute. Wir springen ins Boot und schauen - auf dem Weg hinaus aufs offene Meer – zurück auf den Golfclub. Er steht plötzlich in Flammen und noch immer sind Schüsse zu hören. »Das war verdammt knapp«, brüllt Carter mir zu. Ich pflichte ihm nickend bei. Fünf Minuten länger und es hätte eng werden können. Kurze Zeit später sammelt uns ein Helikopter der U.S. Army ein. Damit werden wir noch schneller in Coronado sein. Nachdem wir samt Boot am Hubschrauber gesichert sind, dreht er sich und fliegt los. Vorsichtig werfe ich einen Blick in Carters Rucksack, wo Charlie sich zusammengerollt hat und ganz still ist. Die Gesamtsituation macht ihm Angst, aber wir haben es bald geschafft. Zu Hause können wir uns beide erholen, sofern der General mich gehen lässt. Ich brauche dringend Urlaub.
0 Kommentare