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Fuck the Föhnfrisur - Rezension

10:33

Was fällt einem alles ein, wenn man über den Beruf des Lehrers nachdenkt?
Man kann mit einer Klasse tun, was immer man möchte, kann sie mit unmengen und sinnlosen Hausaufgaben quälen und wenn man absolut keine Lust mehr hat, verzieht man sich ins Lehrerzimmer und trinkt in aller Ruhe ein Käffchen. Wenn man Glück hat, schellt es beim letzten Schluck und man hat so früh schon Feierabend wie kein anderer - ebenso ist das auch mit dem Urlaub. Stolze 6 Wochen. Traumhaft. In Ordnung, ab und zu muss man mal Klausuren korrigieren, aber wenn man die Klasse ein paar Seiten lesen lässt, kann man die Aufgaben auch sinnvoll miteinander kombinieren. Als Entschädigung kann man am Ende des Schuljahres entspannt Filme schauen. 

Eine menge Vorurteile, findet Frau Frei und möchte etwas bewegen, etwas verändern. Sie will die deutsche Grammatik ihren Hauptschülern schmackhaft machen wärend sie versucht, zwischen den Fronten von Strebern und Rowdies zu schlichten und möglichst pädagogisch zu erklären, dass Rauchen hässlich macht. Zeitgleich muss sie sich im Lehrerzimmer behaupten und das Etwas, was sich Privatleben nennt, auch noch irgendwie auf die Reihe bekommen. Alles nicht so einfach und da ist es auch gerade nicht hilfreich, dass Frau Frei das Talent besitzt, sich von einem zum nächsten Chaos zu stürzen.

Hinzu kommt, dass sie mit ihren Schülern Hassan, dem offensichtlichen Spicker, den fiesen Schläger Alex und der Johanna, der zukünftigen Bravo-Star, schnell in der Realität angekommen. Die Illusion, mit Goethe oder Schiller etwas zu verändern, ist zerbrochen. Denn Frau Frei ist an erster Stelle Erzieherin, dann Psychologin, Ersatzmutter und Supernanny, Ernährungsberaterin, Ärztin und in letzter Linie Lehrerin. Alles nicht so einfach und da ist es auch nicht hilfreich, dass die treuen Kopfschmerzen wie eine tickende Zeitbombe pochen ...
Meinung:
Im Zug hatte ich begonnen Fuck the Föhnfrisur zu lesen und konnte es nicht bei Seite legen. Frau Frei ist eine wahre Chaosqueen, die Unmögliches möglich macht und dabei so witzig ist, dass man sie nur gern haben kann. Besonders witzig fand ich sie, wenn sie verzweifelt versucht, ihren Schülern die Grammatik zu erläutern. Ich habe mich fast vor Lachen gekugelt und wurde im Zug mehr als einmal zweifelnd angesehen, aber das war es mir wirklich wert! Wenn die Schüler gesprochen haben, taten sie es in meinem Kopf wie die aus dem Film Fack ju Göhte. Genauso wie Frau Schnabelstedt kam mir auch Frau Frei vor, aber es war kein Abgklatsch von dem Film, denn irgendwann hällt es Frau Frei nicht mehr aus. Wer will denn auch schon Tag für Tag sich die Seele aus dem Leib schreien, wenn es die Klasse eh nicht interessiert?
Deshalb schlägt ihr das Amt etwas geniales vor: eine Umschulung zur Frisörin! 

Jeder DSDS-Star braucht ja schließlich auch eine, also wagt es Frau Frei und schlägt den zweiten Bildungsweg ein.
Die Wahrnehmung und Sicht aus einer ehemaligen Hauptschullehrerin war irre witzig und ich wurde wunderbar unterhalten.

Vielleicht gibt es bald einen weiteren Teil von der Autorin Meike Frei, wo sie das kurze Leben als Frisörin etwas länger darstellt. Ich würde mich freuen :)

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