The Millionaire´s Game: Zwillinge küssen besser von Sara Belin - Buchvorstellung
09:30Sara Belin beim Montlake Romance das Buch "The Millionaire´s Game: Zwillinge küssen besser" überarbeitet herausgebracht.
Eine etwas andere Millionärsgeschichte!
Er ist reich. Er ist erfolgreich. Er ist sexy. Adam Harrison ist ein millionenschwerer Kunstmogul und der CEO des New Yorker Familienimperiums Harrison & Sons. Er steht auf unverbindliche, dominante Beziehungen zu Frauen, die stets rein körperlicher Natur sind. Adams scheinbar so perfektes Leben bekommt einen heftigen Riss, als er erfährt, dass seine verstorbenen Eltern ihm die Wahrheit über seine Herkunft verschwiegen haben. Nicht nur das – er hat sogar einen Zwillingsbruder, der mit seiner Adoptivfamilie etwas weniger Glück hatte als er selbst. Oder täuscht er sich da? Als Adam seinen völlig identisch aussehenden, doch grundverschiedenen Bruder Gary Callaghan kennenlernt, kommt ihm eine wahnwitzige Idee … Dann begegnet Adam der liebenswerten Lily Dixon, einer jungen, unbekannten Schauspielerin, die bei ihm plötzlich für Gefühlschaos sorgt … Kann diese zauberhafte Frau sein verschlossenes Herz öffnen? Ein unterhaltsames, herzerwärmendes und humorvolles Buch zum Abschalten, aber auch zum Nachdenken.
Meinung:
Das Cover finde ich wunderschön und sehr passend zu der Story.
Adam und Gary sind eineiige Zwillinge, sie sehen zwar identisch aus, sind aber doch grundverschieden. Gary ist mir am Anfang viel sympathischer als Adam, mir dem ich Mitleid hatte. Er hat zwar Geld wie Heu, aber das wichtigste, eine Familie, die ihn liebt, hat er nicht. Als er seinen Bruder zu einer wahnwitzigen Aktion überredet, nimmt sein Leben eine unerwartete Wendung.
Diese Millionärsgeschichte ist nicht wie die meisten, die man zu lesen bekommt. Sie ist humorvoll, aber auch erotisch und romantisch. Genau die richtige Mischung von allem.
Mich hat die Autorin von Beginn an mit ihrer Geschichte abgeholt und ich wollte unbedingt wissen, wie es weiter geht. Der Wandel von Adam im Laufe der Story ist toll und bewegend. Die Erotik ist sehr schön beschrieben.
Fazit:
Eine etwas andere Millionärsgeschichte mit Charme und Schmunzel-Faktor.
Leseprobe:
Die Fahrt dauerte fast eine halbe Stunde, was an einem Freitag zu erwarten war. Trotzdem erreichte der Taxifahrer pünktlich um halb sechs die White Horse Tavern. Da es noch relativ früh war, fand Adam sofort einen freien Tisch am Fenster und setzte sich auf einen nicht gerade bequem anmutenden Holzstuhl. Er trug immer noch seinen Businessanzug und fühlte sie damit etwas fehl am Platz an diesem Ort, der von Kunst, Literatur und bohemian lifestyle geprägt war.
Er bestellte bei dem Kellner einen Whiskey und legte seinen Mantel auf dem Stuhl neben sich ab. Nur eine knappe Minute später erschien in der Tür sein Doppelgänger! Der Mann, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war, trug eine grüne Daunenjacke, Jeans und eine schwarze Strickmütze, die er gleich vom Kopf zog und sein lockiges, kinnlanges Haar zeigte. Dazu trug er im Unterschied zum glatt rasierten Adam einen Fünf-Tage-Bart. Doch sonst sah er ihm so ähnlich, dass Adam kurz den Atem anhielt. Es war ein sonderbarer Augenblick, quasi sein Spiegelbild zu erblicken. Auch als Gary sich umschaute und ihn sah, blieb er vor Überraschung kurz stehen. Doch schon sammelte er sich und näherte sich mit selbstbewusstem Gang seinem älteren Bruder.
Adam erhob sich und reichte Gary die Hand. Die Männer waren beide exakt gleich groß, und auch der Körperbau hätte nicht identischer sein können.
„Grüß dich, Gary. Es ist cool, dich zu sehen“, sagte er mit einem gezwungenen Lächeln.
„Hi, Adam. Verdammt, es gibt tatsächlich noch jemanden, der die gleiche Fresse herumträgt wie ich“, meinte Gary ungezwungen, als er Adam die Hand schüttelte und sich ihm gegenüber hinsetzte.
„Na ja, ich denke, so im Doppelpack sind wir ein echter Hingucker“, erwiderte Adam schon etwas lockerer und deutete mit dem Kopf diskret zu zwei jungen Frauen, die drei Tische weiter saßen. Sie beobachteten neugierig die Zwillinge und kicherten verlegen los, als Gary sich zu ihnen drehte und sie anlächelte.
„Irisches Blut riechen die Frauen sofort“, grinste er und zog seine dicke Jacke aus.
„Vor Kurzem wusste ich noch nichts von meinem irischen Blut“, zuckte Adam mit dem Mund. Der Kellner brachte seinen Whiskey, und Gary bestellte auch einen für sich.
„Das Leben ist voller Überraschungen, stimmt’s?“ Gary lehnte sich in seinem Stuhl zurück und machte einen viel entspannteren Eindruck als Adam. Die jungen Frauen tuschelten die ganze Zeit und warfen ihnen immer wieder heimliche Blicke zu.
„Wenn wir uns nicht gerade erst kennengelernt hätten, würde ich die beiden Mädels zu unserem Tisch einladen, so interessiert wie sie uns anschauen“, kommentierte Gary und entlockte Adam damit ein kleines Lächeln.
„Es scheint, du lässt nichts anbrennen, was Frauen betrifft“, entgegnete er.
„Frauen sind doch wunderbar! Ohne sie wäre die Welt langweilig und düster“, grinste Gary wieder.
„Bist du verheiratet oder verlobt?“, fragte Adam direkt.
„Ah wo! Ich kann mich nicht jetzt schon festlegen“, machte er eine abwehrende Geste. „Meine Beziehungen dauern nicht lange, höchstens einige Monate, dann entliebe ich mich wieder, und die Suche nach der Richtigen geht weiter. Und du?“, schaute er Adam herausfordernd an.
„Ich bin zwar offiziell verlobt, doch wir führen keine Liebesbeziehung …“, antwortete Adam knapp.
„Verstehe“, nickte Gary und blickte ihm etwas verwirrt in die Augen. Der Kellner brachte den Whiskey, und die beiden Brüder griffen nach den Gläsern.
„Dann sláinte, Bruder!“, hob Gary als Erster sein Glas.
„Cheers!“, entgegnete Adam, und sie stießen kurz an.
„Ich denke, du bist hier, weil du neugierig auf mich bist, oder?“, fragte Gary mit seiner direkten, offenherzigen Art.
„So kann man es sagen … Noch vor wenigen Monaten wusste ich nicht mal, dass ich adoptiert wurde“, gab Adam zu.
„Oh du Scheiße, das muss ein Schock für dich gewesen sein“, hob Gary seine dichten Augenbrauen.
„Ja, schon“, nickte Adam. „Noch besonders unter den Umständen, unter denen ich mich in dem Augenblick befand. Meine Mutter starb vor vier Jahren, und mein Vater erlag im September einem Herzinfarkt. Erst einige Wochen nach seinem Tod erhielt ich vom Notar einen Brief, den ich erst lesen sollte, als ich schon seine Stelle in Familienunternehmen übernommen habe.“
„Das tut mir leid“, murmelte Gary kurz dazwischen.
„Meine Adoptiveltern haben entschieden, mir die Wahrheit vorzuenthalten, und sie verschwiegen mir einfach die Adoption. Erst nach dem Tod meiner Mutter hat mein Vater seine Meinung geändert, doch um den letzten Willen meiner Mutter weiter zu befolgen, schrieb er mir diesen Brief, den ich erst nach seinem Tod lesen durfte. So fühlte er sich nicht als Verräter meiner Mutter gegenüber, aber er beruhigte damit auch sein Gewissen, was mein Recht auf die Wahrheit über mich betraf. Ich musste das Ganze erst mal in Ruhe verdauen … Erst dann habe ich die Suche nach den Hintergründen meiner Adoption veranlasst und Informationen über meine, also unsere leibliche Mutter gesucht. Es ging alles ziemlich schnell, und so erfuhr ich letzte Woche, dass ich einen Zwillingsbruder habe und dass unsere leibliche Mutter nicht mehr lebt. Das heißt, du bist der einzige Blutverwandte, den ich habe, und wie man so sagt: Blut ist dicker als Wasser …“
„Okay, das kann ich nachvollziehen.“ Gary schaute ihm wieder direkt in die Augen und presste leicht seine Lippen zusammen. „Also, ich habe gar nichts über unsere Adoptivmutter gewusst. Meine Eltern sagten zu mir, sie holten mich als ganz kleines Baby aus einem Waisenhaus, weil es mit den leiblichen Kindern nicht geklappt hat. Sie erzählten mir die Wahrheit über mich, als ich sieben war. Sie selbst wussten nichts über meine Adoptivmutter, außer dass sie eine Irin war, und forschten auch nicht nach. Warum sollten sie auch? Sie hatten die Adoptionspapiere, das reichte doch. Auch ich habe nie den Wunsch verspürt, etwas über meine biologischen Eltern zu erfahren. Weißt du, ich fühle mich als ein echter Callaghan, und ich liebe meine Familie über alles. Nur ein paar Monate nach meiner Adoption wurde meine Mutter plötzlich schwanger, wie das so manchmal passiert, und ich bekam meine erste Schwester, Amy. Zwei Jahre später wurde noch Cathy geboren. Mein Vater ist irischer Abstammung, und mit meinen grünen Augen sehe ich ihm sogar ähnlich. Dazu bin ich Onkel von zwei prächtigen Jungs, und auch meine jüngste Schwester und ihr Mann erwarten im Februar ihr erstes Mädchen. Die beiden Großmütter sind noch am Leben, und der Vater von Paps erfreut sich mit seinen zweiundachtzig noch bester Gesundheit. Es hat mir nie an etwas in meiner Familie gefehlt, und daher hatte ich nie das Bedürfnis, nach meinen Adoptiveltern zu forschen. Abgesehen davon wollte ich meiner Mom und meinem Paps nicht unnötig wehtun. Man muss nicht immer jeder Sache auf den Grund gehen. Manchmal sollte man die Dinge einfach so lassen, wie sie sind.“ Gary trank einen ordentlichen Schluck von seinem Whiskey und machte dabei ein genussvolles, schmatzendes Geräusch.
„Ich verstehe. Also fragst du dich jetzt wahrscheinlich, was ich denn bloß von dir will, und hast eigentlich keine Lust auf einen Bruder?“ Adams Kiefer mahlte nervös, als er herausfordernd zu Gary blickte.
„Hey, so habe ich das nicht gemeint!“, wehrte Gary sofort ab. „Ich wollte damit nur sagen, dass unsere familiären Verhältnisse offenbar ziemlich verschieden sind und dass ich deinen Wunsch nach einem Kontakt gut nachvollziehen kann.“
„Ich denke, trotz unglaublicher äußerlicher Ähnlichkeit sind nicht bloß unsere familiären Verhältnisse ziemlich verschieden …“ Adam hob eine Augenbraue, während er sein Whiskeyglas leerte.
„Dann erzähl mir noch was von dir“, schlug Gary gleich vor und verzog seine Lippen leicht provokant. „Was tust du so in deinem Leben? Du scheinst ein reicher Typ zu sein, oder irre ich mich?“
„Ja, ich bin ziemlich reich“, stimmte Adam zu. In seinem teuren Anzug, dem Mantel aus Kaschmir und mit der Omega Moonwatch am Handgelenk bildete er einen starken Kontrast zu Gary in seinem einfachen Outfit. „Ich bin im Kunstgeschäft tätig, und seit Vaters Tod leite ich das Familienunternehmen“, erklärte er seinem Bruder.
„Was meinst du mit Kunstgeschäft?“, fragte der gleich nach.
„Ich Tod erhielt ich vom Notar einen Brief, den ich erst lesen sollte, als ich schon seine Stelle in Familienunternehmen übernommen habe.“
„Das tut mir leid“, murmelte Gary kurz dazwischen.
„Meine Adoptiveltern haben entschieden, mir die Wahrheit vorzuenthalten, und sie verschwiegen mir einfach die Adoption. Erst nach dem Tod meiner Mutter hat mein Vater seine Meinung geändert, doch um den letzten Willen meiner Mutter weiter zu befolgen, schrieb er mir diesen Brief, den ich erst nach seinem Tod lesen durfte. So fühlte er sich nicht als Verräter meiner Mutter gegenüber, aber er beruhigte damit auch sein Gewissen, was mein Recht auf die Wahrheit über mich betraf. Ich musste das Ganze erst mal in Ruhe verdauen … Erst dann habe ich die Suche nach den Hintergründen meiner Adoption veranlasst und Informationen über meine, also unsere leibliche Mutter gesucht. Es ging alles ziemlich schnell, und so erfuhr ich letzte Woche, dass ich einen Zwillingsbruder habe und dass unsere leibliche Mutter nicht mehr lebt. Das heißt, du bist der einzige Blutverwandte, den ich habe, und wie man so sagt: Blut ist dicker als Wasser …“
„Okay, das kann ich nachvollziehen.“ Gary schaute ihm wieder direkt in die Augen und presste leicht seine Lippen zusammen. „Also, ich habe gar nichts über unsere Adoptivmutter gewusst. Meine Eltern sagten zu mir, sie holten mich als ganz kleines Baby aus einem Waisenhaus, weil es mit den leiblichen Kindern nicht geklappt hat. Sie erzählten mir die Wahrheit über mich, als ich sieben war. Sie selbst wussten nichts über meine Adoptivmutter, außer dass sie eine Irin war, und forschten auch nicht nach. Warum sollten sie auch? Sie hatten die Adoptionspapiere, das reichte doch. Auch ich habe nie den Wunsch verspürt, etwas über meine biologischen Eltern zu erfahren. Weißt du, ich fühle mich als ein echter Callaghan, und ich liebe meine Familie über alles. Nur ein paar Monate nach meiner Adoption wurde meine Mutter plötzlich schwanger, wie das so manchmal passiert, und ich bekam meine erste Schwester, Amy. Zwei Jahre später wurde noch Cathy geboren. Mein Vater ist irischer Abstammung, und mit meinen grünen Augen sehe ich ihm sogar ähnlich. Dazu bin ich Onkel von zwei prächtigen Jungs, und auch meine jüngste Schwester und ihr Mann erwarten im Februar ihr erstes Mädchen. Die beiden Großmütter sind noch am Leben, und der Vater von Paps erfreut sich mit seinen zweiundachtzig noch bester Gesundheit. Es hat mir nie an etwas in meiner Familie gefehlt, und daher hatte ich nie das Bedürfnis, nach meinen Adoptiveltern zu forschen. Abgesehen davon wollte ich meiner Mom und meinem Paps nicht unnötig wehtun. Man muss nicht immer jeder Sache auf den Grund gehen. Manchmal sollte man die Dinge einfach so lassen, wie sie sind.“ Gary trank einen ordentlichen Schluck von seinem Whiskey und machte dabei ein genussvolles, schmatzendes Geräusch.
„Ich verstehe. Also fragst du dich jetzt wahrscheinlich, was ich denn bloß von dir will, und hast eigentlich keine Lust auf einen Bruder?“ Adams Kiefer mahlte nervös, als er herausfordernd zu Gary blickte.
„Hey, so habe ich das nicht gemeint!“, wehrte Gary sofort ab. „Ich wollte damit nur sagen, dass unsere familiären Verhältnisse offenbar ziemlich verschieden sind und dass ich deinen Wunsch nach einem Kontakt gut nachvollziehen kann.“
„Ich denke, trotz unglaublicher äußerlicher Ähnlichkeit sind nicht bloß unsere familiären Verhältnisse ziemlich verschieden …“ Adam hob eine Augenbraue, während er sein Whiskeyglas leerte.
„Dann erzähl mir noch was von dir“, schlug Gary gleich vor und verzog seine Lippen leicht provokant. „Was tust du so in deinem Leben? Du scheinst ein reicher Typ zu sein, oder irre ich mich?“
„Ja, ich bin ziemlich reich“, stimmte Adam zu. In seinem teuren Anzug, dem Mantel aus Kaschmir und mit der Omega Moonwatch am Handgelenk bildete er einen starken Kontrast zu Gary in seinem einfachen Outfit. „Ich bin im Kunstgeschäft tätig, und seit Vaters Tod leite ich das Familienunternehmen“, erklärte er seinem Bruder.
„Was meinst du mit Kunstgeschäft?“, fragte der gleich nach.
„Ich bin Galerist und Kunsthändler. Ich kaufe und verkaufe Gemälde und Skulpturen von bekannten Künstlern, organisiere für sie Ausstellungen in meinen Galerien und so weiter.“
„Und damit kann man reich werden?“, staunte Gary.
„Nun, wenn die Preise der Bilder sich im siebenstelligen oder noch höheren Bereich befinden, dann schon. Natürlich muss man auch Gespür für neue Talente und Trends haben und vor allem gute Geschäftskontakte pflegen und so weiter.“
„Meine Fresse! Ich hätte gedacht, du bist ein Immobilienhai oder ein Börsenspekulant! Bist du auch selbst Maler?“ Gary schaute ihn amüsiert, fast belustigt an. Offensichtlich hielt er nicht viel von schönen Künsten …
„Ich habe zwar auch Kunst studiert, jedoch male ich nur privat, zum Entspannen. Nun, Börsenspekulant bin ich auch. Aber genug von mir. Was machst du denn beruflich?“ Adam drehte den Spieß um, und seine Augen verengten sich leicht.
„Ich? Na ja, ich kann im Unterschied zu dir keine besondere Ausbildung vorweisen. Nach der Highschool stieg ich in unseren Familienbetrieb ein, der etwas weniger glamourös ist als deiner“, lächelte er. „Mein Paps besitzt einen Pub in der Nähe der Greenwich Street, den er von seinem Vater übernommen hat. Wir sind halt einfache Leute, und Geld haben wir auch nicht. Da hast du mehr Glück gehabt als ich“, zwinkerte er ihm zu. „Anderseits würde ich meine Familie für kein Geld der Welt tauschen wollen“, fügte er noch ernst zu.
Adam nickte nachdenklich. Gary schien ein sehr zufriedener und lebensfroher Mensch zu sein. Nicht so ein emotional verkorkster, introvertierter Steppenwolf wir er …
„Das kann ich mir gut vorstellen“, sagte er trocken.
„Was machst du noch so, neben deiner Arbeit? Wenn du mit deiner Verlobten nicht wirklich zusammen bist – gibt es denn eine andere Frau in deinem Leben? Hast du Hobbys?“ Gary gab dem Kellner ein Zeichen und deutete auf die mittlerweile leeren Gläser. „Wir genehmigen uns wohl noch einen, oder?“, blickte er unschuldig.
„Klar“, nickte Adam. „Zu deinen Fragen - nein, ich bin nicht liiert, und in meiner knappen freien Zeit reite ich, dazu trainiere ich in meinem Fitnessraum, im Urlaub schnorchle ich und tauche, und ich male ab und zu, wie ich schon erwähnte.“
„Aha. Scheinbar haben wir beide noch nicht die richtige Frau fürs Leben gefunden“, lächelte Gary amüsiert.
„Ich bin nicht auf der Suche, ich bin gerne Single.“ Adam atmete scharf die Luft ein, und Gary merkte, dass ihm das Thema nicht angenehm war.
„Okay, alles klar, ich wollte dir nicht zu nahe treten. Ich persönlich warte noch auf die Richtige und lasse mir dabei kein hübsches Mädchen entgehen …“ Gary drehte sich leicht zur Seite und schenkte einer der Frauen, die sie immer noch aufmerksam beobachteten, ein charmantes Lächeln.
„Was tust du denn so, wenn du nicht am Tresen stehst?“, erkundigte sich Adam und blickte kurz zu der anderen Frau, die langes blondes Haar hatte. Ob sie auf unverbindlichen, harten und unterwürfigen Sex ohne Gefühlsduselei steht?
„Ich spiele Fußball mit meinen vielen Kumpels, bin bei der freiwilligen Feuerwehr aktiv, trainiere in der Muckibude und singe liebend gerne. Aber nur für mich, nicht auf der Bühne. Also bin ich ganz schön prollig verglichen mit dir und deinen edlen Hobbys.“ Gary lachte entwaffnend, und die beiden Frauen schauten gleich noch interessierter zu ihrem Tisch.
„Klingt gar nicht schlecht“, meinte Adam. „Du kannst offensichtlich trotz weniger Geld besser das Leben genießen als ich. Und geselliger bist du auch.“
„Wenn du in einer Familie aufgewachsen wärst, die aus so vielen Verwandten besteht und in der man immer mit den anderen zusammenhängt, wärst du auch geselliger und weniger stocksteif.“
Bei Garys unverblümter Direktheit zuckte Adam leicht zusammen, doch er verkniff sich einen bissigen Kommentar. Der Kellner brachte gerade zwei volle Gläser, und diesmal hob Adam das Glas: „Auf dich und deine Familie!“, sagte er ganz spontan.
„Auf uns, Bruderherz“, erwiderte Gary halb ernst und stieß mit ihm an.
„Wenn du mich fragst, habe ich nichts dagegen, wenn wir uns näher kennenlernen.
Da du mein Zwilling bist, kannst du gar nicht sooo übel sein“, grinste er und prostete noch der rothaarigen Frau flirtend zu.
„Das denk ich auch “, entgegnete Adam und trank sein Glas in einem Zug leer.
„Respekt, da steckt doch ein Ire tief in dir!“, schaute ihn Gary anerkennend an und folgte sofort seinem Beispiel. „Noch zwei Whiskey, bitte!“ rief er dann dem Kellner zu. „Hoffentlich bist du auch trinkfest. Wenn wir so weitemachen, wird der Abend noch lang.“
„Hey, unterschätze mich nicht, bloß weil ich diesen langweiligen Anzug trage“, grinste Adam und lehnte sich in dem harten Stuhl zurück.
Drei Whiskeygläser später wurde das Gespräch zwischen den Brüdern immer flüssiger und entspannter. Sie sprachen miteinander wie zwei alte Schulfreunde, die sich nach langer Zeit wiedertrafen und sofort die einstige Nähe herstellen konnten. Das muss tatsächlich daran liegen, dass wir eineiige Zwillinge sind, dachte Adam. Er wunderte sich zunehmend, wie natürlich und angenehm es sich anfühlte, mit seinem Bruder zu plaudern und zu lachen. Gary schaffte es schon bei dem ersten Treffen, ihn dazu zu bringen, seine beherrschte, leicht abweisende Maske abzulegen und einfach Spaß zu haben. Klar, er war leicht betrunken, doch die heitere Stimmung, in der er sich befand, war ganz bestimmt nicht nur ein Nebeneffekt des edlen Whiskeys, den sie tranken. Es tat ihm einfach gut, neben seinem Zwillingsbruder zu sitzen. Es wirkte alles so vertraut, so natürlich. Als ob ein fehlendes Stück von ihm selbst an diesem Abend zu ihm zurückkehrte und ein Loch in ihm füllte. Ein Loch, das sein ganzes Leben in seinem Innerem geklafft hatte, ohne dass er wusste, was ihm da fehlte...
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