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Interview mit Tanja Russ

09:01

Heute habe ich die Newcomerin Tanja Russ auf meinem Sofa zu Besuch. Im November ist ihr Debüt "Brombeerfesseln" einen BDSM-Liebesroman im Schwarze-Zeilen Verlag erschienen. 

Astrid: Hallo Tanja! Ich freue mich dich hier begrüßen und interviewen zu dürfen!

Tanja: Hi Astrid. Ich freue mich auch hier zu sein und dir und deinen Followern Rede und Antwort zu stehen. Vielen Dank für diese Gelegenheit.

Astrid: Könntest du dich unseren Leserinnen und Lesern kurz vorstellen?

Tanja: Klar, mein Name ist Tanja Russ. Ich bin eine Ruhrpottperle. Dort geboren und noch nie länger als drei Wochen am Stück aus dem Pott herausgekommen. Ich lebe gern in der Region.

Astrid: In welchem Genre schreibst du und welche Bücher sind von dir schon erschienen?

Tanja: Ich schreibe im Genre BDSM-Romance. Ende November ist mein Debütroman Brombeerfesseln erschienen.

Astrid: Schreibst du Hauptberuflich als Autor oder hast du noch einen Brotjob?

Tanja: Nein, ich habe noch einen Brotjob. Aber Schreiben ist meine Leidenschaft. Ich kann nicht genug davon bekommen. Deshalb nimmt es auch einen großen Teil meiner Freizeit ein.

Astrid: Wie sieht dein Alltag aus?

Tanja: Ich gehe früh morgens um 6:00 Uhr aus dem Haus, fahre mit dem Zug zur Arbeit und komme erst abends um 18:00 Uhr wieder nach Hause. Dann ein bisschen Haushalt, bevor ich mich mit dem Laptop auf die Couch setzte und entweder schreibe oder schon Geschriebenes korrigiere. Am Wochenende geht’s dann auch mal raus mit Freunden. Bei gutem Wetter, machen wir gerne mal eine Fahrradtour, oder gehen schwimmen oder spazieren. Ich sitze auch gern einfach mit dem Laptop im Garten und schreibe. Manchmal, wenn mir tagsüber eine neue Szene für meine Story in den Sinn kommt, notiere ich Stichpunkte in mein Handy, damit ich nichts vergesse und abends zu Hause, schreibe ich die Szene dann aus.

Astrid: Was magst du, was magst du gar nicht und was ist dir wichtig?

Tanja: Ich mag Menschen, die ehrlich und tolerant sind und auch mal über sich selbst lachen können. Was ich nicht mag sind Lügen und Engstirnigkeit. Alle Menschen sind gleich, egal welche Hautfarbe, Nationalität, Religion oder sexuelle Ausrichtung sie haben. Das finde ich wichtig. Wenn sich nicht so viele Menschen für besser als Andere halten würden, wäre die Welt ein friedlicherer Ort.

Astrid: War es schon immer der Plan gewesen zu schreiben oder bist du auf Umwegen dazu gekommen? Was war der springende Moment dafür zu sagen: "Jetzt will ich es veröffentlichen!"?

Tanja: Nein, ich habe hier und da mal eine Kurzgeschichte oder Gedichte geschrieben, aber mehr für mich. Ich habe nie daran gedacht, zu veröffentlichen.
Da ich viel lese, gerade auch Erotik-Romane mit BDSM Kontext, habe ich öfter folgendes Problem: Ich mag Storys in denen BDSM mit Verstand, Herz und Gefühl praktiziert wird. Ich mag aber auch deftige, detailreich beschriebene Sessions. In Storys, in denen es gefühlvoll zugeht, sind die Sessions oft nur vage beschrieben. Und die Geschichten, in denen es richtig zur Sache geht, agieren die Protas, besonders die Tops, oft sehr hart und herzlos. Dabei muss doch gerade BDSM einvernehmlich, sicher und mit Herz und Verstand praktiziert werden. Der springende Moment war, dass ich mal wieder ein eBook gekauft hatte, in dem es so hart und gefühllos zuging, dass ich es echt nicht mehr schön fand. Und ich dachte mir: Das kann es nicht sein. Es muss doch noch was anderes geben, als BDSM-Liebesgeschichten, die man gut und gerne mit einer FSK 16 versehen könnte und diesem ganz harten Zeugs, dass teilweise eher häusliche Gewalt und eiskalten, kompromisslosen Sadismus beschreibt, als lustvolles, einvernehmliches BDSM. Zumindest empfinde ich das so. Ich habe das eBook frustriert in die Ecke geschleudert und mir gedacht: Jetzt versuche ich meine Vorstellung von einer guten BDSM-Story zu schreiben. Ich war mir sicher, dass es Leserinnen und Leser gibt, die meine Mischung aus hartem BDSM und gefühlvoller Romantik mögen.

Astrid: Unterstützen dich deine Familie und Freunde, oder wissen die gar nicht, dass du schreibst?

Tanja: Die Meisten wissen es, aber nicht alle. Und die, die es wissen, finden es cool und unterstützen mich total.

Astrid: Wenn du gerade mal kein Buch in der Hand hältst oder eins schreibst, wo und wie erlebt man dich dann?

Tanja: Ich wühle gern im Garten in der Erde und rücke dem Unkraut auf den Pelz. Sobald es halbwegs warm ist, findet man mich auch mal faul im Liegestuhl ins Grüne schauend. Ich liebe es, wenn alles blüht und bunt ist. Ein bisschen Sport und Bewegung als Ausgleich zu meinem Bürojob muss aber auch sein, wie ich oben schon erwähnt habe.

Astrid: Welche 3 Sachen und welche 3 Bücher würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?


Tanja: Mein Handy, meinen Laptop und eine tragbare Solarstation, damit ich beides aufladen kann, in der Hoffnung, dass diese Insel irgendwie Netz hat und ich mit der Welt verbunden bleibe.


An Büchern würde ich „Wer Liebe verspricht“ von Rebecca Ryman, „Zehn“ von Tomasz Bordemé und „Der Herr der Ringe“ von J. R. R.Tolkien mitnehmen.

Astrid: Hast du ein Idol? Wenn ja, wen und wieso?

Tanja: Ich habe ein Idol, wenn es um das Schreiben geht und das ist Tomasz Bordemé. Ich bewundere seine Vielfältigkeit, mit der er BDSM-Storys schreibt. Mal mit Humor, mal mit vollkommen schräger Fantasie und mal ernsthaft und hocherotisch. Er schafft es, so lebendig zu schreiben und den Leser so sehr in seine Szenen mitzunehmen, dass man das Gefühl hat, man ist live dabei und mitten drin.

Astrid: Welchen berühmten Autor/in würdest du gerne mal zum Essen einladen?

Tanja: Tomasz Bordemé. Der wäre bestimmt ein interessanter Gesprächspartner beim Essen. 

Astrid: Eine klassische Fangfrage: bist du der eBook- oder Print-Fan?

Tanja: Ich lese überwiegend eBooks. Wenn ich auf dem Weg zur Arbeit und zurück im Zug sitze, ist es viel einfacher, mein eBook mitzunehmen, anstelle eines 700-Seiten Wälzers. Außerdem lese ich, wie schon angesprochen, auch Bücher, deren Cover nicht jeder im Zug unbedingt sehen muss, ganz besonders Minderjährige nicht. Mit dem ebook ist das kein Problem. Außerdem bekam ich allmählich ein Platzproblem zu Hause bei meinem Bücherkonsum. Auch das Problem ist mit dem eBook gelöst. Aber meine absoluten Lieblingsbücher habe ich noch als Printversion, als Sammlerstücke sozusagen.

Astrid: Wie siehst du die Entwicklung bei den eBooks, insbesondere bei der Piraterie oder auch der Möglichkeit ein eBook auch noch nach Wochen zurückgeben zu können?


Tanja: Piraterie ist mies. Die Leute machen sich gar keine Vorstellung davon, wie viel Arbeit in so einem Buch steckt! Dass manche Leute noch nicht einmal vier oder fünf Euro für ein eBook ausgeben, sondern es irgendwo illegal runterziehen, empfinde ich als Beleidigung für die Arbeit, die da drin steckt und zwar nicht nur die Arbeit des Autors, auch die des Verlags, Lektors usw.

Ein eBook noch nach Wochen zurückgeben zu können, finde ich auch nicht in Ordnung. 24 Stunden sollten Zeit genug sein, um einen Fehlkauf zu erkennen und ein eBook zurückzugeben. Danach dürfte eigentlich keine Rückgabe mehr möglich sein.

Astrid: Wenn eines deiner Bücher verfilmt würde, wer sollte die Hauptrollen spielen?


Tanja: Also, wenn Brombeerfesseln verfilmt würde, würde ich die Hauptrollen mit zwei deutschen Schauspielern besetzen. Jörg Rohde könnte ich mir gut als Lukas vorstellen und Nadine Menz als Lea. 

Astrid: Erzähle uns doch bitte etwas über dein aktuelles Buch.


Tanja: Brombeerfesseln ist ein BDSM-Liebesroman. Er hat genau die Mischung, die ich persönlich mag. Es gibt detailreich beschriebene BDSM-Sessions, aber auch Gefühl und Romantik. Lukas, der Dom ist streng, agiert oft auch hart. Aber er ist nicht immer besonders konsequent. Er handelt mit Herz und Verstand und achtet auf seine Sklavin.

Lea ist eine moderne Frau, die mit beiden Beinen im Leben und zu ihren Neigungen steht.

Ich habe mich ganz bewusst nicht an das Klischee des typischen Liebesromans gehalten. Die beiden Protas sind zu Anfang auf eine reine D/S-Sexbeziehung aus. Sie wollen und haben lustvolle Sessions ohne weitere Verpflichtungen. Aber je länger sie miteinander spielen, desto mehr Gefühl kommt dazu. Einige Leser haben mir gesagt, sie wurden in die Handlung hineingezogen und konnten sowohl das BDSM, als auch die Gefühle der Protas gut nachvollziehen. Über so ein Feedback freue ich mich natürlich.

Astrid: Woher kommen die Ideen für deine Geschichten?


Tanja: Meine Geschichten sind fiktiv, aber ich weiß aus eigener Erfahrung wovon ich rede, wenn ich eine BDSM-Session beschreibe.

Am Anfang ist da nur eine bestimmte Idee. Bei Brombeerfesseln war die Idee, einen Liebesroman zu schreiben, der aus dem üblichen Schema ausbricht. Während ich an Brombeerfesseln arbeitete, dachte ich mir, es wäre schön, mal eine Story zu schreiben, in der eine Frau, die mit BDSM überhaupt nichts zu tun haben will, mit viel Herz und Umsicht in diese Welt hineingeführt wird und sie alles von Grund auf neu erleben zu lassen. Mit diesem Gedanken bin ich in mein zweites Projekt hineingegangen.

Für meinen dritten Roman, von dem ich bisher gerade mal ein Kapitel geschrieben habe, war die Grundidee die Frage, was einen „guten“ Dom von einem „schlechten“ Dom unterscheidet. Ich will versuchen, das Thema subtil anzugehen. Der „Schlechte“ soll kein totales Arschloch sein. Die Leser sollen ihn schon mögen, aber manchmal den Kopf schütteln und denken: „Das kann der doch so nicht machen! Der muss mehr auffangen, mehr für sie da sein.“ 

Astrid: Wie viel von dir steckt in deinen Protagonisten?

Tanja: Viel. Ich stehe, wie Lea, mit beiden Beinen im Leben und ich mag dominante Männer. Aber außerhalb des Schlafzimmers brauche ich Augenhöhe. Einen Kerl, der mich unterbuttern will, könnte ich nicht ertragen. Mit Lukas habe ich mir sozusagen meinen Traum-Dom gebacken. Dem würde ich gerne mal im realen Leben begegnen.

Astrid: Mit welchem deiner Protagonisten würdest du gerne einen Tag verbringen?

Tanja: Mit Lukas natürlich. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich mich gerne mit ihm in seinem Spielkeller einschließen möchte, oder ob ich lieber stundenlang mit ihm reden würde. Idealerweise beides.

Astrid: Wie lange brauchst du für eine Geschichte - vom ersten Satz bis zur Endfassung?

Tanja: Bis zur Endfassung sicherlich neun oder zehn Monate. Um die Geschichte zu schreiben, brauche ich vielleicht vier Monate. Danach lese ich die Story wieder und wieder und korrigiere sie dabei. Dann gebe ich sie an ein paar Testleser, lese sie danach noch einmal, um Anmerkungen meiner Testleser zu verarbeiten. Erst dann geht sie zum Verlag.

Astrid: Gibt es beim Schreiben etwas, worauf du sehr großen Wert legst? Vielleicht eine Tradition oder Aussage?

Tanja: Ich lese und korrigiere meine Storys nicht nur einmal, sondern mindestens fünfzehn Mal, bevor ich sie überhaupt an meinen Verlag schicke. Und ich finde jedes Mal Formulierungen, die ich ändere, Wörter und ganze Sätze, die ich streiche oder kleine Szenen, die ich noch hinzufüge. 

Astrid: Was machst du bei einer Schreibblockade?

Tanja: Ich schreibe entweder nicht, oder wenn es möglich ist, schreibe ich an einer ganz anderen Stelle weiter. Ich schwelge z. B. in meiner Fantasie und denke mir eine heiße Session aus. Die schreibe ich dann auf und dann überlege ich mir, wie sie in die Handlung hineinpassen könnte. Was müssen meine Protas tun, um an diesen Punkt zu gelangen? Und dann ebne ich ihnen den Weg dahin und baue den Handlungsstrang so, dass es ins Gesamtkonzept passt. Es gab eine Stelle, mitten in Brombeerfesseln, da habe ich fast bis ganz zum Schluss nicht gewusst, wie ich da hin komme. Und eines Morgens im Zug, träume ich so vor mich hin und plötzlich war es glasklar.

Astrid: Würdest du auch mal versuchen wollen in einem anderen Genre zu schreiben?

Tanja: Nein, im Moment nicht. Es macht einfach zu viel Spaß, sich in eine Session hineinzudenken und hineinzufühlen und sie dann aufzuschreiben.
Astrid: Wie wichtig sind Rezensionen für dich?

Tanja: Sehr wichtig! Zunächst einmal deshalb, weil es für mich eine Rückmeldung von meinen Lesern ist. Ich freue mich total, wenn die Story den Lesern gefallen hat und ich Rückmeldung erhalte, was ganz konkret gefallen hat oder wie die Leute beim Lesen empfunden haben.

Durch gute Rezensionen werden andere Leser zum Kauf ermutigt. Das ist für mich als Anfängerin, die noch keinen Namen in dem Genre hat, wahnsinnig wichtig! Ein Buch kann noch so gut sein, wenn es keine guten Rezensionen bekommt, wird es nicht gekauft und dann verschwindet es im Sumpf der zigtausend Bücher und wird nicht mehr gesehen.

Astrid: Was ist als nächstes geplant und gibt es vielleicht sogar einen kleinen Tipp ;) ?


Tanja: Mein zweiter Roman ist schon fertig, aber ich korrigiere immer noch dran rum. Die Geschichte handelt von Alec und Rebecka, den Nebenakteuren aus Brombeerfesseln. Rebecka hat eine Menge Vorurteile gegen BDSM. Sie findet es einfach schrecklich, dass ihre beste Freundin Lea auf einen „Schläger“ reingefallen ist. Alec kann diese Meinung, die sie von seinem besten Kumpel Lukas hat, so nicht stehen lassen. Und so führt er sie sehr umsichtig und gefühlvoll, aber trotzdem mit der nötigen Strenge und Konsequenz in eine Welt, von der sie glaubte, dass sie die niemals betreten wollte, in der sie sich aber, gemeinsam mit Alec, sehr wohl fühlt.

Astrid: Gibt es noch etwas, das du losen werden möchtest? Dann nur zu!

Tanja: Ich freue mich immer sehr über den persönlichen Austausch mit meinen Lesern. Also, wenn euch Brombeerfesseln gefallen hat, besucht mich doch mal auf Facebook, Twitter oder bei LovelyBooks. Und schreibt bitte fleißig Rezensionen ;-)


Astrid: Vielen Dank für dieses Interview Tanja! Wir freuen uns schon mehr von dir zu hören <3

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