Buchvorstellung: Dating Queen im Liebeschaos
06:00Der zweite Teil der Melford-Reihe "Dating Queen im Liebeschaos" von Ella Green ist da und handelt von Madison, die die Schwester von Hazel ist, um die es im ersten Teil der Reihe geht.
Kurzbeschreibung:
Madison und Anthony haben nichts gemeinsam. Sie ist eine Dating Queen, die ihr Leben als Single
460 Taschenbuchseiten
Die neue Liebesroman Reihe von Ella Green
Jedes Buch dieser Reihe ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen gelesen werden!
Die Melfort Reihe
Band 1: Küsse unterm Apfelbaum
Band 2: Dating Queen im Liebeschaos
Band 3: VÖ 2017
Meinung:
Dieses Cover ist wunderschön und passt perfekt zu der Geschichte und auch zum ersten Teil dieser Serie. Auch der Klappentext macht sofort lust darauf dieses Buch zu lesen.
Madison kennen wir ja schon aus dem ersten Teil "Küsse unterm Apfelbaum" und bereits da hat sie mir sehr gut gefallen. Sie ist jemand der Sachen anpackt und versucht das Beste daraus zu machen. So auch, als ihr eine Kollegin von dieser Dating App erzählt. Sofort ist ihr klar, dass das genau das ist was sie braucht, da sie nicht mehr von der Liebe enttäuscht werden möchte. Alles ist perfekt, bis sie auf Anthony trifft, der der Architekt für das Blockhaus Projekt ihrer Schwester und deren Freund ist. Er ist so ganz anders als sie. Kein Sex ohne Liebe, aber da auch er von dieser enttäuscht wurde verzichtet er lieber komplett auf Frauen. Wie gesagt, bis sich Madison und er treffen. Von da an nimmt das Universum die Sache in die Hand ;)
Was habe ich beim Lesen geschmunzelt, den Kopf geschüttelt und mich vor Lachen gekringelt. Ella Green macht es dem Leser mit ihrem Schreibstil auch sehr einfach sich in die Story und in die Protagonisten zu versetzten. Was auch am Wechsel der Sichtweise liegt.
Fazit:
Ein Buch, das den Leser vom Alltag abschalten lässt und ihn wunderbar unterhält.
Leseprobe:
Prolog
„Guten Morgen, Madison“, begrüßte mich Lori, die
Empfangsdame vom Architekturbüro Clark & Roy, in dem ich als
Innenarchitektin tätig war.
„Guten Morgen, Lori. Wie war dein Wochenende?“, fragte ich
sie und trat hinter den Tresen, um mein Postfach zu leeren.
„Es war toll“, strahlte sie und machte einem
Honigkuchenpferd ernsthafte Konkurrenz.
„Oh Gott, so viel war das ja schon lange nicht mehr“,
seufzte ich und nahm den Stapel Post an mich.
Während meines Urlaubs hatte sich einiges an Briefen für
mich angesammelt.
„Und das obwohl du nur eine Woche nicht im Büro warst.“
„Dann muss ich wohl Überstunden einlegen, um das alles
abzuarbeiten“, schnaubte ich und lehnte mich gegen die Wand.
Ich liebe meinen Job, aber eine ganze Woche aufarbeiten
nervt mich ein bisschen.
Lori grinste noch immer von einem Ohr zum anderen und ich
wusste, sie wartete darauf, dass ich sie fragte, warum.
„Na los, erzähl.“
„Ich hatte ein Date“, gab sie freudestrahlend von sich.
„Schön, das freut mich für dich“, sagte ich lächelnd.
Wann hatte ich eigentlich mein letztes Date? Gewiss war das
schon ein Jahr her. Schlimm fand ich das nicht, denn so konnte ich mich voll
und ganz auf meine Arbeit konzentrieren. Musste mich nicht mit irgendeinem
Typen rumschlagen oder mich von einem verarschen lassen. Mir reichte es noch,
dass mich mein Ex an der Nase herumführte. Allein beim kurzen Gedanken daran
stellten sich mir die Haare zu Berge.
„Wo hast du ihn kennengelernt?“, fragte ich neugierig.
„Über eine Dating App.“
Ich riss die Augen weit auf. „Nicht dein Ernst! Du triffst
dich mit einem Kerl aus dem Internet?“
Sie nickte und grinste noch breiter. „Solltest du auch mal
ausprobieren. Ist total easy.“
„Ich bin aber nicht auf der Suche nach Mr. Right“, gab ich
ihr seufzend zu verstehen.
„Musst du ja nicht. Du kannst dich trotzdem mit Männern
treffen und einfach Spaß haben.“
„Ist das eine App für schnellen Sex?“, fragte ich skeptisch
und zog eine Augenbraue nach oben.
„Nicht direkt, aber einige schreiben in ihren Profilen, dass
sie eine Freundschaft Plus suchen.“
„Aha … und wie läuft das ab?“, wollte ich wissen, denn mich
hatte die Neugierde gepackt.
Eine Freundschaft mit gewissen Vorzügen wäre nicht verkehrt,
und da ich mich sowieso nicht verlieben wollte, sah ich das als Alternative.
Lori zog ihr Smartphone aus ihrer Tasche, tippte auf dem
Display herum und hielt es mir unter die Nase.
„Also, die App heißt Lovda.“
„Lovda?“, wiederholte ich den Namen und schüttelte
den Kopf.
„Ja. Das Wort setzt sich aus Love und Dates zusammen. Kurz Lovda“,
erklärte Lori lächelnd.
„Nicht gerade einfallsreich.“
„Wen interessiert denn schon der Name? Der Inhalt ist
wichtig“, lachte sie. „Und glaub mir, da sind wirklich heiße Kerle unterwegs.“
„Na gut, dann erklär mir das mal genauer“, forderte ich sie
auf, denn ich sah ihr an, dass sie mir diese App schmackhaft machen wollte.
Voller Begeisterung erklärte sie mir die verschiedenen
Möglichkeiten von Lovda.
„Die Funktion finde ich super“, sagte sie und klickte auf
einen Radar, auf dem plötzlich ganz viele blaue Punkte zu sehen waren.
„Was bedeutet das?“, fragte ich neugierig und deutete auf
das Display.
„Das sind die männlichen User, die gerade online und in
meiner Nähe sind.“
„Aha, ganz schön viele.“
Lori nickte und grinste frech. „Jetzt schauen wir uns den
mal an.“ Sie tippte auf einen der blauen Punkte.
Auf ihrem Handy erschien das Profilbild von Canadian
Psycho.
„Oh, der sieht aber furchteinflößend aus“, sagte ich, als
ich mir das Foto genauer anschaute.
„Oh ja, der macht mir Angst. Der Name passt eindeutig zu
seinem Bild“, erwiderte sie und schüttelte sich.
„Klick mal den Nächsten an“, forderte ich.
Das Profilbild eines annehmbaren Kerls erschien. Den
würde ich nicht von der Bettkante schubsen.
„Über diesen Button würde ich ihm ein Herz schenken – wenn
er denn mein Fall wäre und hier könnte ich ihm eine Nachricht schreiben“,
erklärte sie weiter. „Aber, weil er mir nicht gefällt, klicke ich ihn über
dieses X weg.“
Zack, schon war der heiße Kerl verschwunden.
„Merkt der Typ, dass du ihn gestalkt hast?“, wollte ich
wissen.
„Jap, über diese Funktion kann man sehen, wer sich das
Profil angeschaut hat und hier wer einem ein Herz schenkte.“
Lori hatte schon einige User, die auf ihrem Profil waren und
die ihr ein Herzsymbol schenkten. Kein Wunder, die kleine Blondine war ja
auch wirklich süß. Hat sie es wirklich nötig, sich einen Mann über so eine App
anzulachen?
„Guten Morgen“, hörte ich die Stimme meiner Chefin und Lori
zuckte kurz zusammen.
„Guten Morgen, Misses Roy“, grüßte ich und nickte ihr
freundlich zu.
„Guten Morgen“, piepste Lori und ließ ihr Smartphone in
ihrer Tasche verschwinden.
Unsere Chefin mochte es gar nicht, wenn sie mit ihrem Handy
herumspielte, anstatt sich um ihre Arbeit als Empfangsdame zu kümmern.
„Bringen Sie mir bitte einen Kaffee, Miss Baxter“, wies sie
Lori an und ging zu ihrem Büro.
„Sehr gerne, Misses Roy“, antwortete Lori hastig und sprang
förmlich von ihrem Stuhl auf.
Sie kuscht ganz schön, wenn die Chefin ruft, dachte
ich. Was aber kein Wunder war, denn Misses Roy war manchmal mit Vorsicht zu
genießen.
„Wenn du willst, kann ich dir in der Mittagspause die App
auf dein Smartphone laden“, flüsterte sie mir zu.
„Äh … was kostet der Spaß?“, wollte ich wissen.
„Nix!“, antwortete sie mir grinsend.
„Okay … äh … ich überlege es mir“, sagte ich und machte mich
auf den Weg zu meinem Arbeitsplatz.
****
Spät abends kam ich erschöpft nach Hause. Der Tag war
anstrengend, aber erfolgreich gewesen. Einer meiner Kunden war total begeistert
von meinem Lichtkonzept, das ich für seine Wohnung ausgearbeitet hatte. In der
Mittagspause hatte mir Lori Lovda auf mein iPhone geladen und innerhalb
von Sekunden war ich Besitzerin eines Profils inklusive Foto.
Neugierig bin ich schon, aber soll ich diese App wirklich
nutzen? Wer weiß, was sich dort für schräge Vögel rumtreiben.
Mit einem Glas Sekt setzte ich mich auf mein Sofa, legte die
Füße hoch und nahm mein Smartphone zur Hand.
„Nur mal gucken, was so auf dem Markt ist und wer sich in
meiner Nähe befindet.“ Ich tippte auf den Radar und klickte einen der Punkte
an.
„Oh Gott! Der geht ja gar nicht!“ Ich schüttelte mich.
Der nächste Kandidat sah genauso schrecklich aus, wie der
Erste und Nummer Drei ebenso.
Sind in meiner Umgebung nur Typen, denen ich nachts
lieber nicht begegnen will?
Ich war schon kurz davor, die App von meinem Handy zu
löschen, denn auf solche Quasimodos konnte ich verzichten, doch da ertönte ein
Piep und am Rand erschien ein Briefsymbol.Neugierig tippte ich darauf und es
poppte ein Chatfenster auf.
CHATANFRAGE VON MISTER UNIVERSE stand dort in großen
blauen Lettern und darunter ANNEHMEN und IGNORIEREN.
So ein blöder Name, war das Erste, das mir in den
Kopf schoss. Okay, ich musste gestehen, meiner war auch nicht viel besser. Miss
Flintstone hatte ich mich genannt. Weil ich als Kind die Familie Feuerstein
geliebt hatte und mir beim besten Willen nichts Anderes einfiel. Neugierig
klickte ich auf Anfrage annehmen und begann zu lesen.
Mister Universe: Hallo hübsche Miss
Flintstone, wie kann eine Frau wie du noch auf der Suche nach ihrem Fred
Flintstone sein?
Ich lachte lauthals los. Was für eine plumpe Anmache.Soll
ich diesem Typen antworten? Oder ist es das Beste, diese App so schnell wie
möglich wieder zu löschen?Nicht, dass ich einem Massenmörder zum Opfer falle.
Madison
Vier Monate später
Milch, Zucker, Jogurt, Klopapier, Waschmittel und Kaffee.
Gedanklich schrieb ich meinen Einkaufszettel, denn diesem Typen, der mir
gegenübersaß, wollte ich nicht länger zuhören.Er war mein drittes Date diese
Woche und quatschte nur von sich. Warum tue ich mir das eigentlich an? Am
besten ich breche das Ganze ab und gehe.
Ich hätte auf Frederick, meinen besten Freund und seines
Zeichens schwul, hören sollen. Er sagte mir gestern noch: „Lass die Finger
von dem, der ist mir unsympathisch.“
Die Dating App, die mir seit einigen Monaten einen Kerl nach
dem anderen vorschlug, war nicht schlecht. Im Gegenteil, sie war für mich wie
ein Sechser im Lotto.
Noch gut erinnerte ich mich daran, wie vor vier Monaten
alles anfing. Auf die plumpe Anmache von Mister Universe hatte ich
tatsächlich geantwortet. Wir chatteten eine Woche lang, ehe es zu einem ersten
Treffen kam und ja äh … in dieser Nacht landeten wir in der Kiste. Danach hatte
er sich nie wieder bei mir gemeldet. Böse war ich ihm nicht, denn für mich war
es auch nur zwangloser und unkomplizierter Sex. Verlieben wollte ich mich
bestimmt nicht, denn mich hatte ein Mann sehr verletzt und dies wollte ich nie
wieder zulassen. Um mein Herz hatte sich eine Mauer aufgebaut und die würde
niemand so leicht zum Einsturz bringen. Lovda war für mich wie eine
Sucht, noch schlimmer wie Facebook, Twitter und Instagram. Wann immer
ich Zeit hatte, ging ich online, schrieb mit zig Männern hin und her und
verabredete mich. Mit jedem ging ich nicht ins Bett, schließlich war ich kein
Flittchen. Die, die mir gefielen, ließ ich zappeln. Ich spielte mit ihnen, traf
sie mehrmals, bevor ich mit ihnen ins Bett ging. Nur wenige Männer nahm ich
sofort mit zu mir. Je nach Sympathie. Aber, in den letzten drei Wochen war mir
das Glück nicht hold gewesen, denn Mister-Ich-rede-nur-von-mir-selbst, der mir jetzt gegenübersaß, war
bereits der fünfte Griff ins Klo.
Diesen Typen, dessen Namen ich schon gekonnt verdrängt
hatte, würde ich in den nächsten drei Minuten abservieren. Bevor ich mit so
einem in die Kiste hüpfe, gehe ich lieber ins Kloster.
Angestrengt überlegte ich, wie er hieß. Rob? Bob? Oder
war es Rod?Ach, wie auch immer, ich muss dieses Date abbrechen. Jetzt!
Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. „Oh, schon kurz
vor acht“, rief ich erschrocken aus.
Er schaute mich perplex an. „Äh … na und?“
„Ich muss leider los“, antwortete ich und kramte in meiner
Handtasche nach meinem Geldbeutel.
„Aber wir sitzen doch erst seit vierzig Minuten in dieser
Bar und deine Coke hast du auch noch gar nicht ausgetrunken.“
Vierzig zu lange Minuten.
„Kann schon sein, aber ich muss jetzt gehen“, bedauerte ich
und winkte die Kellnerin zu mir.
„Ich übernehme das schon“, gab er mir zu verstehen, indem er
auf unsere Getränke deutete.
Na wenigsten eine kleine Entschädigung für dieses
grauenhafte Date, dachte ich erleichtert.
„Soll ich dich zu deinem Wagen begleiten?“, fragte er,
nachdem er bezahlt hatte.
„Danke, nicht nötig.“
„Oh ... Wann … wann sehen wir uns wieder?“
Okay, er hat es nicht kapiert, dass ich vor ihm
flüchte.Dann eben die harte, ehrliche Tour.
„Gar nicht.“
Er blickte mich erschrocken an. „Was! Warum? Also ich finde
dich sehr nett und ich wäre sehr für ein weiteres Treffen.“
Genervt seufzte ich auf und rollte mit den Augen. „Weil ich
Männer, die nur von sich reden, nicht leiden kann. Und du hast geschlagene
vierzig Minuten nur von dir gesprochen.“
„Aber … äh … du hast mir doch zugehört und ich dachte, dich
interessiert was ich erzähle.“
Kopfschüttelnd lachte ich laut auf. „Sorry, ich habe nach
zwanzig Minuten auf Durchzug geschalten, gedanklich meinen Einkaufszettel
geschrieben und mir überlegt, was ich mit diesem angebrochenen Abend noch
anfangen könnte.“
Der Kerl blickte wie ein kleines armes Reh, das eben seine
Mami verloren hatte und irgendwie tat er mir ein klein wenig Leid.
Ich bin zwar jung, aber ewig hab ich nicht Zeit, mich mit
so einem Hohlkopf zu beschäftigen.
„Mach´s gut“, verabschiedete ich mich wenigstens noch und
stolzierte hocherhobenen Hauptes zum Ausgang.
****
Die kalte Herbstluft hüllte meinen Körper ein, als ich aus
der Bar trat.
Was für ein Desaster!
Ich blickte
nach oben in den Nachthimmel. Liebes Universum, bitte schick mir keine
Hohlköpfe mehr, wünschte ich mir und öffnete die Tür von meinem schwarzen
BMW.
Erleichtert, endlich die Flucht vor diesem Langweiler
ergriffen zu haben, stieg ich in den Wagen und schmiss meine Handtasche auf den
Beifahrersitz. Gerade als ich den Motor starten wollte, piepste mein Handy.
Leicht genervt holte ich mein iPhone aus der Tasche und lächelte.
Frederick: Na, ist er was oder muss ich dich
retten? LOL
Mein bester Freund wusste immer wo und wann ich mich mit
einem Mann traf. Er war quasi mein Notruf, falls ich seine Hilfe benötigte. Und
dank einer Standort App konnte er sogar ganz genau sehen, wo ich mich derzeit
befand. Sicher ist sicher. Einem Massenmörder oder einem Psycho war ich
zum Glück noch nicht begegnet, aber man wusste ja nie, wer sich hinter dem
Profil wirklich verbarg. Bei diesem Gedanken überzog sich mein Körper mit einer
Gänsehaut. Ganz schön leichtsinnig was ich so treibe.
Statt ihm ellenlose Texte zu schicken, rief ich ihn
kurzerhand an. Ich wollte jetzt seine vertraute Stimme hören und mich
auskotzen.
„Okay, wenn du anrufst, dann ist es ein Reinfall und du
brauchst meine Hilfe, richtig?“, begrüßte Frederick mich. Ich kannte diesen Tonfall,
und auch, wenn ich ihn nicht sehen konnte, wusste ich ganz genau, dass er in
diesem Moment mit den Augen rollte.
„Ich hab die Flucht ergriffen“, seufzte ich und lehnte mich
zurück.
„Hättest du mal auf mich gehört. Ich habe dir noch gestern
gesagt …“
„Halt mir das bitte jetzt nicht vor“, unterbrach ich ihn
seufzend. „Sag mir lieber, dass du Zeit hast und wir zusammen was trinken gehen
können.“
„Für dich, meine kleine Dating Queen, hab ich immer Zeit!“
„Super, ich stell mein Auto Zuhause ab und dann treffen wir
uns in der Carlson Bar.“
Unsere Stammkneipe war in der Nähe meiner Wohnung und so
könnte ich mir ein oder zwei Drinks genehmigen. Mehr aber nicht, denn morgen
früh muss ich nach Melfort fahren.
„Passt perfekt, dann treffen wir uns in zwanzig Minuten an
unserem Platz am Tresen.“
„Du bist einfach der Beste. Schade, dass du auf Männer
stehst, sonst hätte ich dich schon längst geheiratet.“
„Süße, dir fehlt aber leider etwas sehr Wichtiges zwischen
den Beinen.“
„Ach … echt? Da wäre ich noch gar nicht draufgekommen“,
kicherte ich in den Hörer und Frederick stimmte mit ein.
„Fahr du mal vorsichtig nach Hause. Wir sehen uns gleich.“
„Ich freu mich, mein Lieber“, verabschiedete ich mich.
Was würde ich nur ohne meinen Frederick machen?
Kennengelernt hatten wir uns in der Carlson Bar. Heulend lief ich ihm
damals mehr oder weniger in die Arme, denn an diesem Abend hatte ich erfahren,
dass mich mein damaliger Freund Andrew betrog. Sechs Monate trieb er es schon
mit einer anderen. Ich verstand die Welt nicht mehr, aber Frederick hatte mich,
im wahrsten Sinne des Wortes, aufgefangen. Er lud mich auf einige Tequila ein
und hörte mir zu. Dass er nicht auf Frauen stand, sah ich ihm sofort an. Welcher
Kerl tuscht sich schon die Wimpern und pudert sich die Nase?
Wir verstanden uns auf Anhieb. Seit vier Jahren waren wir
die besten Freunde. Er war für mich der Fels in der Brandung. Ihn möchte ich
nie mehr missen.
Mit einem Lächeln auf den Lippen startete ich den Motor und
fuhr nach Hause. Party machen mit Frederick an einem Freitagabend ist
tausendmal besser, als mit einem Rob oder Bob ein ödes Date zu haben.
Anthony
Melfort. Von diesem Ort hatte ich bis vor vier Wochen noch
nie gehört. Was daran lag, dass es ein kleines Dorf 600 Meilen nördlich von
Vancouver war.
Mein Kunde Mister Benson plante auf seiner Farm ein
Blockhütten Resort und hatte mich damit beauftragt, diese zu entwerfen. Er
hatte nur Gutes von mir gehört und wollte mich unbedingt für dieses Projekt
gewinnen. Eigentlich war ich total ausgelastet, was Aufträge betraf, und
Holzhütten skizzieren gehörte schon mal gar nicht zu meinem Aufgabengebiet.
Verpflichtet hatte ich mich der modernen Architektur, für die ich schon einige
Preise abgesahnt hatte. Aber irgendwas reizte mich an diesem Projekt und ich
hatte tatsächlich zugesagt.
Hochkonzentriert schaute ich mir die drei Entwürfe an, die
ich angefertigt hatte. Bei dem morgigen Termin in Melfort würde ich meinem
Aufraggeber die Pläne präsentieren.
Ob sie ihm gefallen werden?
Obwohl Holz nicht unbedingt das Material war, das ich beim
Bau bevorzugte, war das Blockhütten Resort eine Herausforderung, der ich mich
nur zu gerne stellen wollte. Ich wollte mir damit selbst beweisen, dass ich
nicht nur Bürogebäude aus Stahl entwerfen konnte.
Auch wenn ich damit keine Auszeichnung bekommen würde, wie
für meine anderen Gebäude. In der Branche war ich der jüngste Architekt, der
jemals innerhalb eines Jahres drei Awards für seine Projekte erhalten hatte,
und darauf war ich mächtig stolz.
Zusammen mit Richard Bold hatte ich vor fünf Jahren das
Architekturbüro Pearson gegründet. Wir hatten uns einen sehr guten Namen
gemacht und konnten uns vor Aufträgen kaum retten. Wir arbeiteten beide hart
für unseren Traum und es hatte sich mehr als gelohnt. Es lief gut und über die
Jahre hatten wir fünf weitere Architekten einstellen können.
„Anthony, du arbeitest noch?“, vernahm ich die Stimme von
Richard und blickte von den Entwürfen der Blockhütten auf.
„Ja, ich schau mir die Pläne für die Blockhütten nochmal an.
Aber, was machst du denn wieder hier? Du hast dich doch schon vor Stunden in
den Feierabend verabschiedet.“ Ich warf einen kurzen Blick auf die Wanduhr und
runzelte die Stirn.
„Richtig, aber das Timber Projekt geht mir nicht aus dem
Kopf. Ich nehme die Pläne mit nach Hause, um sie übers Wochenende nochmal
anzuschauen“, antwortete er mir leise seufzend.
„Du nimmst Arbeit mit nach Hause?“, fragte ich ungläubig,
denn das sah ihm nicht ähnlich. Die Wochenenden waren ihm heilig und er genoss
sie mit seiner Frau und seinen Kindern.
„Martha und die Kids sind bis Sonntag bei ihren Eltern.“
Okay, dass erklärt meine Frage. Richard und das
Schwiegermonster sich ja nicht so grün.
„Machst du noch lange?“ Er blickte fragend auf die
Zeichnungen. „Die sehen echt super aus.“
„Danke. Ja, hatte ich vor, aber allmählich sollte ich wohl
auch mal Feierabend machen.“ Ich merkte erst jetzt, wie verspannt meine
Schultern waren, als ich mich im Stuhl zurücklehnte.
„Dann könnten wir uns ja ein Bier gönnen“, schlug er vor.
„Klar, warum nicht. Wo willst du hin?“
„Wie wäre es mit der Carlson Bar?“
„Kenn ich gar nicht. Wo ist die?“, wollte ich wissen, denn
von dieser Kneipe hatte ich noch nie gehört.
„Glaub am anderen Ende der Stadt“, entgegnete er mir und
lehnte sich lässig im Stuhl zurück.
„Du glaubst?“, fragte ich nach und warf meine Stirn in
Falten.
„Müsste mir die Anzeige in der Zeitung, die in meinem Büro
liegt, nochmal anschauen. Aber ich meine mich zu erinnern, dass sie am anderen
Ende der Stadt ist.“
„Dann sollten wir die Bar mal testen, aber lang kann ich
nicht, morgen früh muss ich nach Melfort fahren“, sagte ich zu Richard, räumte
die Baupläne vom Tisch und griff nach meiner Jacke.
„Ein Bierchen und dann darf der alte Mann ins Bett“,
witzelte er und lachte.
„Ja, ja, alter Mann sagt der, der sechs Jahre älter ist wie
ich.“
****
Mit der Bahn waren wir vierzig Minuten später in der Carlson
Bar angekommen und zwängten uns durch die Besucher.
Diese Kneipe muss wohl sehr bekannt sein, so viel wie
hier los ist, dachte ich und blickte mich suchend nach einem Tisch um.
„Dort hinten wird was frei“, rief Richard mir zu und deutete
ans andere Ende des Raums.
„Dann aber schnell, sonst ist der Tisch gleich wieder
belegt“, sagte ich und schob ihn vor mir her.
„So viel Glück muss man mal haben“, lachte Richard und setze
sich.
„Es sei uns gegönnt, nach so einem langen Arbeitstag“,
erwiderte ich und nahm ihm gegenüber Platz.
Die Kneipe gefiel mir ausgesprochen gut. Das Licht leicht
gedimmt, die Wände in dunkelrot gehalten und überall hingen Spiegel, so wirkte
die Location viel größer. Der Tresen überstreckte sich durch den ganzen Raum
und dahinter waren an der Wand allerlei Flaschen aufgebaut, die von LED
Lichtern angeleuchtet wurden. Die Barkeeper mixten bunte Cocktails und machten
eine richtige Show. Sie jonglierten mit Flaschen, warfen sie sich gegenseitig
zu und füllten dann die Gläser ihrer Gäste.
„Na ja, meiner war ja nicht so lang wie deiner, aber ein
Feierabendbier hab ich mir trotzdem verdient“, riss mich Richard aus meinen
Gedanken und ich blickte zu ihm hinüber.
„In so einer tollen Location lässt sich der Abend sehr gut
ausklingen“, sagte ich zu meinem Partner und hob den Daumen.
„Guten Abend, was darf es für euch sein?“, fragte eine
hübsche rothaarige Kellnerin und klimperte mit ihren langen Wimpern.
„Zwei Bier, bitte“, antwortete ich ihr.
„Sehr gerne. Kommt sofort.“ Sie zwinkerte mir zu und ging
zur Bar.
„Die sieht süß aus“, murmelte ich und starrte auf ihren Po.
„Da gebe ich dir vollkommen Recht. Allerdings ist die für
dich viel zu jung. Die ist höchstens zweiundzwanzig.“
„Jung, frisch und knackig.“
„Alles andere als du“, lachte Richard.
Ich warf ihm einen bösen Blick zu. „Soll das heißen, ich bin
alt und runzlig?“
„Für die hübsche Kellnerin bestimmt. Die würde sich niemals
auf einen Typen einlassen, der dreizehn Jahre älter als sie ist.“
„Wer sagt denn, dass ich sie abschleppen will?“
„So wie du ihr eben nachgegafft hast, könnte man schon
meinen, du würdest sie gerne nackt unter dir haben, um deinem Samenstau Luft zu
machen“, lachte Richard auf.
„Samenstau? So ein Quatsch. Darf ich nicht mal einer
attraktiven Frau nachschauen ohne irgendwelche Hintergedanken?“
„Doch, doch. Aber du hast sie eben mit deinem Blick förmlich
ausgezogen.“
„Dann zieh ich sie halt mit dem nächsten Blick wieder an“,
witzelte ich.
„Dir fehlt definitiv eine Frau oder ein Betthäschen, mit dem
du dich mal wieder austoben kannst.“
„Nein, ich brauche keine Frau und ein Betthäschen schon
dreimal nicht.“
„Ja, ja und ich bin der Papst“, gab Richard von sich.
„One-Night-Stands sind nichts für mich“, gab ich ihm zu
verstehen und schüttelte den Kopf.
„Schon mal ausprobiert, um das beurteilen zu können?“,
fragte er neugierig.
„Nein und das brauche ich auch nicht, um zu wissen, dass das
nichts für mich ist. Sex ohne Liebe, das kann ich nicht. Außerdem möchte ich
kein Bad Boy sein, der die Frauen reihenweise in sein Bett zerrt“, machte ich
ihm meinen Standpunkt klar.
„Aber du hättest das Aussehen eines Draufgängers. Mit dir
würden an einem Abend bestimmt fünf Mädels mit nach Hause gehen.“
„Darauf verzichte ich liebend gerne, denn Frauen die am
ersten Abend mit einem Kerl in die Kiste hüpfen, kann ich gar nicht abhaben.
Auf solche Flittchen stehe ich überhaupt nicht.“ Ich sah ihn kurz scharf an und
hoffte, dass er mich nicht länger mit diesem Thema nervte.
„Dir ist aber schon klar, dass du deinen Job nicht ficken
kannst.“
„Es dreht sich im Leben nicht alles um Sex. Und ich habe
auch nie behauptet, dass ich Notstand habe.“
„Dann brauchen wir quasi für dich die Frau fürs Leben, die
du irgendwann heiratest.“
„Ich brauche keine Frau, weder für eine feste Partnerschaft
noch für einen One-Night-Stand“, erklärte ich ihm, denn er kapierte nicht, dass
ich keine Lust auf dieses Beziehungsgedöns oder schnellen Sex hatte.
„Dann bleib doch mit deinem Job verheiratet“, schnaubte mein
Partner und winkte mit der Hand ab.
„Bleib ich auch, denn diese Ehe ist eine schöne und wird ein
Leben lang halten.“
„Zum Wohl“, unterbrach die Kellnerin, die uns zwei Bier auf
den Tisch abstellte.
„Danke“, antwortete ich lächelnd.
Die junge Frau blickte mir tief in die Augen, zwinkerte mir
zu und beugte sich leicht zu mir hinunter.
„Hast du später schon was vor?“, fragte sie ohne Umschweife
in einem verführerischen Ton. „Wenn nicht, dann könnten wir bei mir Zuhause Spaß
haben und zu zweit weiterfeiern.“
Ich war so perplex von diesem eindeutigen Angebot, dass es
mir die Sprache verschlug. Richard klappte die Kinnlade nach unten. Damit hatte
er nicht gerechnet, schließlich war er es, der meinte, dass so eine junge Frau
sich niemals auf mich Oldie einlassen würde.
„Wissen deine Eltern, dass du Männern, die ein paar Jahre
älter sind als du, solche Angebote machst?“, fragte ich.
Pikiert blickte sie mich an und richtete sich auf.
„Nein, warum?“
Oh Gott, wie naiv ist die eigentlich?Ein Flittchen vom
Feinsten.Für mich ein absolutes No-Go. Wie kann man sich einem Mann so
offensichtlich anbieten? Was stimmt mit ihr nicht?
„Du wirst schon noch einen finden, der dich heute Nacht nach
Hause begleitet, aber ich bin es gewiss nicht.“
„Schade, denn du hättest dich sehr gut nackt auf meinem Bett
gemacht“, entgegnete sie mir frech.
„Sorry, da muss ich dich enttäuschen, ich schlafe lieber
alleine“, gab ich ihr zu verstehen und meine Mundwinkel zogen sich
unwillkürlich nach oben.
Ich spürte, wie Richard mir gegen das Schienbein trat. Den
Aufschrei musste ich unterdrücken, denn er hatte ordentlich zu getreten.
„Ich muss dann mal weiter arbeiten“, sagte Miss
Ich-steige-mit-jedem-ins-Bett und verließ den Tisch.
„Sag mal bist du bescheuert?“, fragte ich meinen Freund und
rieb mir mein Schienbein.
Das wird einen blauen Fleck geben.
„Das könnte ich dich auch fragen“, knurrte er mich an.
„Warum das, bitte?“
„Weil du eben eine Einladung für heißen, hemmungslosen Sex
abgelehnt hast!“
„Hast du mir eigentlich vorhin nicht zugehört, als ich dir
klar und deutlich erklärt habe, dass ich kein Typ für One-Night-Stands bin?“
„Na und? Du hättest es in dieser Nacht wenigstens versuchen
können.“
„Ach jetzt auf einmal ist die Kellnerin nicht mehr zu jung
für mich?“
„Doch das schon. Aber hey, ist doch egal. Die hätte dich
rangelassen.“
Ich schnaubte genervt auf und verschränkte meine Arme von
meiner Brust. „Noch mal für dich zum Mitschreiben: ICH MAG KEINE
ONE-NIGHT-STANDS!“
„Ist ja schon gut. Ich hab es verstanden. Mister Pearson
braucht keine Frau und auch kein Betthäschen, er ist mit seinem Job verheiratet
und macht Handbetrieb!“, äffte Richard und machte mit seiner Hand eine
Bewegung, als würde er die Luft wichsen.
„Lieber Handbetrieb, als jede Nacht eine andere oder die
Falsche!“, betonte ich laut und nahm einen großen Schluck von meinem Bier.
Bevor ich mit einem
Flittchen in die Kiste hüpfe, bleibt meine rechte Hand meine beste Freundin.
1 Kommentare
Ein gaaaannzzz klasse Beitrag, immer wieder freue ich mich von dir zu lesen
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