Interview mit Ann-Kathrin Wasle

06:00

Heute habe ich mal wieder eine Newcomerin bei mir auf dem Sofa zum Interview. Anna-Kathrin Wasle alias Ananke hat sich meinen Fragen gestellt.

Hallo Ann-Kathrin! Ich freue mich dich hier begrüßen und interviewen zu dürfen!

Hallo Astrid. Schön, dass ich hier bin.

Könntest du dich unseren Leserinnen und Lesern kurz vorstellen?


Mein Name ist Anna Katharina, oder kurz Ann-Kathrin. Eigentlich habe ich Mathematik und Informatik studiert, aber nun habe ich mich seit einigen Jahren der Schriftstellerei gewidmet. Unter dem Namen Anna Katharina Wasle schreibe ich vor allem historische Romane – der erste von ihnen, ‚Die Glocken von Rungholt’ wird diesen Sommer erscheinen.

Ich lebe mit meinem Ehemann und Gebieter nun seit einigen Jahren in einer festen BDSM-Beziehung zusammen, so dass irgendwann die Frage aufkam, ob ich mich nicht auch in diesem Bereich versuchen könnte. Das Ergebnis ist ‚Eine Nachtmär’, mein erster BDSM-Erotika-Roman, den ich unter dem Pseudonym ‚Ananke’ bei Elysion veröffentlicht habe.

Schreibst du Hauptberuflich als Autor oder hast du noch einen Brotjob? 

Ich habe vor kurzem meinen Brotjob als Software-Entwicklerin aufgegeben, aber alleine vom Schreiben werde ich leider auch in Zukunft nicht leben können. Stattdessen arbeite ich nun zusätzlich als freiberufliche Lektorin.

Wie sieht dein Alltag aus?

Ich bin eigentlich eine Frühaufsteherin und kann am besten arbeiten, wenn es draußen noch dunkel ist. Wenn ich schreibe, dann bemühe ich mich, mein ganzes Tagespensum am Stück herunter zuschreiben – 30 Seiten am Tag sind ideal. Dann brauche ich erstmal eine längere Pause, um mich wieder zu regenerieren.

Der späte Nachmittag und der Abend sind meine freie Zeit und ich bemühe mich, die Arbeit dann auch wirklich auszublenden – auch wenn das oft nur mehr oder weniger gut funktioniert.

Was magst du, was magst du gar nicht und was ist dir wichtig?

Ich mag Bücher, Filme und Musik (vor allem in Form von Musicals), und eigentlich alle Arten, Geschichten zu erzählen. Was ich gar nicht mag – Nieselregen, nehme ich an. Schlechtes Wetter macht mich fuchsig, auch wenn ich selbst gar nicht hinaus muss.

Wichtig ist mir Offenheit, gerade auch was meine eigenen Bücher angeht. Offene Ablehnung ist mir lieber als angestrengte Freundlichkeit.

War es schon immer der Plan gewesen zu schreiben oder bist du auf Umwegen dazu gekommen? Was war der springende Moment dafür zu sagen: "Jetzt will ich es veröffentlichen!"?

Ich gehöre nicht zu den Schriftstellern, die „immer schon schreiben wollten“. Mein Ansatz war der, dass ich Geschichten liebe und sie mir seit jeher begeistert ausgedacht habe – allerdings nur für mich allein, ohne meine Gedanken auch nur dem Papier anzuvertrauen. Aber dann war da irgendwann diese eine Geschichte, die unbedingt aufgeschrieben werden musste und in die Welt hinauswollte - und daraus wurde dann mein erstes Manuskript.

Unterstützen dich deine Familie und Freunde, oder wissen die gar nicht, dass du schreibst?

Ich erfahre eine Menge Unterstützung, von meinem Mann, meiner Familie und meinen Freunden. Allerdings muss ich zugeben, dass meine Eltern gerade von dem SM-lastigen Buch ‚Eine Nachtmär’ nicht allzu begeistert sind – ihnen wäre es wohl lieber, wenn ich bei den historischen Romanen bleibe.

Als Kritiker schätze ich die Meinung meiner Schwester ganz speziell, denn im Zweifel ist sie diejenige, die bei Problemen kein Blatt vor den Mund nimmt und mich und meine Bücher auf den richtigen Pfad zurückführen kann.

Wenn du gerade mal kein Buch in der Hand hältst oder eins schreibst, wo und wie erlebt man dich dann?

Ich bin eigentlich eher ein Eigenbrötler; wenn ich mich nicht daheim mit Büchern oder Filmen unterhalte, verreise ich gerne oder suche mir ein gemütliches Plätzchen auf einem Baum.

Allerdings hat mich mein Mann in den letzten Jahren auch dazu gebracht, die Gesellschaft anderer Menschen mehr schätzen zu lernen. Es wäre also gut möglich, dass du mich heute Abend in einer guten Bar antriffst oder auf einer Party – letzteres dann auch mal an der Leine geführt.

Welche 3 Sache und welche 3 Bücher würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?

Die drei Bücher wären wohl Victor Hugos ‚Les Misérables’, Michaels Endes ‚Die unendliche Geschichte’ und Susan Kays ‚Phantom’. Wobei ich anmerken muss, dass ‚Peter Pan’ dabei ganz knapp zurückbleibt. Diese Bücher schaffen es allesamt, eine ganze Welt in sich zu bergen und sie sind von Stil und Inhalt so unterschiedlich, dass dabei sicher so bald keine Langeweile aufkommt.

Und drei Sachen – hm. Als erstes würde ich mir wohl an den Weibern von Weinsberg ein Vorbild nehmen und meinen Mann mitnehmen, ob er nun will oder nicht. Mein Laptop wäre wohl auch nicht schlecht, zum Arbeiten, Filme schauen und Musik hören. Und dann vielleicht noch ein Motorboot, um Nachschub zu holen, wenn es uns an etwas fehlt?

Hast du ein Idol? Wenn ja, wen und wieso?

Ein umfassendes „Idol“ habe ich nicht – da hättest du mich als Teenager fragen müssen. Autoren, die ich bewundere und von denen ich gerne lerne, gibt es einige, ad hoc fallen mir da Mark Twain, Isabel Allende oder Michael Kunze ein.

Welchen berühmten Autor/in würdest du gerne mal zum Essen einladen?

Ich habe mich oft darüber gegrämt, dass es mir nicht vergönnt war, Michael Ende, der ja noch zu meinen Lebzeiten verschieden ist, persönlich kennen zulernen. Das Weltbild, das aus seinen Büchern und Kurzgeschichten spricht, hat auf mich schon immer ungemein faszinierend gewirkt - gleichzeitig so ätherisch und zutiefst geerdet. Gerade das surrealistische Spätwerk ‚Der Spiegel im Spiegel’ hat in mir bereits als Kind die Sehnsucht geweckt, den Mann hinter diesen so klaren wie unwirklichen Geschichten kennen zulernen.

Eine klassische Fangfrage: bist du der eBook- oder Print-Fan?

Print, ganz eindeutig. Ich liebe schöne gedruckte Bücher und sammele leidenschaftlich gern alte Schätze – auch wenn mein Mann angesichts der immer weiter anwachsenden Bibliothek regelmäßig die Hände über dem Kopf zusammenschlägt.

Wie siehst du die Entwicklung bei den eBooks, insbesondere bei der Piraterie oder auch der Möglichkeit ein eBook auch noch nach Wochen zurückgeben zu können?

Auch wenn ich mit dieser Antwort vielleicht eher alleine dastehe, muss ich sagen, dass ich in den diesbezüglichen Möglichkeiten des Internets mehr Potenzial als wirkliche Bedrohung sehe.

Wir sollten uns langsam daran gewöhnen, dass wir in einer Zeit leben, in der man Information nicht mehr gewaltsam einschließen kann. Ich denke, meinen Büchern kann es nur gut tun, wenn sie sich so weit wie möglich verbreiten – und was meinen Büchern neue Fans verschafft, kann auch mir langfristig nicht schaden.

Wenn eines deiner Bücher verfilmt würde, wer sollte die Hauptrollen spielen?

In der männlichen Hauptrolle von ‚Eine Nachtmär’ könnte ich mir Vincent Cassel sehr gut vorstellen. Das verrate ich hier allerdings nur, weil eine Verfilmung gerade dieses Buchs wirklich über die Maßen unwahrscheinlich sein dürfte …

Erzähle uns doch bitte etwas über dein aktuelles Buch.
Meine aktuelles Buch – und nebenbei auch das erste von mir veröffentlichte – ist ‚Eine Nachtmär’. Es handelt sich dabei um BDSM-Erotika der besonderen Sorte, härter und wohl auch skandalträchtiger als die gängigen Werke dieser Sparte.

Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich festgestellt habe, dass es die Art BDSM-Literatur, die ich selbst gerne lesen würde, schlichtweg nicht gibt – eine Geschichte, die sich nicht mit oberflächlichen Liebesromanzen begnügt, sondern an die tieferen Abgründe dieser schmerzhaften Leidenschaften rührt.

Um den Klappentext des Buchs zu zitieren:

„Dreißig Tage lang muss Linda ihrem unbekannten neuen Dienstherrn bedingungslos ergeben sein, so will es der Vertrag, den sie mit ihm geschlossen hat. Als sie in dieses fragwürdige Engagement einwilligt, ahnt sie noch nicht, dass sie weit länger bleiben wird, als es die Abmachung verlangt, dass sie jede moralische Zurückhaltung vergessen und sich ganz und gar der dunklen Begierde überantworten wird.“

Woher kommen die Ideen für deine Geschichten?

Ideen gibt es für jeden Menschen wohl genug, man muss nur lernen, sie zu erkennen, sie zu sammeln und sie wachsen zu lassen. Als ich angefangen habe zu schreiben, hat mir ein stets bei mir geführtes Notizbuch dabei geholfen, doch das brauche ich mittlerweile nicht mehr. Ich habe es mir angewöhnt, meine Ideen den Tag über stetig anzusammeln, so dass ich sie bei Gelegenheit nur auflesen und in meinen Unterlagen ordnen muss.
Wie viel von dir steckt in deinen Protagonisten?

Sehr viel. Es gibt wohl kaum eine handelnde Figur in meinen Büchern, die nicht eine klare Facette meiner selbst widerspiegelt – auch wenn man in machen Fällen wohl tief graben müsste, ehe man sie entdeckt.

Mit welchem deiner Protagonisten würdest du gerne einen Tag verbringen?

Eine spannende Frage. Meine eigenen Lieblingsfiguren sind meist eher unzugängliche Zeitgenossen, sie fallen also wohl eher aus. Ich denke, mit Hans, dem jungen Seemann aus ‚Die Glocken von Rungholt’ würde ich gerne Zeit verbringen. Die Vorstellung, einen Tag lang mit ihm am Strand entlang zu wandern und mir Geheimnisse der tiefen See erzählen zu lassen, klingt zugegebenermaßen verlockend.

Wie lange brauchst du für eine Geschichten - vom ersten Satz bis zur Endfassung?

Mit dem ersten Satz fangen meine Bücher ja nicht an; davor habe ich bereits Wochen bis Monate (in einzelnen Fällen sogar Jahre) an einer genauen Gliederung gearbeitet. Aber das Schreiben selbst geht mittlerweile erstaunlich schnell: Wenn ich gut durcharbeite, dann schaffe ich für den ersten Entwurf bis zu 30 Seiten am Tag. Bei weitem mehr Zeit fließt danach allerdings in die nervenaufreibende Arbeit des Editierens.

Um einen ganzen Roman zu schreiben, von der ersten Idee bis zum fertigen Manuskript, kann ich wohl irgendetwas zwischen 30 und 100 Arbeitstage einrechnen – nur dass ich selten die Möglichkeit habe, so lange am Stück ungestört zu schreiben.


Gibt es beim Schreiben etwas, worauf du sehr großen Wert legst? Vielleicht eine Tradition oder Aussage?

Ohne eine genaue Planung würde ich ein größeres Projekt gar nicht erst anfangen. Ich glaube, dass in einem Roman zu viel an Gedankenarbeit steckt, um die tiefere Struktur einfach so „beim Schreiben“ zu entwickeln – zumindest würde ich mir selbst das nicht zutrauen.

Und im Notfall halte ich es mit Hemingways (wohl fälschlicherweise zugesprochenem) Zitat: „Write drunk, edit sober.“


Was machst du bei einer Schreibblockade?

Meiner Erfahrung nach ist eine Blockade größtenteils das Resultat von fehlender Planung. Wenn ich immer genau weiß, was in meiner Geschichte als nächstes geschehen soll, bringe ich mich als Autor erst gar nicht in diese Situation.

Wirkliche Blockaden habe ich eigentlich nur, wenn ich meine eigenen Texte editieren muss – für mich definitiv der nervenaufreibendste Teil der Arbeit.


Würdest du auch mal versuchen wollen in einem anderen Genre zu schreiben?

Das habe ich mit meinem ersten Erotika-Roman ‚Eine Nachtmär’ getan; davor hatte ich nur historische Romane geschrieben. Es liegt wohl eine gewisse Ironie darin, dass dieser „Ausrutscher“ nun mein erstes veröffentlichtes Buch ist.

Wie wichtig sind Rezensionen für dich?

Rezensionen sind natürlich spannend zu lesen – Lob freut, Herabwürdigung des eigenen Werkes schmerzt. Aber das eigentlich interessante sind ja die Kritiken, die früh genug kommen, um noch einen Einfluss auf das Buch selbst zu haben. Ich bin glücklich über jeden Rat, der mich rechtzeitig auf eine Schwäche meines Manuskripts hinweist.

Was ist als nächstes geplant und gibt es vielleicht sogar einen kleinen Tipp ;) ?

Eigentlich hatte ich mich mit dem Gedanken getragen, eine Fortsetzung zu ‚Eine Nachtmär’ zu schreiben. Das Ende lässt definitiv noch einiges an Potenzial offen und die Figuren bitten um mehr. Aber nun habe ich von einem Verlag gerade eine Nachfrage nach einem historischen Roman-Projekt erhalten, es bleibt also spannend …

Gibt es noch etwas, das du losen werden möchtest? Dann nur zu!

„Keep calm and demand Trial by Combat“? Ich stecke gerade mitten in einem ‚Game of Thrones’-Marathon …

Vielen Dank für dieses Interview Ann-Kathrin! Wir freuen uns schon mehr von dir zu hören <3

Gern geschehen, und hoffentlich bis bald!

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