Interview mit Nathalie Kutscher

06:00

Heute habe ich mal wieder einen Gast bei mir auf dem Sofa. Die liebe Nathalie Kutscher stellt sich meinen Fragen.

Hallo Nathalie! Ich freue mich dich hier begrüßen und interviewen zu dürfen!

Vielen Dank, dass ich dabei sein darf.

Könntest du dich unseren Leserinnen und Lesern kurz vorstellen?

Ich bin eine echte Ruhrpottpflanze, die es auf Umwegen nach Mecklenburg Vorpommern gezogen hat. Drei Jahre habe ich auf Island gelebt, weitere drei Jahre in Unterfranken. Und auch wenn ich Island gerne als meine zweite Heimat betrachte, fühle ich mich jetzt in MeckPomm zuhause.
Ich lebe dort in einem kleinen alten Haus, welches mein Mann und ich von Grund auf renovieren. Dazu gehört ein schöner großer Garten und noch mehr Land, auf dem ich Gemüse anbaue. Zusammen mit unseren drei Katzen versuchen wir, uns unser persönliches Paradieschen zu erschaffen und für mich ist es ein Ausgleich neben der Schreiberei.

Seit 2017 bin ich stell. Verlagsleitung beim Telegonos Verlag, wo ich seit Ende 2014 veröffentliche.


In welchem Genre schreibst du und welche Bücher sind von dir schon erschienen?

Jetzt kommt eine lange Liste, lach. Ich schreibe in ganz unterschiedlichen Genres. Zum einen Dark Fantasy, die ich als Eden Barrows herausbringe. Unter meinem richtigen Namen schreibe ich Thriller, Historie, Dramen und eben alles andere, was so anfällt. Als Ava Pink bin ich in der Erotik unterwegs und hin und wieder schreibe ich als Zarah Nolan Romance ( wobei das nicht unbedingt mein bevorzugtes Genre ist ). Gerade steht die Beendigung meines 17. Buches bevor. Es ist ein historisches Frauendrama/Romanze, das in den zwanziger Jahren in Amerika spielt. Die lesbische Liebesgeschichte steht zwar im Mittelpunkt des Romans, allerdings spielt die Frauenbewegung in dieser Zeit eine große Rolle.

Um die wichtigsten Bücher zu nennen ( also die Romane ):
Subjection – Tödliche Leidenschaft, Der Ruf des Adlers, Der Kuss des Meeres, Die Legenden der Verfluchten 1-5, Manhattan Love Dreams, Claire. Die anderen Veröffentlichungen sind Novellen, Kurzgeschichten und eine witzige Katzenbiografie

Schreibst du Hauptberuflich als Autor oder hast du noch einen Brotjob?

Bis 2015 habe ich nur nebenbei geschrieben. Ich war hauptberuflich in der Pflege tätig. Aufgrund meines Rückens kann ich den Job nicht mehr ausüben und machte mich zunächst als Lektorin selbstständig. Und seit Anfang 2017 mische ich als stell. Verlagsleitung beim Telegonos Verlag mit. Also man könnte sagen, ich bin zwar nicht hauptberuflich Autor, verdiene meine Geld dennoch mit Büchern.

Wie sieht dein Alltag aus?

Ich bin Frühaufsteher. Um 5.00 Uhr ist die Nacht für mich vorbei. Als Erstes sind morgens meine Katzen die wichtigsten Personen ( das sind Katzen natürlich immer ). Wenn die Damen versorgt und aus dem Haus gelassen sind, geht’s mit Kaffee vor den Rechner. Ab 6.00 Uhr beginne ich dann meist mit der Arbeit. Werbung machen, Mails und Nachrichten checken, Autoren betüddeln ( irgendeiner brauch immer etwas ) und dann schreibe oder lektoriere ich. Danach gibt es das tägliche Gespräch mit Chef Heinz Rocholl. Schnell den Haushalt, ein täglicher Rundgang durch den Garten und dann weiter mit Verlagsarbeit. Die Abende versuche ich mir freizuhalten, aber oft sitze ich dann doch noch bis spät und erstelle Cover o.ä. Die Wochenende sind aber nur für meine eigene Schreiberei reserviert.

Was magst du, was magst du gar nicht und was ist dir wichtig?

Ich mag Ruhe und Harmonie, am Haus werkeln, immer neue Ideen auszuprobieren, mit allen Sinnen genießen, Natur, Wind und Schnee. Ich mag im Umkehrschluss keine hektischen, unehrlichen Menschen oder solche, die grundlos neidisch sind. Wobei Neid sowieso etwas ist, womit ich nichts anfangen und es auch nicht verstehen kann. Ich mag es gar nicht, stillzustehen und auf der Stelle zu treten, sei es im privaten oder beruflichen Bereich. Mir ist wichtig, dass ich in meinem Leben glücklich bin und es so leben darf, wie ich es für richtig halte.

War es schon immer der Plan gewesen zu schreiben oder bist du auf Umwegen dazu gekommen? Was war der springende Moment dafür zu sagen: "Jetzt will ich es veröffentlichen!"?

Ja! Es war mein Traum, seit ich acht Jahre alt war. Ich war mit meinen Großeltern im Urlaub und bekam von ihnen Taschengeld. Ich hätte mir alles kaufen können, wählte aber ein Buch. Es war der erste Dolly-Teil von Enid Blyton. Als ich es ausgelesen hatte, sagte ich zu meiner Oma: „Ich will ein Buch schreiben.“ Naja, ein Buch wurde es zwar erst Mal nicht, dafür aber Geschichten und Aufsätze, die ich in der Schule vorgelesen habe. Mit achtzehn Jahren schrieb ich dann tatsächlich einen Roman und habe ihn peinlicherweise zu einem Verlag geschickt – ich sag aber jetzt nicht welcher das war. Das Ding war natürlich grauenvoll mit der Schreibmaschine geschrieben und ich bin froh, dass dieses Verbrechen an der Menschheit vom Erdboden verschwunden ist.

Erst mit siebenundzwanzig sagte ich irgendwann morgens zu meinem Mann: „Ich schreibe einen Roman.“ Tja, und damit fing eigentlich alles an. Ich veröffentlichte zunächst Kurzgeschichten und nach und nach folgten die Romane.

Unterstützen dich deine Familie und Freunde, oder wissen die gar nicht, dass du schreibst?

Natürlich weiß meine Familie, dass ich schreibe, aber Unterstützung habe ich nie erhalten. Im Gegenteil. Einzig meine Nichte, die selber Geschichten schreibt, findet es toll.

Wenn du gerade mal kein Buch in der Hand hältst oder eins schreibst, wo und wie erlebt man dich dann?

Einfach ums Haus herum in den Garten gucken, lach. Ich stöbere gerne in Trödelläden und Baumärkten, wie ich schon schrieb, Renovieren und alte Möbel aufarbeiten sind mein Ausgleich. Ansonsten womöglich in der Küche beim Backen oder Gemüse einkochen. Ich fotografiere auch sehr gerne, das liegt derzeit leider etwas brach.

Welche 3 Sache und welche 3 Bücher würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?

Stift, Papier und Zigaretten. Drei Bücher? Mmh, ich würde gerne sagen, meine Lieblingsbücher, aber ich habe echt noch einiges auf dem SuB, sodass es wohl davon etwas wäre.

Hast du ein Idol? Wenn ja, wen und wieso?

Früher war es Barbara Wood. Gibt kein Buch von ihr, was ich nicht gelesen habe, manche sogar mehrmals. Aber gerade bei den Thrillern inspiriert mich kein Schriftsteller, sondern ein Regisseur, und zwar M.Night Shyamalan. Ich liebe seine Art, Geschichten so zu erzählen, dass man bis zum Ende nicht weiß, was eigentlich los ist. Ich habe das bei meinem Debütroman "Der Kuss des Meeres" ausprobiert und wenn ich den Lesern Glauben schenken darf, ist mir das auch gelungen.

Welchen berühmten Autor/in würdest du gerne mal zum Essen einladen?

Barbara Wood. Nicht nur, dass sie auch Krankenschwester war, wir teilen die Liebe zu Ägypten und hätten uns bestimmt viel zu erzählen.

Eine klassische Fangfrage: bist du der eBook- oder Print-Fan?

Print! Ich muss zugeben, ich besitze nicht mal einen Reader. Wenn ich dann doch mal ein E-Book lese, dann am Rechner, aber mir ist klassisches Papier lieber.

Wie siehst du die Entwicklung bei den eBooks, insbesondere bei der Piraterie oder auch der Möglichkeit ein eBook auch noch nach Wochen zurückgeben zu können?

Fast alle meine Bücher sind auf diesen Portalen vorhanden und natürlich ärgert mich das. Viele Leser sehen ein E-Book nicht als richtiges Buch an, weil sie es nicht in den Händen halten und es daher nichts von Wert ist. Dass es trotzdem unsere Arbeit als Autoren ist, verstehen sie nicht. Ich bin kein Fan von zu viel Elektronik, daher sehe ich der Entwicklung mit gemischten Gefühlen entgegen.

Wenn eines deiner Bücher verfilmt würde, wer sollte die Hauptrollen spielen?

Haha, das ist eine tolle Frage. Ich hätte liebend gerne, dass meine Vampirreihe verfilmt würde und ein Charakter – Cyrill Marceau, der etwas kauzige Mystiker – sollte unbedingt von Jude Law gespielt werden. Nathalie Portman könnte ich mir gut in der Rolle der Anäis vorstellen und Ben Kingsley als Apries ( ich finde jetzt nicht, dass ich zu hochgreife, oder? ). Übrigens hatte ich Ben Kingsley tatsächlich vor Augen, als ich die Figur Apries entwickelt habe.


Erzähle uns doch bitte etwas über dein aktuelles Buch.

Der Roman heißt Claire. Am besten füge ich den Klappentext ein.

Claire Sawyer zieht 1919 nach New York, um Kunst zu studieren. Mit ihrer Kommilitonin Josephine, die das genaue Gegenteil der etwas zurückhaltenden Claire ist, schließt sie schnell Freundschaft. Und obwohl die beiden eine Liebesbeziehung eingehen, ahnt Claire, dass Josephine dunkle Geheimnisse in sich trägt. Immer wieder bringt sich die temperamentvolle Jo in Schwierigkeiten, bis sie sogar Claires Leben zu zerstören droht. Welche Rolle spielt der Mafiaboss Vinnie de Marco? Das erfährt Claire, als es fast zu spät ist und Josephine Hals über Kopf New York und damit auch ihre Liebe verlässt. Eine Liebesgeschichte, die in den wilden Zwanzigern beginnt, die Jahrzehnte überdauert und den Kampf zweier Frauen schildert, ihren Platz im Leben zu finden.


Wie ich weiter oben schon schrieb, geht es nicht nur um die Liebesbeziehung zwischen Claire und Jo, sondern um den schweren Kampf, den Frauen zu der Zeit führten. Das Wahlrecht ist ein Thema, ebenso wie, dass Frauen selbstbestimmt leben und arbeiten durften.


Woher kommen die Ideen für deine Geschichten?

Vieles träume ich. Im Falle von Claire bin ich eher zufällig bei Recherchen zu etwas ganz anderem auf eine Geschichte von 1895 gestoßen, die von einer unbekannten deutschen Autorin verfasst wurde. Diese Geschichte ist die älteste dokumentierte lesbische Erzählung und irgendwie hatte ich plötzlich Claire im Kopf.

Mein Debütroman "Der Kuss des Meeres" entstand in Island, als ich mit meinem Mann in den Klippen beim Angeln saß. Ich hatte den Titel vor Augen und in der Nacht entstand die Geschichte. Einiges ziehe ich auch einfach aus dem Alltag, die Ideen lauern überall.


Wie viel von dir steckt in deinen Protagonisten?

"Der Kuss des Meeres" ist biografisch angehaucht, Aurelia aus "Die Legenden der Verfluchten" ist Sternzeichen Fisch, genau wie ich. Ich denke, man gibt als Autor immer ein Stück seiner Seele den Protagonisten. Für mich macht sie das irgendwie lebendig.

Mit welchem deiner Protagonisten würdest du gerne einen Tag verbringen?

Absalom, der schöne, undurchsichtige Bösewicht aus "Die Legenden der Verfluchten" ( für den brauch ich übrigens noch einen Schauspieler ). Und Christin aus "Der Ruf des Adlers".

Wie lange brauchst du für eine Geschichten - vom ersten Satz bis zur Endfassung?

Das ist ganz unterschiedlich. Für mein Debüt habe ich nicht ganz drei Monate gebraucht, Kurzgeschichten oder Novellen schreibe ich innerhalb weniger Tage. An "Subjection" habe ich ein Jahr gesessen, weil ich es immer wieder umgeschrieben und vieles wieder gelöscht habe. Im Sommer brauche ich immer etwas länger, weil ich mich dann sehr viel draußen aufhalte.

Gibt es beim Schreiben etwas, worauf du sehr großen Wert legst? Vielleicht eine Tradition oder Aussage?

Ich brauche Ruhe. Nur in ganz seltenen Fällen mache ich Musik an, dann muss sie aber auch zum Thema passen. Momentan dudle ich Zwanziger Jahre Musik hoch und runter.

Was machst du bei einer Schreibblockade?

Irgendwas umgraben oder rausfahren. Manchmal schreibe ich dann Gedichte oder erstelle Cover.

Würdest du auch mal versuchen wollen in einem anderen Genre zu schreiben?

Naja, ich habe so ziemlich alles ausprobiert und meine Steckenpferde gefunden. High Fantasy wäre aber etwas, was ich nicht schreiben würde.

Wie wichtig sind Rezensionen für dich?

Schon recht wichtig. Für mich als Autor ist es schön zu sehen, wie der Roman bei den Lesern angekommen ist. Ich mag auch durchaus kritische Rezis, ich bin da nicht so zart besaitet.

Was ist als nächstes geplant und gibt es vielleicht sogar einen kleinen Tipp ;) ?

Also erst Mal muss "Claire" auf den Markt, danach gibt es Mysterieromance – das Skript liegt schon seit Jahren auf meiner Festplatte und wartet auf Vollendung. Für den Winter ist ein weiterer Islandthriller geplant und im nächsten Jahr gibt es evtl. wieder etwas Erotisches von Ava, in Zusammenarbeit mit einem anderen Autor.

Gibt es noch etwas, das du losen werden möchtest? Dann nur zu!

Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann mal da stehe, wo ich jetzt bin. Manchmal kann ich es immer noch nicht glauben, dass aus meinem Traum meinen Namen auf EINEM Buch zu sehen, mittlerweile 17 geworden sind. Danke an alle Leser und die, die mich unterstützt haben und noch unterstützen.

Vielen Dank für dieses Interview Nathalie! Wir freuen uns schon mehr von dir zu hören <3

Ich habe zu danken. Es hat sehr viel Spaß gemacht.

Mehr zu Natalie Kutscher erfahrt ihr auch auf  ihrer Homepage.


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