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Interview mit Franck Sezelli

06:00

Mich hat mal wieder ein Autor auf meinem Sofa besucht. Franck Sezelli hat meine Neugierde befriedigt ;)


Hallo Franck! Ich freue mich, dich hier begrüßen und interviewen zu dürfen!

Danke sehr, Astrid. Die Freude ist ganz auf meiner Seite.

Könntest du dich unseren Leserinnen und Lesern kurz vorstellen?

Der Name, unter dem ich mich hier vorstellen darf und unter dem mich meine Leserinnen und Leser kennen, ist ein Pseudonym. Der Vorname und dessen Schreibweise deutet auf mein Faible für Frankreich hin, wo ich das Glück habe, seit einigen Jahren mit meiner Frau leben zu können.
Was kann ich noch über mich erzählen, ohne allzu viel zu verraten? Ich habe vier erwachsene Kinder, meine Frau und ich zusammen haben sogar sechs, aber leider nicht gemeinsam. Als Autor ist mein Name wohl vor allem mit dem Thema FEMINA verbunden, einem Königreich der Frauen, in dem es nur sehr wenige Männer gibt. Es dürfte klar sein, wozu. Meine erotischen Bücher und Kurzgeschichten spielen mit diesem oder verwandten Themen.

Schreibst du hauptberuflich als Autor oder hast du noch einen Brotjob?

Weder - noch!
Ich bin in der glücklichen Lage, dass mir monatlich etwas Geld zufließt, das mir das Überleben ohne Lohnarbeit ermöglicht.
Die meisten werden irgendwann in diese Lage kommen, das wünsche ich ihnen jedenfalls, auch wenn dieser Vorteil mit einer Reihe Nachteile verbunden ist. 

Nachteile? Ich verstehe nicht.

Ich nenne nur ein Stichwort: Alter.
Vielleicht zur Enttäuschung mancher Leserinnen: Das Foto auf meiner Autorenseite und meiner Facebook-Seite ist zwar eines von mir, aber leider schon vor einigen Jährchen aufgenommen. Glaubt es mir bitte: Ich bin aber immer noch derselbe!

Wie sieht dein Alltag aus?

Mein Alltag ist trotzdem ausgefüllt. Meine Frau und ich schlafen gern lange, gehen auch spät ins Bett. Der Tag sieht uns bei Spaziergängen, oft zum Strand, häufig auch beim Baden im Meer, bei den üblichen zeitraubenden Erledigungen wie Einkaufen, Essen zubereiten, Hausarbeit usw. Aber es bleibt auch Zeit für die Beschäftigung mit dem Computer. Dort pflege ich die Webseite unserer Siedlung, die für viele ein attraktives Urlaubsziel ist. Natürlich entstehen dort auch meine Romane und Erzählungen, aber manchmal spiele ich auch einfach. Gern empfangen und besuchen wir Freunde, gehen gemeinsam in ein gutes Restaurant oder machen Ausflüge in die reizvolle Umgebung.

Was magst du, was magst du gar nicht und was ist dir wichtig?

Ich schätze Natürlichkeit, Ehrlichkeit und gegenseitige Rücksichtnahme. Angeberei, Intrigantentum und Egoismus mag ich überhaupt nicht. Wichtig ist mir Gerechtigkeit, eine optimistische Herangehensweise an die Alltagsprobleme und intelligenter Humor.

War es schon immer der Plan gewesen zu schreiben oder bist du auf Umwegen dazu gekommen? Was war der springende Moment dafür zu sagen: "Jetzt will ich es veröffentlichen!"?

Ich komme nicht aus der künstlerischen Ecke, sondern bin von Haus aus eher sachlich-nüchtern, eben wissenschaftlich orientiert. Ich habe Mathematik studiert und auf dem Gebiet der Mathematik und Informatik gearbeitet.
Mit dem Aufkommen des Internets habe ich zeitig begonnen, dessen Möglichkeiten zu nutzen und so sind beispielsweise aus unseren Frankreichreisen ausführliche und fundierte Reiseberichte entstanden, die einen breiten Leserkreis gefunden haben.
Nachdem wir nach Südfrankreich gezogen sind, hatte ich in einer schwülen Sommernacht einen erotischen Traum. Aus einer anregenden Szene, die ich aus einer Laune heraus niederschrieb, entstand ein Rahmen, in die sie passte. Die handelnden Gestalten verselbstständigten sich und so wurde aus einigen kurzen Szenen schließlich ein Buch. Erst bei der Suche nach Veröffentlichungsmöglichkeiten entdeckte ich ernsthaft die eBook-Szene und habe mich dort umgesehen - und viel Schund entdeckt. Da habe ich mir gesagt, dass ich das besser als manch anderer kann und brachte meinen Erstling im August 2014 über neobooks heraus. In dem Buch habe ich gewissermaßen ein absurdes Gesellschaftsmodell entworfen, das Königreich FEMINA, eine matriarchalische Gesellschaft, in der Männer nur geduldet sind, auf ihre biologische Funktion reduziert. In einer solchen Amazonen-Gesellschaft spielt auch "Im Venustal gefangen", das ein Jahr später bei einem erotischen Kleinverlag veröffentlicht wurde. Auch ein paar Kurzgeschichten rund um dieses Thema und eine Fortsetzung meines ersten Buches sind im Selbstverlag erschienen.

Unterstützen dich deine Familie und Freunde, oder wissen die gar nicht, dass du schreibst?

Meiner Frau habe ich erst in der Veröffentlichungsphase gesagt, dass ich ein Buch geschrieben habe und ihr den Inhalt erzählt. Sie lässt mich gewähren, aber lesen wollte sie es bisher nicht. Der Rest meiner Familie und die Freunde und Bekannten wissen nichts davon.

Wenn du gerade mal kein Buch in der Hand hältst oder eins schreibst, wo und wie erlebt man dich dann?

Ich hatte es vorhin schon erwähnt: Beim Spielen am Computer, beim Sonnenbaden auf der Terrasse (dann aber doch meist lesend), an der Strandpromenade, auf Ausflügen in der Umgebung, mit Freunden in geselliger Runde usw. Nichts Spektakuläres ...

Welche 3 Sachen und welche 3 Bücher würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?

Ich nehme mal an, es geht um eine Insel ohne Netzempfang, ohne Strom usw. Dann würde ich mir ein paar Dinge zum Überleben wünschen wie ein Brennglas zum Feuer machen, ein gutes vielseitiges Schweizer Taschenmesser und ein Jagdgewehr mit hinreichend viel Munition oder stattdessen vielleicht Pfeil und Bogen.
Zur abwechslungsreichen Eigenbeschäftigung würde ich mir keine Romane mitnehmen, sondern ein Brockhaus-Lexikon, einen großen Weltatlas und vielleicht die Bibel. Letztere habe ich nicht gelesen, weiß aber, dass sie viele kleine Geschichten enthält in altertümlicher Sprache, über die man lange nachdenken kann.

Hast du ein Idol? Wenn ja, wen und wieso?

Nein, ein Idol hatte ich nie. Ich versuche, die guten Eigenschaften anderer Leute anzuerkennen und unter Umständen auch anzustreben.

Welchen berühmten Autor/in würdest du gerne mal zum Essen einladen?

Wenn es um einen berühmten Autor geht, so sind die finanziellen Verhältnisse wohl so, dass er mich einladen sollte und nicht umgekehrt. 
Ein langes Gespräch mit Charlotte Link könnte ich mir interessant und lehrreich vorstellen. Außerdem ist sie eine sehr attraktive Frau.
Eine klassische Fangfrage: bist du der eBook- oder Print-Fan?

Erst mit dem eigenen Schreiben bin ich ernsthaft auf die wachsende Rolle der eBooks aufmerksam geworden. Zuvor haben meine Frau und ich nur Prints gelesen. Aber mit dem Umzug mussten wir viele Regalmeter Bücher an die Kinder verschenken und an Sammler weggeben. Vernichtet haben wir keine - das bringen wir nicht fertig. Wegen Platzmangels in unserem Domizil in Frankreich sind eBooks für uns eine echte Alternative geworden.
Wie siehst du die Entwicklung bei den eBooks, insbesondere bei der Piraterie oder auch der Möglichkeit ein eBook auch noch nach Wochen zurückgeben zu können?

Die Entwicklung der Piraterie bei den eBooks habe ich nicht so sehr verfolgt. Da geht es uns wohl genauso wie den Musikern. Das ist schwer zu kontrollieren und man muss wohl an die Redlichkeit der Mehrheit der Leute appellieren und glauben. Rückgabe eines eBooks sollte gar nicht möglich sein - oder nur bei schwerwiegenden Fehlern, die man nicht schon im Klappentext und Leseprobe erkennen könnte. 
Das ist wie bei DVD's und CD's, die darf man ausgepackt auch nicht mehr zurückgeben.

Wenn eines deiner Bücher verfilmt würde, wer sollte die Hauptrollen spielen?

Ich glaube nicht, dass sich da bekannte Schauspieler finden würden - oder nur Pornodarsteller, die ich nicht wünschen würde. Schließlich müssten sie im wesentlichen nackt auftreten. Man könnte aber sicher junge (und ein paar ältere), natürlich wirkende Menschen, auch junge unverbrauchte Schauspieler für derartige Rollen begeistern. 

Erzähle uns doch bitte etwas über dein aktuelles Buch.

Mein zuletzt auch als Taschenbuch herausgebrachtes Buch ist eine Fortsetzung meines Erstlings, aber auch ohne Kenntnis von "FEMINA. Aus dem Leben eines Spermaten" zu verstehen. In "FEMINA. Einsatz bei den Androphoben" geht es um einen autonomen Landesteil des Königreichs, in dem überhaupt keine Männer leben. Durch die dort herrschende Religion wird die Angst vor allem Männlichem verbreitet, was wiederum der Priesterinnenkaste und anderen Herrschenden ermöglicht, die knappe Ressource Mann, die aus dem Kernland importiert wird, für ihre Zwecke zu nutzen.
Es lohnt sich durchaus, die Rolle der Religion, wie ich sie hier skizziert habe, mit historischen und aktuellen Entwicklungen der menschlichen Zivilisation zu vergleichen.

Woher kommen die Ideen für deine Geschichten?

Wie gesagt, aus Träumen, das muss nicht nur in der Nacht passieren. Männer haben im allgemeinen eine sehr lebhafte sexuelle Fantasie. Da nehme ich mich nicht aus - eher im Gegenteil! Umso erstaunter war und bin ich, dass ich vor allem von Leserinnen so viel positive Resonanz erhalte. Aber vielleicht sind die Männer unter den Lesern nur zurückhaltender. 

Wie viel von dir steckt in deinen Protagonisten?

Ich sprach gerade von meiner sexuellen Fantasie. Und das heißt, dass alle Protagonisten meinem Kopf entspringen und damit einen Teil meiner Persönlichkeit zweifellos widerspiegeln. Wobei dies nicht heißt, dass ich alles Beschriebene erlebt habe oder auch nur erleben will. Das ist ja der feine Unterschied zwischen Fantasie und Realität.

Mit welchem deiner Protagonisten würdest du gerne einen Tag verbringen?

Mit Kritana, ich habe diese junge Frau ja sehr liebevoll gezeichnet. Ich hoffe, sie würde sich revanchieren. Aber auch die reife Heiba, die meinen Helden Fahlu ein Leben lang geliebt hat, und es im Königreich weit gebracht hat, wäre sicher eine interessante Gesellschafterin für mich. 

Wie lange brauchst du für eine Geschichte - vom ersten Satz bis zur Endfassung?

Ein ganzes Jahr - für die umfangreicheren, die Kurzgeschichten habe ich auch schon in wenigen Monaten geschafft.

Gibt es beim Schreiben etwas, worauf du sehr großen Wert legst? Vielleicht eine Tradition oder Aussage?

Mir kommt es auf eine gepflegte Sprache, korrekte Rechtschreibung und Grammatik an, ich versuche, Vulgarismen zu vermeiden. 

Was machst du bei einer Schreibblockade?

Einfach nicht schreiben, ich muss ja nicht davon leben. Und ich will nicht auf Krampf produzieren.

Würdest du auch mal versuchen wollen, in einem anderen Genre zu schreiben?

Warum nicht? Reiseberichte habe ich schon geschrieben. Wenn ich eine zündende Idee hätte, vielleicht auch mal einen Krimi.

Wie wichtig sind Rezensionen für dich?

Wie für jeden Autor sehr wichtig. Dass es bei literarischen Werken nicht nur um eine gelungene Geschichte in möglichst vollendeter Sprache geht, sondern auch um Marketing, Covergestaltung und vieles andere habe ich erst NACH meiner ersten Veröffentlichung sehr schnell bemerkt und lerne auch heute noch täglich dazu. Umso erfreuter war ich, dass meine ersten Rezensionen zu FEMINA völlig spontan von mir unbekannten Frauen kamen. Das hat mich schon sehr aufgebaut. 
Dass es da auch einen ganzen organisierten Betrieb mit Testlesern usw. gibt, habe ich erst kürzlich mitbekommen. Dabei rede ich nicht von gekauften Rezis, das ist eine ganz andere Sache.
Aber ich kann meine Leserinnen und Leser nur bitten, eine Rezi zu schreiben . Oder besser gesagt, auch nur ein paar wenige lobende Worte, wenn es gefallen hat, sind Balsam für die Seele. Wenn es nicht gefallen hat, können kritische Bemerkungen per E-Mail oder persönlicher Nachricht natürlich auch helfen, sich weiterzuentwickeln.

Was ist als nächstes geplant und gibt es vielleicht sogar einen kleinen Tipp ;) ?

Ich schreibe momentan an meinem dritten FEMINA-Buch und hoffe, dass ich es im Herbst herausbringen kann. Der Arbeitstitel ist "FEMINA.FKK-Urlaub - völlig anders". Es geht darum, dass die Verantwortlichen in dem in der Welt isolierten Königreich festgestellt haben, dass über die Jahrhunderte mit den wenigen Männern - nun, sagen wir mal - der Genpool des Landes zu einseitig geworden ist. Um diesen gewissermaßen aufzufrischen, öffnet sich das Land ein wenig und holt sich männliche Urlauber ins Land - mit einem klar definierten Zweck. Auch in diesem Buch geht es natürlich ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen voll zur Sache. Das lustvolle Zusammenleben der ausländischen Männer mit den selbstbewussten Feminaten in einem Paarungslager des Ministeriums für Fortpflanzung und Genkontrolle der königlichen Regierung und die Herausforderungen für beide Seiten bilden den sicher nicht ganz ernst zu nehmenden Stoff für viele Kapitel. 

Gibt es noch etwas, das du los werden möchtest? Dann nur zu!

Ich finde es schade, dass Erotik in vielen Zusammenhängen nur versteckt dargeboten wird. Schließlich ist dies eine zentrale Seite unseres Lebens. Sicher gibt es auf diesem Gebiet sehr viel Niveauloses, ja echt Schmutziges, aber auch in anderen Genres ist die literarische Qualität keineswegs gleichmäßig hoch. Hier wünschte ich mit mehr Offenheit, weniger - oft bigotte - Prüderie. 

Vielen Dank für dieses Interview Franck! Wir freuen uns schon mehr von dir zu hören <3

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