Buchvorstellung: Geheimauftrag Leben

14:13

Geheimauftrag Leben von Thomas Schlenther und Carol Bertholmé ein Thriller, der die gegenwärtige politische Landschaft in Frage stellt. Was ist Fiktion und was ist schon wieder Realität?


Klappentext 
Eine in die Reserve entlassene Beamtin der GSG 9 muss noch einmal in den Dienst zurückkehren. Ein alter Widersacher und ehemaliger Vorgesetzter reaktiviert sie unter Vorwänden. Durch politische Intrigen in einen Strudel aus Verrat und Verschwörung gezogen, kämpft sie um ihr Leben.
Neue Freunde und alte Feinde helfen einander. Doch wo ist der wahre Feind zu finden?





Meinung:
In diesem Buch von Thomas Schlenther und Carol Bartolmé geht es um eine in die Reserve entlassene Beamtin der GSG 9, die wieder reaktiviert wird. Sie kämpft zusammen mit neuen Freunden um ihr Leben. Wem kann sie trauen? Wer ist Freund, wer ist Feind?

Dieses Buch ist sehr spannend geschrieben und wenn man die Geschehnisse in Europa verfolgt brandaktuell.

Wer aber glaubt, dass es sich hier nur um eine Aktion geladene Geschichte handelt der täuscht sich. Der Erotikanteil ist sehr groß, was dem Buch die besondere Würze verleiht und es zu einem tollen Leseerlebnis macht.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und gut zu lesen.


Hier noch ein  etwas größere Leseprobe 

Prolog

Traurig lenkte Manuela ihren Audi aus dem Kasernentor. Das sollte es nun für sie gewesen sein. Ein Fehlschuss, ein kleiner Kollateralschaden, ein Attentäter tot. Der Mann, der sie eben noch im Konferenzraum angebrüllt hatte und dessen Speichel sie fast noch riechen konnte, hatte ihr keine andere Wahl gelassen: Knast oder Reserve. Fast fünfzehn Jahre Dienst mit einem Federstrich hinweggefegt. Nach diesem Tag durfte sie sich in der freien Wirtschaft einen Job suchen. Sie war mit sofortiger Wirkung in die Reserve versetzt worden. Dr. Weissmüller, der Abteilungsleiter des Innenministeriums, hatte sie in ihre Schranken verwiesen. Am liebsten hätte sie diesem aufgeblasenen Affen Zucker gegeben. Jetzt und hier blieb ihr nichts anderes übrig, als zu ihrem Mann zu fahren und ihm alles zu erzählen.
Sie parkte das Auto vor dem schicken Einfamilienhaus, erstaunt, das Auto ihrer Freundin zu sehen. Erst als ein Polizist sie am Arm fasste und in einen Streifenwagen setzte, kam sie wieder zu sich. Ihr halbnackter Mann und dessen Gespielin, ihre beste Freundin, hatten sie wegen Körperverletzung angezeigt.
Dies war vor fast zwei Jahren passiert.


Kapitel 1

Die Verschwörer

Gepanzerte, schwarze Limousinen näherten sich dem am Steilhang nach Bad Hersfeld gelegenen Schlosshotel Niemeyer. Sicherheitskräfte untersuchten die Insassen und ließen sie nach Prüfung der Einladungen passieren. In einem Umkreis von fünf Kilometern kam keine Maus an das Hotel heran.
Obwohl von diesem Treffen niemand wusste, wurden die strengen Sicherheitsmaßnahmen durchgezogen. Leitende Angestellte der größten deutschen Rüstungsbetriebe, CEOs einiger ausgesuchter amerikanischer Waffenproduzenten und hochgestellte Staatssekretäre diverser Ministerien kamen zu einem Meeting zusammen.
Im Saal drei des Tagungshotels hatten die Kellner alles perfekt vorbereitet, als bewaffnete Männer eintraten und sie des Saales verwiesen. Nach dem letzten Wachhund kamen der Bundesverteidigungsminister, der Innenminister und der Generalinspekteur des Heeres durch den langen Flur zum Saal. Sie begrüßten sich und gaben sich einander durch einen besonderen Siegelring zu erkennen. Jeder dieser Ringe wies jeden einzelnen der Gruppe als vollwertiges Mitglied des bewaffneten Arms der ›Gruppe der Tapferen‹ aus. Es folgten der Präsident des Verfassungsschutzes, zwei Staatssekretäre, diverse Oberste des Heeres und der Luftwaffe, der Kommandeur der deutschen KSK Verbände und zwei Abteilungsleiter aus dem Bundesministerium für Verteidigung. Sie wurden begleitet von den für die Waffenhersteller tätigen Lobbyisten.
Als die insgesamt 26 Männer den Saal betreten und sich durch den Siegelring ausgewiesen hatten, wurden die Türen geschlossen und der oberste ihrer Clique, der Präsident des Verfassungsschutzes, ging an das Rednerpult. Nach einem kurzen Applaus begann er zu sprechen.
»Danke, meine Herren. Wie ich sehe, sind wir heute das erste Mal vollständig versammelt. Um Ihnen lange Reden zu ersparen, bitte ich Sie, die vor Ihnen liegenden Ordner zu öffnen und sich mit den darin enthaltenen Papieren vertraut zu machen. Wir haben es geschafft, unsere Wünsche bei den politischen Würdenträgern durchzusetzen. Wie Sie anhand der ersten Seiten sehen, sind Ihnen bereits die versprochenen Gelder der Firmen überwiesen worden. Meine Herren, für uns ist es von ganz besonderer Bedeutung, dass Widerstände gegen die Verträge mit den Vereinigten Staaten und Israel so schnell wie möglich ausgeräumt werden. Die ersten Anmerkungen zu den Internierungslagern finden Sie auf Seite zweiunddreißig des Dokumentes. Bei dem dort beschriebenen Punkt Anton wird der größte Standort sein. Wir werden allein an diesem Standort insgesamt zweitausend Regimegegner festhalten können und das, meine Herren, so lange wie wir wollen!« Wieder brandete ein kurzer Applaus auf. Der Redner winkte lapidar ab und sprach weiter:
»Die militärischen Vorbereitungen sind laut unserem General fast abgeschlossen. Soweit ich weiß, trainieren die letzten Fallschirmjäger noch den Häuserkampf. Der Herr Innenminister war so freundlich, bereits heute die ersten Einheiten der Bereitschaftspolizei zu alarmieren. Diese werden auf einem Truppenübungsplatz des Heeres eingewiesen. Dort, meine Herren, werden dann die wirklich ersten Einheiten der neuen deutschen Schutzpolizei gegründet, vereidigt und ausgerüstet. Wir werden sie früh genug ins Rennen schicken müssen. Herr Weissmüller hat mir explizit einen Vorfall versprochen, nach dem der Kanzler nicht mehr weitermachen kann, ohne dass er endlich eingreift. Wenn das passiert, werden wir seine Kanzlerschaft beenden, ein für alle Mal. Diese Akte«, er hielt einen dünnen Aktenordner hoch, »diese Akte versetzt uns in die Lage, dem Herren aus Rostock zu zeigen, wer der wirkliche Bundespräsident ist!« Erneut brandete Beifall auf. Diesmal ließ der alte Mann sich sichtlich feiern. Er genoss es, im Mittelpunkt zu stehen. Sein Ego strotzte jetzt nur so vor Kraft.
»Aber bedenken Sie bitte, was es bedeutet, wenn wir beginnen, dieses Land endlich wieder zu dem zu machen was es war. Die führende Industrienation Europas, die bestimmende Macht in der Mitte, der starke Mann als Schutz gen Osten! Das Land, welches Europa führen wird und nach dessen Pfeife gefälligst die von uns abhängigen Staaten zu tanzen haben. Deutschland hat in zwei sehr blutigen Demonstrationen bewiesen, wozu es in der Lage sein kann, wenn es gefordert wird. Meine Herren, wir werden ein drittes Mal zeigen müssen, was es bedeutet, Deutschland zu sein! Erst dann werden wir gesiegt haben!«
Stille erfasste den Saal. Alle Beteiligten schauten in die Runde und erst nach einigem Nachdenken hatten sie die gesamte Tragweite der Worte erfasst. Der Präsident des Verfassungsschutzes nahm einen Schluck Wasser. Er erläuterte auf einem großen Bildschirm die über die Bundesrepublik verteilten Zellen der Gruppe. Jeder der führenden Köpfe wurde nun in die Details eingeweiht.
»Wie unser Staatssekretär aus dem Innenressort versprochen hat, wird er sich persönlich um den Grund für den Aufstand kümmern. Seine Aufgabe ist es, uns den Moment, den wir benötigen, um die Macht an uns zu reißen, auf dem Silbertablett zu servieren. Erst danach können wir die Presse gleichschalten und die Rechtsanwälte aus dem Rennen nehmen. Die von mir und dem Präsidenten des BND ausgearbeiteten Notstandsgesetze geben uns allgemeine Verfügungsgewalt. Der Bundestag wird aufgelöst und der Kanzler auf Lebenszeit ernannt werden. Der Posten des Bundespräsidenten wird abgeschafft. An seinen Platz wird als oberster und erster Mann im Staate wieder der Reichspräsident treten. Wenn die Gesetzesnovellen erst einmal ratifiziert sind, sind wir wieder die Herren im eigenen Land!«
Nach fast drei Stunden verließ die Gruppe gemeinsam den Saal und jeder machte sich wieder auf den Heimweg. Mit auf die Reise ging die Anweisung, auf das Signal aus Hamburg zu warten.
Der Staatssekretär aus dem Innenministerium und der Präsident des Verfassungsschutzes ließen sich in eine extra für sie hergerichtete Suite bringen. Dort warteten schon die Geliebte des Staatssekretärs und eine Nobelhure auf die beiden Männer. Sie ließen sich von den Damen verwöhnen, konsumierten Kokain und nahmen Potenzmittel, um den Damen zu zeigen, wer sie waren. Bis sie schließlich nach Sex und Drogenexzess geschafft am frühen Morgen ermattet alle zusammen auf dem Bett lagen.
»Weissmüller, ich verlasse mich auf Sie! Sie liefern den Aufstand und ich Ihre Kanzlerschaft«
Die letzte Line Kokain war noch an der Nasenspitze des Staatssekretärs zu sehen. Lallend fiel er nach hinten und schlief ein.


Kapitel 2

Zufälle

Peter hatte sich aus dem Bett geschält. Er musste unbedingt seinen wöchentlichen Einkauf erledigen. Nachdem er sich rasiert und angezogen hatte, verließ er seine Wohnung und marschierte in den Supermarkt auf der anderen Straßenseite.
Ein Traum ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Immer wieder schnalzte er mit der Zunge, wenn er ihren Körper vor seinem inneren Auge sah. Die Art, wie sie ihm seine Wohnung gezeigt hatte, ihre lasziven Bewegungen.
Er ertappte sich dabei, wie er sich aus dem Regal eine Flasche Schaumbad griff. Neue Bilder erschienen in seinen Kopf. Mit ihr in der Wanne sitzen, ihr den Rücken einseifen, seine Hände umspielen ihren Körper. Er stand jetzt mit seinem Einkaufswagen im Gang vor der Kasse. Zwei kahlgeschorene Jugendliche drängelten sich an ihm vorbei.
»Alter, hast du Probleme oder was? Mach Platz, sonst setzt es was!«
Peter ging machte einen Schritt zurück und ließ die pöbelnden Jungen vorbei. An der Kasse wollten die beiden ihren Schnaps mit einer EC-Karte bezahlen. Der Verkäuferin wurde die Meldung angezeigt, dass die Karte als gestohlen vermerkt war. Den Alarmknopf hatte sie unbemerkt gedrückt. Der Marktleiter kam schnell zur Kasse und schaute die Kassiererin fragend an.
»Frau Janowski, worum geht es hier?«
»Herr Bodenfeld, schon wieder eine als gestohlen gemeldete EC-Karte!«
Bevor sie reagieren konnte, zerrte einer der Jugendlichen sie an ihrer Kleidung über die Kasse hinweg.
»Du alte Schlampe, dich mach ich platt! Mach endlich die Kasse auf!«
»Nein, niemals!«
Ein Schlag war zu hören. Noch ein knallendes Geräusch und ein Stöhnen kam vom Fußboden. Dort lagen die beiden Jugendlichen und Peter stand dem größeren der beiden mit einem Fuß auf dessen Arm. Den anderen hatte er mit einem gezielten Handkantenschlag ins Land der Träume geschickt. Jetzt musste der größere Peters Kampfkünste ertragen. Zum Glück war Peters Ausbildung bei der Bundeswehr als Feldjäger umfassend. Jahrelanger Einsatz in München, Frankfurt und Leipzig hatten ihn hinter so manche hässliche Fassade der Menschheit blicken lassen. Auch die Zeit als Zugbegleiter hatte ihre Spuren hinterlassen. Junge Mädchen auf Party-Tour und nicht mehr im Besitz ihrer Sinne. Furchtbar. Wie oft hatte er den Rettungswagen rufen müssen, um sie ins Krankenhaus bringen zu lassen? Vollkommen abgedriftet. Nein, das brauchte er nicht. Das war auch der Grund für seine Versetzung nach Erfurt. Und nun das hier, er konnte einfach nicht anders handeln.
»Schön liegenbleiben, sonst knallt es noch einmal!« Der angesprochene junge Kerl schaute nervös nach oben.
»Frau Janowski, was ist passiert?« Die Kassiererin war kreidebleich.
»Herr Bodenfeld, diese EC-Karte ist gesperrt. Ich vermute, sie ist gestohlen. Wir müssen die Polizei verständigen.«
»Ich rufe sofort an!«
Vom Kassentelefon aus informierte der Marktleiter die Polizei und schickte dann Frau Janowski in den Pausenraum, damit sie sich von dem Vorfall erholen konnte. Er selbst kam um die Kasse herum, ging zu Peter, der auf dem Rücken eines Jugendlichen hockte und nahm ihm den jungen Mann ab. Peter kümmerte sich um den Bewusstlosen. Er hob den schlaffen Körper auf und warf ihn sich einfach über die Schulter. Mit geübtem Griff führte der Marktleiter einen der Jugendlichen ab und Peter hielt den anderen fest auf der Schulter. Der Abgeführte bepöbelte und beleidigte den Marktleiter und Peter:
»Lass mich los, du scheiß Assi! Was denkst du, wer du bist? Ich mach dich platt! Deine Familie mach ich platt und deine Kinder auch!«
»Versuche es!«, war alles, was Peter ihm ganz leise und mit tiefer Stimme ins Ohr flüsterte. »Versuche es und du bekommst mehr Ärger, als du dir vorstellen kannst!«
Mittlerweile war auch die Polizei eingetroffen, übernahm die Jugendlichen und schmückte deren Handgelenke mit Handschellen, da sie sich der Festnahme widersetzen wollten. Auch der zweite Angreifer war wieder zu sich gekommen. Der größere von beiden rief Peter noch zu:
»Das wirst du noch bereuen!«
Die Beamten nahmen die Personalien von Frau Janowski, dem Marktleiter und Peter auf und bestellten sie für den nächsten Tag auf das nahe gelegene Revier. Die Jugendlichen wurden abgeführt und ins Polizeirevier gebracht. Die EC-Karte war eindeutig gestohlen und stammte aus einem Raub, der zwei Tage zuvor in Erfurt passiert war. Dabei waren einem ausländischen Imbissbesitzer die Tageseinnahmen und die Brieftasche entwendet worden. Dieser identifizierte einen der beiden Jugendlichen später als einen der Täter. Trotzdem durften die beiden Halbstarken das Revier nach Aufnahme aller Daten am nächsten Tag verlassen. Für eine Untersuchungshaft bestand laut Staatsanwaltschaft und Jugendrichter kein Anlass. Wie Unrecht die Juristen haben sollten, zeigte sich erst Tage später.
Peter erhielt vom Marktleiter noch die ausgeschriebene Belohnung. Er wollte sie erst gar nicht annehmen, ließ sich aber doch überreden und teilte sie mit Frau Janowski.

Immobilienmaklerin Manuela Fuchs versuchte krampfhaft, Peter zu erreichen. Inzwischen lagen ihr alle Unterlagen vor und sie war damit sehr zufrieden. Sogar die Schufa war positiv. Nun würde sie heute noch ein letztes Mal versuchen, ihn zu erreichen und ansonsten am Montag. Vielleicht war er ja verreist oder hatte sein Smartphone vergessen. Wieder wählte sie seine Nummer.

In Peters Hose vibrierte es und er fingerte sein Handy aus der Tasche. Die Nummer auf dem Display kannte er zu gut. Lächelnd drehte er sich um und nahm den Anruf an.
»Frau Fuchs, Peter Möller hier, was kann ich für Sie tun?«
»Na endlich, da sind Sie ja, Herr Möller. Ich versuche schon die ganze Zeit, Sie zu erreichen. Die Wohnung gehört ab dem nächsten ersten Ihnen. Herzlichen Glückwunsch. Das wollte ich Ihnen nur sagen.« Damit hatte sie Peter ein breites Lächeln ins Gesicht gezaubert. Er erinnerte sich an die Besichtigung vor ein paar Tagen.

Drei Tage zuvor

Er machte an diesem Tage pünktlich Feierabend und fuhr in die Stadt. Ja, da stand Frau Fuchs und wartete bereits auf ihn. Er parkte das Auto, stieg aus und lief mit einem freudigen Grinsen im Gesicht auf sie zu.
»Hallo Herr Möller. Sie sind ja überpünktlich. Das gefällt mir«, begrüßte sie ihn.
Peter öffnete die Eingangstür des Hauses, in dem er eine Wohnung besichtigen wollte und wies mit der Hand nach innen.
»Ladys first, please!«
Manuela ging an ihm vorbei und stieg langsam die Treppe hinauf.
In Gedanken versunken lief sie fast an der zur Vermietung vorgesehenen Wohnung vorbei. Im letzten Augenblick blieb sie stehen. Sie öffnete die Tür und bat Peter einzutreten.
Er war hinter ihr her gestiegen und sah etwas, das ihm sehr gut gefiel! Er befeuchtete sich die Lippen und wäre beinahe auf sie geprallt, als Manuela plötzlich stehen blieb. Peter rutsche nur trocken raus:
»Soll das die Wohnung sein?«
Manuela schaute ihn verständnislos an.
»Was glauben Sie wohl, warum ich Sie gebeten habe einzutreten, junger Mann? Oder haben Sie gedacht, ich wohne hier?« Mit verwundertem Blick schaute sie ihn an. Er lächelte und trat ein.
Manuela ging durch den Flur nach hinten zur Küche.
»Hier ist die Küche mit sämtlichen Anschlüssen. Hier nebenan ist das Bad, allerdings nur mit Dusche und ohne Fenster. Dafür hat die Wohnung ein geräumiges Wohnzimmer und ein anschließendes Schlafzimmer. Weil die Wohnung nur eine Dusche und das Bad kein Fenster hat, ist die Miete auch erschwinglich für diese Lage.«
»Gerne. Habe ich denn jetzt den Mietvertrag?«
Manuela lachte.
»Rufen Sie mich bitte morgen an, dann kann ich Ihnen schon mehr sagen. Es war ein langer Tag, ich will nur noch nach Hause und in meine Wanne. Gute Nacht, Herr Möller.«
Am nächsten Tag informierte Manuela Peter nach dem letzten Termin über die gute Nachricht. Er hatte die Wohnung.

Er nahm seine Einkäufe, ging zu seinem kleinen Zimmer und begann voller Freude auf die neue Wohnung, die ersten Kartons zu packen, die er sich unterwegs im Baumarkt besorgt hatte. Währenddessen kamen noch zwei seiner Freunde vorbei und sie hatten alles in kürzester Zeit eingepackt. Jetzt wurde es Zeit, sich auszuruhen.


Kapitel 3

Lust oder Frust

Sie zogen gemeinsam in ihre Stammkneipe, um dort ein Bier zu trinken. Peter saß dabei am Tresen, als ob er von einem außerirdischen Lebewesen getroffen worden war.
Stefan und Sebastian, seine Freunde, sahen sich grinsend an.
»Was ist denn Peter über die Leber gelaufen? Weißt du, was mit dem los ist?«
Stefan lachte:
»Nein tut mir Leid, keine Ahnung. Wir können ihn ja fragen.«
»Sag mal Peter, was ist heute mit dir los? So kennen wir dich gar nicht.« Der Angesprochene schreckte aus seiner Lethargie auf und sah sich seinen Freunden gegenüber. Völlig aus dieser Welt herausgelöst schaute Peter seine Freunde an.
»Was? Wie? Was wollt ihr?«, stammelte Peter zusammen. »Ich weiß auch nicht, ich muss immer wieder an jemanden denken. Im Grunde eine tolle Frau aber, ähm, eigentlich zu alt für mich!«
»Na dann erzähl doch mal mehr. Das Alter ist ja nicht immer entscheidend« Sebastian wurde langsam neugierig.
»Ja, das würde mich auch mal interessieren. Du scheinst ja hin und weg zu sein«, meldete sich Stefan. Er prostete den beiden zu und sie tranken einen Schluck Bier. Peter begann zu erzählen, während er sich den Schaum vom Mund wischte:
»Mensch, Leute, ich weiß es ja auch nicht so genau.« Er schaute nach rechts und dann nach links. »Ihre ganze Art hat mich einfach umgehauen. Eine tolle Frau, ich denke, sie muss um die 45 sein. Sie sieht fantastisch aus und ihre Figur. Da könnt ihr die Kinder hier wegschicken, das sag ich euch!« Seine Augen hatten einen ganz besonderen Glanz angenommen, er schwärmte regelrecht von Manuela. Stefan kam dicht an ihn heran und legte seinen Arm um Peters Schulter.
»Na wenn sie dich so umgehauen hat, warum sitzt du dann noch hier? Es ist Wochenende, lade sie zum Essen ein.«
»Wie hast du sie denn kennengelernt?«, stellte Sebastian die nächste Frage. Peter wendete sich ihm zu, trank noch einmal und stellte sein Glas ab.
»Meinst du wirklich? Einfach so aus dem Stegreif? Ich bin skeptisch, ob sie kommen würde.« Er schaute zur anderen Seite. »Basti, sie hat mir meine neue Wohnung vermittelt. Aber du hast Recht, ich habe doch ihre Nummer.«
»Na und? Auf was wartest du dann noch? Musst ja nicht gleich mit ihr ins Bett steigen. Aber näher kennen lernen kannst du sie schon. Ist doch nichts dabei. Oder was meinst du, Stefan?« Basti konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Der angesprochene Freund schüttelte den Kopf und prostete den anderen erneut zu. »Lass dir die Chance nicht entgehen, greife zu, wenn das Glück an die Tür klopft!«
Peter drehte sich um, holte sein Handy heraus und wählte Manuelas Nummer.
Manuela saß im Wohnzimmer und las in einem Buch, als der Klingelton ihres Handys erklang.
So ein Mist, wer ist denn das jetzt? Hab doch glatt vergessen, das Ding auszuschalten. Sie meldete sich mit einem etwas forschen Ton:
»Fuchs. Wer stört mich am Wochenende?«
Peter fiel fast das Telefon aus der Hand.
»Frau Fuchs, störe ich denn wirklich? Ich wollte, ich, ja ich wollte Sie fragen, ob Sie nicht Lust hätten, mit mir im »Alten Köhler« ein Gläschen Wein zu trinken?«
Manuela blieb die Luft weg. Sie begann zu zittern, als sie diese Stimme vernahm. Voller Verwunderung blieb ihr nur die Frage übrig:
»Ja, hallo Herr Möller. Wie komm ich denn dazu? Sie fühlen sich doch nicht etwa einsam?« Sie hatte all ihren Mut zusammen genommen.
Peter freute sich ihre Stimme zu hören, kamen doch nun die Bilder in ihm hoch, ihre Augen, ihre Haare. Bilder einer tollen Frau!
»Ich und einsam? Nein, ich sitze hier mit meinen besten Freunden und kann Ihren Anblick einfach nicht vergessen. Ich sinniere vor mich hin und hatte jetzt den Mut, den Grund meines Traumes anzusprechen!«
Manuela schoss die Röte ins Gesicht. Zum Glück konnte Peter sie nicht sehen. Ihre Stimme wurde weich und ihr Ton änderte sich ins Kokette:
»So so, Sie träumen also von mir? Wie komm ich denn dabei weg? Gut oder schlecht?«
»Tja, wie soll ich es sagen? Sie rauben mir den Verstand und meine Ruhe ist auch hin. Sie sind der Mittelpunkt meiner Fantasien. Ist das zu gewagt für Sie?« Manuela hatte zugehört und glaubte zu träumen. Hatte er mir eben wirklich seine Verwirrung gestanden?
Manuela war sprachlos. Ihm ging es genau wie ihr selbst, obwohl sie um einiges älter war. Jetzt war sie doch daran interessiert, mehr über diesen jungen Mann zu erfahren.
»Einverstanden, Herr Möller. Jetzt haben Sie mich neugierig gemacht. Wann dachten Sie denn zum »Alten Köhler« zu gehen?« Peter hüpfte vor Freude das Herz in der Brust, ja, sie hatte angebissen, ja, ja, ja!
»Also, wenn Sie möchten, dann werde ich jetzt einen Tisch bestellen und wir treffen uns dann in einer Stunde. Reicht Ihnen das?« Manuela musste schmunzeln. Also Zeit verliert er ja nicht. Aber ihr war es recht.
»Sehr schön, Herr Möller. Machen Sie das. Also bis in einer Stunde.« Damit legte sie auf. Oh man, was soll das werden. Sucht er einen Mutterersatz? Hoffentlich nicht.
Ihre Gedanken gingen in eine ganz andere Richtung. Sie würde es ja bald erleben. Nun aber ab ins Bad und ein wenig zurechtgemacht.
Peter verabschiedete sich von seinen Freunden und machte sich auf den Weg in die genannte Bar. Dort bestellte er einen Tisch für zwei Personen, der etwas im Halbdunkel lag und wartete auf seinen Traum.
Nach einer dreiviertel Stunde war sie ausgehfertig und stieg ins Taxi.
Meine Güte, ist das ein Verkehr. Ärgerlich schüttelte sie den Kopf und schaute wieder auf die Straße. Wieder einmal Stau. Die Hauptstraße war total verstopft, weil es einen Unfall gegeben hatte. Mit Martinshorn fuhr soeben ein Rettungswagen vorbei und dahinter gleich der Notarzt und die Polizei.
Der Taxifahrer sah nach hinten und sprach sie an:
»Sie brauchen von hier aus durch die Querstraße da drüben links höchstens fünf Minuten. Sie müssen nur immer geradeaus gehen, dann stehen Sie direkt davor.« Manuela zahlte und machte sich auf den Weg. Doch vorher rief sie bei Peter an und informierte ihn, dass sie sich etwas verspäten würde. Der Taxifahrer hatte Recht. Nach ungefähr fünf Minuten stand sie vor der Bar.
Peter glaubte zu träumen, als sie in einem wunderschönen figurbetonten Kleid mit Flammenmuster durch die Tür kam. Der Anblick raubte ihm den Atem. Er stand auf und ging ihr entgegen.
»Hallo Frau Fuchs. Schön, dass Sie kommen konnten.« Peter geleitete sie an den Tisch, zog galant den Stuhl zurück und bat sie, sich zu setzen. Er ging um den Tisch herum und setzte sich ihr gegenüber. Manuela lächelte ihn an.
»Na, ein wenig schummrig ist es hier schon, Herr Möller. Was haben Sie mit mir vor? Ich habe im Übrigen ein paar Vorschläge für Ihre Wohnung dabei. Die können wir nach dem Essen noch besprechen.« Die Bedienung kam an den Tisch und nahm ihre Getränkebestellung auf.
»Frau Fuchs, eigentlich war mir heute Abend nicht nach Details der Wohnung zumute. Vielmehr wollte ich einfach mal ergründen, warum Sie mir nicht mehr aus den Kopf gehen, seitdem ich Sie getroffen habe.« Manuela lächelte erstaunt. Also geht es nicht nur mir so?
»Ach und deswegen dieser Tisch im Halbdunkel? Bin ich im hellen Licht so furchteinflößend oder wollen Sie mehr spüren als sehen?« Peter war erstaunt über ihre Schlagfertigkeit. Sie stießen auf einen schönen Abend an.
»Hm, wenn Sie es so ausdrücken wollen? Spüren? Ja gerne, warum auch nicht! Aber furchteinflößend? Nein, dass sind Sie nicht, Frau Fuchs.« Er hob wieder sein Glas und prostete ihr zu. »Wäre es nicht einfacher für uns, wenn wir zum ›du‹ übergehen? Zumindest für den Abend?« Na, der traut sich ja etwas. Aber das gefällt mir auch irgendwie. Manuela war hin und her gerissen. Na was soll's, duzen wir uns eben.
»Ja, ist es und du darfst gerne Manuela zu mir sagen und du bist Peter, oder? Dann mal Prost.«
„Hier bitte, die Speisekarte.« Er reichte ihr die Karte. »Die Dame hat freie Auswahl!« Sie suchten sich etwas aus, er bestellte das Essen und ließ seine Hand auf ihre sinken, die auf der Speisekarte lag. Manuel schoss ein Blitz durch den Körper, als sie das spürte.
»Manuela, darf ich dich mal etwas fragen?«
»Ja gerne, was willst du denn wissen?«
Peter nahm all seinen Mut zusammen, das Glas Wein in die Hand und ließ seine Finger über ihre gleiten, schaute ihr dabei tief in die Augen.
»Gibt es einen Mann in deinem Leben?«
Sie schaute erstaunt auf und wartete einen Augenblick mit ihrer Antwort. Soll ich oder soll ich nicht? Sie überlegte. Ich habe doch nichts zu verlieren. Manu, gib dir einen Ruck!
»Neugierig bist du ja überhaupt nicht. Aber nein. Es gab mal einen, aber das ist lange her. Seitdem gibt es niemanden mehr.« Sie sah vor ihrem Auge wieder diesen dunklen Fleck im Ehebett. Das Blut, das aus der Nase ihres Mannes tropfte. Daneben die nackte, schreiende Claudia, ihre beste Freundin. Traurig sah sie Peter an.
»Peter, meinst du nicht, dass ich viel zu alt für dich bin? Ich bin 42 und du erst 29!«
Er schaute sie offen und trotzdem neugierig an.
»Meinst du, dreizehn Jahre ändern etwas an den Gefühlen? Ist es immer eine Frage des Alters oder nicht eher der Lust und auch des Verlangens aufeinander?« Manuela war sehr erstaunt über die klaren Worte, die Peter benutzte, um seine Gefühle in Worte zu fassen.
»Das heißt also, du hast dich in mich verliebt?«
»Verliebt? Das kann ich so noch nicht eindeutig sagen. Aber du gehst mir einfach nicht aus dem Kopf. Deine Art fasziniert mich. Du sprichst mich an, du regst meine Seele an. Wenn das Liebe ist, ja, dann habe ich mich in dich verliebt!« Peter schaute über den Tisch und wartete auf eine Reaktion, seine Hände zitterten leicht, denn er wusste nicht, wie sie seine Worte auffassen würde. Das Halbdunkel der Nische, in der ihr Tisch stand, gab ihm jetzt Sicherheit. Manuela spürte das leichte Zittern der Hand, die auf ihrer lag. Sie wollte diesen jungen Mann auf keinen Fall verletzen oder ihm wehtun. Er hatte ihr gerade gestanden, sie zu mögen, ja, sogar von Liebe hatte er gesprochen.
Soll ich ihm die Chance geben? Darf ich ihm sagen, was ich bin? Was sagt er, wenn er weiß, was ich kann? Wie kann ich ihm vertrauen, nach so kurzer Zeit?
Ihre Gedanken jagten hin und her. Dann brach es einfach aus ihr heraus. Ihren Blick auf das Tischtuch gesenkt spürte sie ihre Anspannung. Sie begann zu reden wie ein Wasserfall:
»Okay Peter, dann rede ich jetzt mal Klartext. Auch du gehst mir nicht mehr aus dem Sinn. Allerdings hätte ich nie gedacht, in deiner Altersklasse noch als Frau bemerkt zu werden. Ich bin nicht das, was du kennst, oder was du erwartest. Früher war ich Beamtin bei der Bundespolizei. In dieser Zeit habe ich einen großen Fehler gemacht, den ich noch immer nicht wirklich verarbeitet habe. Meine Karriere als aktive Beamtin ist vorbei und meinen Status habe ich dazu auch verloren. Jetzt arbeite ich als Maklerin, um nicht von Sozialhilfe leben zu müssen. Damit weißt du, was ich bin und war. Ich möchte dich nicht verletzen, Peter. Mein damaliger Mann hat mir genug angetan, ich ihm allerdings auch. Genau deswegen bin ich bei Männern sehr, sehr vorsichtig.«
Sie trank ihr Glas in einem Zug aus, griff nach der Flasche, goss sich das Glas wieder voll und nahm noch einen Schluck. Sie hob ihren Blick und schaute Peter an, ängstlich, auf seine Reaktion gefasst.
»Und, was machen wir jetzt daraus?« Manuela schaute Peter direkt in die Augen.
Dieser nahm einfach ihre Hand und küsste sie auf den Handrücken.
»Lassen wir uns treiben und sehen, was passiert. ›Als Frau noch bemerkt‹, das ist gut. Manuela, du bist eine Frau, eine tolle Frau und ich möchte dir gerne zeigen, wie toll du als Frau bist, wenn du mich lässt! Beamter war ich übrigens auch einmal, aber nur Beamter auf Zeit. Ich bin als junger Mann zu den Feldjägern gegangen und habe den ersten Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan miterleben müssen. Nach einem schweren Gefecht bat ich um meine Entlassung aus dem Militärdienst.« So saßen sie und hielten Händchen, wie Teenager, die sich die erste Liebe gestanden haben. Manuela bekam doch tatsächlich rote Ohren. Sie spürte, wie ihr heiß wurde und sie anfing zu glühen. Wie hatte sie das vermisst! Einfach nur begehrt zu werden. Was sollte sie darauf antworten? Aber das musste eh warten, denn die Kellnerin kam mit dem Essen.
»Bitteschön, darf es noch etwas zu trinken sein?«
»Nein, Danke. Ich glaube, das reicht noch!« Manuela zeigte auf die halbe Flasche Wein.
Sie nahmen ihre Gläser, prosteten sich zu und ließen sich das fantastische Mahl schmecken. Während sie lachten und sich gegenseitig neckten, genossen sie die Zeit und ehe sie sich versahen, hatten sie das Essen beendet und noch ein weiteres Glas Wein bestellt. Peter stellte seines ab und fragte sie lachend:
»Warum denkst du eigentlich, dass jüngere Männer Frauen in deinem Alter nicht begehren würden?« Peter konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Oha, jetzt will er es aber wissen. Was sage ich denn nun? Manuela nippte gedankenverloren an ihrem Wein.
»Das ist eine gute Frage. Ich weiß nicht. Vielleicht, weil nicht mehr alles so frisch und knackig ist wie mit zwanzig?« Manuela drückte ihren Brustkorb durch, ihre großen Brüste wuchsen noch ein Stückchen mehr. Oha, na sie hat ja Gedanken im Kopf. Peter überlegte kurz.
»Soll es denn nur interessant sein, weil es frisch und knackig ist? Nein, mir geht es nicht um Frische und Knackigkeit.« Peter legte seinen Kopf schräg nach links und schaute sie mit kleinen Augen an. »Erfahrungen machen das Leben interessant und ich denke, in deinem Alter weißt du genau, was du möchtest und was nicht. Das Spiel der Sinne soll genossen werden und nicht in einem sportlichen Wettkampf enden!« Mit dem Finger am Mund betonte er seine Worte und seine Augen wanderten wieder einmal zu ihrem tollen Dekolleté. Verstohlen sah er die Haut ihrer Brüste, wie sie sich spannte und die Furche zwischen beiden noch etwas mehr geöffnet wurde. Schnell wechselte er die Blickrichtung, aber nicht ohne doch ein wenig Schamröte im Gesicht zu zeigen. Manuela wusste genau, wo er hingesehen hatte. Sie war doch überrascht. Peter wusste, was er wollte.
»Da hast du Recht. Aber offen gestanden, ich bin ein wenig aus der Übung. Ich bin nicht der Typ für einen One-Nigth-Stand. Wenn ich mich auf einen Mann einlasse, dann richtig. Ich spiele keine Spielchen.«
Peter schaute ihr tief in die Augen, die Gläser klirrten leise aneinander und beide tranken ihren letzten Schluck Rotwein in einem Zug aus.
»Manuela, ich würde mich nie trauen, mit dir zu spielen! Ich möchte und will dich und nur dich! Keine Spiele, keine Ängste, lass uns genießen, was wir uns geben können.«
Manuela versank in seinen Augen, oder war das nur der Wein? War sie beschwipst? Eigentlich nicht und gut gegessen hatte sie ja auch. Warum verlor sie sich so in seinen Augen? In ihr existierte nur noch der Wunsch nach Hause zu gehen und zu schlafen. Das war alles ein wenig zu viel auf einmal. Sie wollte nochmal in Ruhe und nüchtern über alles nachdenken. Sie reichte ihm die kleine Mappe mit den Entwürfen für die neue Wohnung.
Peter bezahlte die Rechnung, gab ein kleines Trinkgeld und holte seine Jacke. Beide gingen vor die Tür und stellten sich auf den Bürgersteig.
»Peter, ich glaube, ich muss jetzt nach Hause und in Ruhe darüber nachdenken. Ich bin mir selbst noch nicht im Klaren darüber, was ich möchte, nur so viel: Ich möchte dir auf keinen Fall wehtun.« Sie nahm seinen Kopf in beide Hände, zog ihn leicht zu sich herab und küsste ihn. Er schlang seine Arme um ihren Körper und so standen sie beide eng umschlungen da, küssten sich im leichten Nieselregen der Nacht. Manuela schnappte nach Luft und fand ihre Worte wieder:
»Weißt du, wie ich das vermisst habe? Dieses Gefühl, begehrt zu sein. Peter, lass uns langsam beginnen. Dann sehen wir, was dabei rauskommt. Ich rufe mir jetzt ein Taxi!« Sie löste sich von ihm und rief per Handy ein Taxi für sich. »Wie kommst du nach Hause? Wollen wir zusammen fahren?«
Peter lehnte dankend ab. Er wollte noch einen kleinen Spaziergang machen, um seine Gedanken zu sortieren.
»Sehen wir uns morgen, mein Schatz? Ich freue mich, meine Wohnung mit dir zusammen einrichten zu können. Und Manuela, nimm dir alle Zeit der Welt, schau, was du möchtest und dann gib mir bitte Bescheid.«
»Peter«, hauchte sie ihm leise ins Ohr. »Danke für den schönen Abend und für die Einladung. Ich melde mich.«
»Bitte Manuela, dafür nicht, ich freue mich auf deinen Anruf!« Ein letztes Küsschen und sie stieg in das Taxi, das gerade angekommen war. Peter winkte ihr noch kurz nach, schlug seinen Jackenkragen hoch und ging in seine Richtung heimwärts.
Im Taxi wurde Manuela erst richtig warm ums Herz. Da saß sie nun und ihre Gedanken flogen hin und her. Was soll ich nur machen? Einerseits gefällt mir Peter sehr. Er ist höflich, charmant und vermutlich sogar romantisch. Aber er ist auch dreizehn Jahre jünger als ich. Was wäre, wenn er sich später in eine jüngere Frau verliebt? Ich habe mich gerade von dem Schmerz erholt, verlassen zu werden. Will ich das wirklich? Sie kam zu Hause an und ihre Sehnsucht war geweckt. Mit diesen Gedanken machte sie sich fertig für die Nacht, legte sich in ihr breites Bett und war schnell eingeschlafen.

Peter ging durch die zu dieser Uhrzeit immer noch vollen Gassen Erfurts. Seine Gedanken hingen an Manuelas Lippen. Ihre ganze Art hatte ihn aus seiner Lethargie gerissen, was die Weiblichkeit betraf. In seinem kleinen Zimmer angekommen legte er sich nur in Unterwäsche auf sein Bett, starrte die Decke an und schlief mit einem wunderschönen Traum ein.

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