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Der Architekt des Sultans - Rezension

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Info:

Autor: Elif Shafak
Verlag: Kein & Aber
Bindung: HC
Seiten: 656
ISBN: 978-3-0369-5715-9
Preis: 24,90 Euro


Inhalt:

Es ist einfacher, eine Brücke einzureißen, als eine zu bauen. Istanbul im 16. Jahrhundert. Es ist die Blütezeit des Osmanischen Reichs, die Stadt das wimmelnde Zentrum des Orients, als Jahan auf einem Schiff im Hafen anlegt. Aus dem fernen Indien angereist, führt er einen weißen Elefanten mit sich, ein Geschenk seines Schahs für die Menagerie des Sultanspalasts. So beginnt ein episches Abenteuer, in dem sich der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Junge plötzlich im Herzen des mächtigen Reichs wiederfindet, inmitten des Prunks und des Reichtums. Ihm begegnen hinterlistige Höflinge, falsche Freunde, Zigeuner, Tierbändiger und die schöne Prinzessin Mihrimah. Doch es ist die Begegnung mit dem Hofarchitekten Sinan – dem berühmtesten Baumeister der islamischen Welt –, welche Jahans Schicksal für immer verändern wird. Gemeinsam bauen sie Moscheen und Paläste, Mausoleen und Aquädukte, die alle Zeiten überdauern sollen. Doch hinter Jahans neuem Glück lauern Intrigen und Kriege, deren Zerstörungswut größer scheint als alles Bestreben, Neues zu schaffen.


Meinung:

Der Titel Der Architekt des Sultans ist nicht ganz passend gewählt, da sich die Geschichte viel mehr auf den 12 jährigen Jungen Jahan, als auf den Mimar Sinan (Architekt Sinan) bezieht, daher passt der englische Titel The Architect's Apprentice (Der Lehrling des Architekts) besser.
Mimar Sinan (ca. 1490 - 1588) war der bedeutendsten Architekt des Osmanischen Reiches und errichtete fast 500 Bauwerke, von denen 204 originär erhalten sind.

Um 1540, in der Blütezeit des Osmanischen Reichs (ca. 1299 - 1923), fährt der 12 jährige Jahan und der Elefant Chota auf einem Schiff von Indien nach Istanbul. Zum einen erhofft Jahan so vor seinem brutalen Stiefvater zu fliehen, zum anderen behandelt Mahmud den Elefanten, an dem Jahan sehr hängt, nicht gut. Nur knapp überlebt der Junge diese Überfahrt. Chota (Der Kleine) ist ein junger, weißer Elefant und ein Geschenk des Schahs an den Sultan.
In Istanbul angekommen, erlebt man die noch vom Krieg geprägte Stadt in all ihrer Schönheit und Vielfalt zu dieser Zeit. Der Roman wird aus Jahan Sicht erzählt, welche eine sehr gute Wahl ist, denn weil der Junge zum ersten Mal diese Stadt sieht, kann sich der Leser wunderbar mit der Figur und Gefühlen identifizieren. Elif Shafaks Talent, detailliert zu beschreiben, zaubert wunderbare Bilder im Kopf beim Lesen und mit jeder Seite taucht man immer mehr in das Leben und der Prächtigkeit des Osmanischen Reichs. Der Schreibstil ist sehr bildhaft und harmoniert wunderbar zu dieser Zeit. Die Flut ist berauschend und erdrückend zugleich. An manchen Stellen waren es für mich zu viele Details, wodurch das Buch, trotz ihrer 647 Seiten, zu vollgepackt war.

Jahan wird bald zu einem angesehen Elefantenführer und später zu einem großen Meisterschüler durch Sinans Lehre.
Als der Elefant mit in den Krieg ziehen muss, wird der Architekt Sinan dann auf Jahan aufmerksam, denn beim Brückenbau stellt er sich sehr geschickt an. So kommt es, dass Jahan viele Jahre gleichzeitig Lehrling von Sinan und Mahud für Chota im Sultanspalast ist. Viele Freunde, als auch Feinde gewinnt ert dort.
Darüber hinaus lernt Jahan im Palast die Prinzessin Mihrimah kennen.

Shafaks Recherchen spiegeln sich in der Darstellung der damaligen Arbeitsvorgängen, grausamen Kriegszügen, üppigen Festmahlen und Traditionen wunderbar wieder. Ebenso hat die Autorin einige typische "Fremdwörter" dieser Zeit einfließen lassen. Für die, die sie nicht kennen, wird die Aussprache und das Verständnis schwierig sein, jedoch hat man am Ende des Buches eine Glossa eingefügt. Der Charm der türkisch-arabischen Sprache kommt toll zur Geltung und lässt einen ein bisschen mehr in die Atmosphäre des Reiches mitnehmen.


Fazit:

Der Architekt des Sultans ist ein historisches Werk, dass die Zeit, das Leben und die Pracht von Istanbul im Osmanischen Reichs sehr gut und bildhaft darstellt. Man lernt mehr über die Kultur, Kunst der Architektur und beeindruckenden Bauwerke dieser Ära kennen. Es ist kein Buch für zwischen durch, dafür steckt zu viel in ihr. Vielleicht ist für den ein oder anderen Leser zu viele Details vorhanden, aber das ist eine Ansichtssache.
Elif Shafahs Bücher wurden mir schon früher von Freunden wärmstens empfohlen und ich bin nicht enttäuscht worden. Der Architekt des Sultans bietet einen guten Einblick ins Osmanische Reich und ist eine tolle Milieustudie ihrer Zeit.

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