Interview mit Arik Steen

06:00

Wieder einmal habe ich Arik Steen zu Besuch auf meinem Sofa. Diesmal verrät er mir einiges über sein neues Buch "Serva - Götteropfer".



Seit ein paar Tagen kann man ein Buch von dir vorbestellen, das nun heute veröffentlicht wurde. Es heißt „Serva – Götteropfer“ und ist ein Fantasybuch. Um was geht es in diesem Buch?

Wir befinden uns im Jahr 799 auf einem fremden Planeten in einem anderen Sonnensystem. Auf diesem Planeten leben insgesamt sieben Völker, die alle einen Auftrag bekommen. Sie müssen ihren Göttern bis zum Jahrhundertwechsel jeweils eine junge Frau opfern. Und zwar die jeweils Schönste. Was es mit diesem Götteropfer auf sich hat, das erfährt der Leser erst nach und nach. Das zentrale Thema des Buches sind die sieben Frauen, die sich freiwillig oder unfreiwillig auf die Reise machen, um den Göttern geopfert zu werden. Währenddessen kämpfen die Völker mit weiteren Problemen. Zum Beispiel mit einem Aufstand in einem Armenviertel oder einem beginnenden Krieg zwischen zwei Völkern. Aber zu viel verraten möchte ich nicht.

Was muss man sich unter diesen Völkern vorstellen? Menschen?

Das ist eine sehr schwierige Frage, weil die Beantwortung zu viel verraten würde. Tatsache ist, dass sie etwas mit uns Menschen zu tun haben. Demzufolge sind sie auch wie wir. Die Völker unterscheiden sich untereinander wie bei uns Menschen vor allem auch in der Hautfarbe. Die im Übrigen keinerlei Aufschlüsse auf eine Rasse gibt. Jegliche Rassenideologie, die auf die Hautfarbe basiert, ist Unsinn. Denn von der Evolution her ist diese genetische Eigenschaft am Schnellsten anpassbar und basiert auf viele unterschiedliche Umwelteinflüsse. Wir Menschen zum Beispiel waren mit unserem gemeinsamen Vorfahren, den wir mit den Affen hatten, erst hellhäutig. Dann wurden wir dunkelhäutig. Und schließlich, je nachdem wo der Mensch hingezogen ist, bekam er eine andere Hautfarbe.

Die Hautfarbe ist also zentrales Thema?

Ja und nein. Die Völker unterscheiden sich in körperlichen Merkmalen. Ein Volk hat zum Beispiel eine grüne Hautfarbe. Aber das Interessante: sie haben alle die gleichen Götter. Und im Grunde auch die gleichen Ziele. Erst im Laufe der Buchstaffel erfährt der Leser was die gemeinsame Vergangenheit ist.

Es ist ja ein großer Genrewechsel von Erotik zu Fantasie? Warum das? Was reizt dich daran?

Die ganze Welt spielt verrückt. Terrorismus, Krieg, Bankenkrisen, Naturkatastrophen. Man darf davor die Augen nicht verschließen. Aber ich glaube, dass es ganz gut tut ab und zu mal einfach diesem ganzen Mist zu entfliehen. Die sozialen Netzwerke lassen uns ja auch keine Ruhe. Und für mich gibt es zwei Dinge, die mir helfen abzuschalten. Und mich gesund halten. Die Natur auf der einen Seite. Das ist eine sehr reelle und wirkliche Flucht. Und die Literatur. Das kann man sowohl als Leser als auch als Autor. Ja und ich wollte einfach mal so richtig entfliehen. Was ist da besser als eine eigene Welt zu erschaffen? So zwei, drei Stunden am Tag kann ich dann abtauchen. Dann schreibe ich. Und dann ist mir egal, ob die Angela Merkel zum hundertsten Mal ihr Fähnchen im Wind dreht. Denn die gibt es dort nicht. Genauso wenig wie ein Trump oder ein Putin.

Gut, aber auch in deiner Welt wird es Charaktere geben die schwieriger sind. Deine Welt besteht ja sicherlich nicht nur aus Friede, Freude, Eierkuchen. Oder hast du deine Fantasy in Watte gepackt?

(lacht) Das ist richtig. Aber ich entscheide wie weit sie gehen. Und wenn ich mal einen satthabe, dann bringe ich ihn einfach um. Lasse ihn von einer Klippe springen oder hinterrücks ermorden. Aber du hast Recht. Auch in meiner Welt findet man Bösewichte wieder. Bei mir wird der Leser einige Charaktere so richtig zum kotzen finden. Aber das betrifft uns dann nicht persönlich. Wenn es in meiner Welt einen Aufstand gibt, dann müssen wir nicht um unser eigenes Leben fürchten. Das ist in unserer reellen Welt anders. Wenn die IS in Syrien entscheidet Deutschland einen Denkzettel zu verpassen, dann sind wir persönlich in Gefahr. Meine Bücherwelt ist weit weg von uns und tangiert uns nicht persönlich.

Bleibt es bei dem einmaligen Ausflug in dieses Genre oder können wir noch mehr erwarten?

Für die erste Buchstaffel sind rund sieben Bücher geplant. Damit bin ich letztendlich nun auch einige Monate beschäftigt. Wenn es gut läuft vielleicht sogar deutlich länger. Was danach folgt weiß ich nicht. Aber Serva ist ein größeres Projekt und bindet mich eine Weile.

Bei der Vorbestellung habe ich festgestellt, dass es zwei Versionen gibt. Eine Originalversion und eine sogenannte Author´s Cut Version. Was ist der Unterschied zwischen den Versionen?

Ich habe den Roman so geschrieben, wie es mir in den Sinn gekommen ist. Vielleicht liegt es daran, dass ich aus der Erotik komme. In jedem Fall sind einige Szenen sehr erotisch geworden. Ich habe dann lange hin und her überlegt. Letztendlich habe ich mich dazu entschieden den Rotstift auszupacken und Szenen zu streichen. Zwei Kapitel habe ich sogar aufgrund der Erotik komplett gestrichen. Natürlich nur so, dass die Handlung darunter nicht leidet. Das gelang erstaunlich gut. Nicht weil die Erotik unwichtig ist. Sondern weil man manche Szenen einfach nicht detailliert beschreiben muss, um zu verdeutlichen was man sagen will. Der Leser verarbeitet mit seiner Fantasie diese Szenen ja weiter. Und ein erotisches Buch sollte es von Anfang an nicht werden. Dennoch spielt die Sexualität eine wesentliche Rolle. Als ich mich dann mit einer Probeleserin besprochen habe, da meinte sie, dass der eine oder andere Leser vielleicht an der einen oder anderen Stelle dann doch den alten Steen erwartet und die Szenen deutlicher herausgearbeitet haben möchte. Ich habe ihr dann witziger Weise gestanden, dass es diese Szenen tatsächlich ausführlicher gibt. Daraufhin kam dann recht schnell die Idee zwei Versionen heraus zu bringen. Die Originalversion, die ich auch wirklich als die eigentliche Version ansehe. Und eben die Version für den denjenigen, der detaillierten erotischen Beschreibungen nicht abgeneigt ist.

Arik Steen hat sich also selbst zensiert?

Klingt lustig, ist es aber tatsächlich in gewisser Weise so. Im zweiten Buch werde ich das sogar noch etwas steigern. Dort werde ich explizit Szenen für die Author´s Cut Version schreiben. Ich habe nämlich festgestellt, dass sich die Sichtweise auf die Protagonisten verändert, wenn man Szenen weglässt oder hinzufügt. Das ist wie in der Realität. Wir nehmen Menschen unterschiedlich wahr, wenn wir mehr oder weniger über sie wissen. Wenn die Leute zum Beispiel erfahren, dass ich erotische Bücher schreibe, dann haben sie einen anderen Blickwinkel, als wenn sie mich zum Beispiel nur als ehemaligen Offizier kennen. Im Buch ist das ähnlich. Und mindestens einen Charakter gibt es im ersten Buch ausschließlich in der Author´s Cut Version. Weil dieses Kapitel in der Originalversion gestrichen wurde. Dieser Charakter kann also nicht einfach im zweiten Buch erscheinen. Binde ich sie dennoch ein, dann mit dem Wissen, dass sie ausschließlich in der Author´s Cut Version vor kommt. Oder aber in der Originalversion neu vorgestellt werden muss.

Hört sich relativ komplex an. Hast du keine Angst dich da zu verrennen?

Nein. Das ist ja das Abenteuer. Lediglich streichen muss ich einige Wände nach dieser Buchreihe. Weil ich die Wände vollmale. Riesengroße Skizzen mit den einzelnen Protagonisten und den Beziehungen zueinander. Also nein, ich habe keine Angst mich zu verrennen.

Wem empfiehlst du welches Buch?

Grundsätzlich empfehle ich die Originalversion. Die wird auch beworben. Es ist kein Erotikbuch, sondern Fantasy. Und das in sehr umfangreicher Weise. Und ich hoffe, dass das auch so angenommen wird und der Leser ein tolles Lesevergnügen bekommt. Wer eigentlich erotische Bücher liest und einen Ausflug in den Bereich Fantasy machen möchte, der ist natürlich mit der Author´s Cut Version am besten bedient.

Ich bedanke mich für das Interview und wünsche dir für heute natürlich einen guten Start und möglichst viele interessierte Leser!

Ich habe zu danken.

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