Buchvorstellung: Distant Shore: Perlen des Meeres

09:00

Tanja Bern hat mit "Distant Shore: Perlen des Meeres" den dritten und letzten Teil ihrer Distant-Shore-Trilogie heraus gebracht.


Kurzbeschreibung:
Die Südwestküste Irlands ist für Ben endlich zur neuen Heimat geworden. Er lebt mit Hanna auf Phil Gallaghers Farm und ist in den Arbeitsalltag wie selbstverständlich eingebunden. Gespannt sehen er und Hanna dem ersten Besuch seiner Eltern entgegen. Niemand rechnet damit, dass ausgerechnet Phils Vergangenheit ihn einholt und seinen Alltag auf den Kopf stellt. Dann fegt auch noch ein Sturm über Kerry, und ein Unglück droht das neu gefundene Glück aller zu zerstören ...

Meinung:
Das Cover ist traumhaft schön und zeigt eine Szene aus dem Buch. Es hat die gleichen Ornamente wie die Cover der anderen beiden und passt somit perfekt zu den anderen. 
Auch dieser Teil hat mich wieder sofort mit nach Irland genommen. Ich bin wieder in diese wundervolle Geschichte eingetaucht und wollte gar nicht mehr auftauchen. Wieder wird die Landschaft und auch die Ereignisse sehr bildhaft beschrieben. 
Die Geschichte um Hanna und Ben geht weiter. Aber auch über Phil, Hannas Onkel erfährt man mehr und auch auf ihn wartet eine Überraschung.
Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und sehr emotional, wodurch der Leser sich noch besser in die Personen hinein versetzten kann. 

Fazit:
Ein würdiger Abschluss dieser Trilogie, der mich wieder verzaubert hat.

Bevor ich euch die Leseprobe präsentiere, möchte ich auch noch auf ein Highlight hinweisen! Die Trilogie gibt es auch als Sammelband! Wer also noch keinen Teil hat, dem kann ich diese nur empfehlen! Ihr werdet auf eine Reise nach Irland mitgenommen, die euch die Mythen, die Geschichten, aber auch das Land und die Iren auf eine wunderschöne, romantische, manchmal auch spannende Weise vorstellt. Taucht ab und genießt ein Stück Irland. 


Leseprobe:
Gewissheit
Der Atlantik erstrahlte azurblau. Die Anhöhen in der Ferne versanken im Nebel, aber Ben konnte das Grün der Wiesen auf den Ebenen erahnen. Der Wind trug den Geruch von Herbstlaub mit sich. Vor seinem geistigen Auge sah Ben fallende Blätter, die im Sonnenlicht ihr Farbenspiel zeigten, und Pfifferlinge, die auf alten Eichen wuchsen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, und er warf Hanna einen Blick zu. »Wie findest du deinen ersten Ausritt?«, fragte diese mit versonnenem Ausdruck. »Du hattest Recht. Es ist schon etwas Besonderes, so eine Gegend auf dem Pferd zu erkunden.« Er schaute sie verschmitzt an. »Du musst zugeben, ich schlage mich gut.« Sie lachte kurz auf, nickte zum Zeichen, ihr zu folgen. Sein Pferd Avon schien fast eingeschlafen zu sein. Mit einem leichten Schenkeldruck bewegte Ben ihn zum Weitergehen. Brav folgte Avon Hannas Stute Bríd, die mit sicheren Tritten einen schmalen Weg entlanglief, der sie weiter ins Gebirge führen würde. Seit einigen Wochen erteilte Hanna Ben Reitunterricht. Zuerst war er skeptisch, wagte aber dieses Abenteuer ihr zuliebe. Mittlerweil everstand er, was Hanna ihm erzählte und beibrachte. Anfangs überwog die Unsicherheit, doch jetzt fühlte er sich nirgendwo beschützter, als auf Avons Rücken. Der Wallach fand auf dem unebenen Boden guten Halt. Sie waren ein Team geworden, das einander vertraute. Links von ihnen sah Ben noch einen Zipfel des Meeres. Die Sonne kam hervor, und durch die Bewegungen der Wolken wanderte das Licht über die Hügelkuppen. Hier auf dem Caherconree stand für Ben die Zeit still, die Uhrzeit verlor an Bedeutung. Es gab nur die Natur, das Gefühl von Freiheit mit dem verhaltenen Schnauben der Pferde im Hintergrund. Sie orientierten sich an der aufkommenden Dämmerung, an den Lichtverhältnissen, die sich mit jeder Stunde wandelten. »Brauchst du eine Pause, Ben?« »Nein, ist alles in Ordnung.« Sie schaute sich frech grinsend zu ihm um. »Außer, dass die Beine mittlerweile aus Gummi bestehen, der Hintern schmerzt und die Finger langsam verkrampfen?« Ben lachte auf. »Ja, abgesehen davon.« Hanna zügelte Bríd, damit Ben zu ihr aufschließen konnte. Der Weg war nun breit genug, und sie konnten nebeneinander reiten.
»Ich liebe es, mit dir hier zu sein«, sagte Ben leise. Ihr Lächeln wärmte ihn. Diese junge Irin hatte ihn aus den Tiefen seines Lebens geholt, ihm den Weg nach oben gezeigt und seiner Existenz eine Zukunft geschenkt. Nie zuvor hatte er sich bei jemandem so geborgen gefühlt. Hier in den Hügeln Kerrys wurde ihm immer bewusster, dass er nie wieder ohne Hanna leben wollte. Er wünschte sich, dass er die Gabe seiner verstorbenen Schwester Kristin besäße. Sie konnte so virtuos mit beiden Sprachen umgehen, hatte mit nur wenigen Zeilen die Herzen berührt. Ben seufzte fast unhörbar, Hanna nahm es dennoch wahr. Sie sah kurz zu ihm herüber, sie ahnte, dass er diese Gedanken gerade brauchte. Er würde ihr gerne sagen, was sie für ihn bedeutete, aber jede Formulierung kam ihm kitschig oder unbeholfen vor. Sie war nicht die Frau, die auf exklusive Kerzendinner beim Italiener stand. Sie erwartete keine Liebesschwüre oder verlangte, dass er sich auf irgendeine Weise verbog. Hanna wollte Ehrlichkeit, Vertrauen und Nähe. Ben würde ihr gerne noch viel mehr geben. Er sah auf, vor ihnen lag eine Landschaft, die an schottische Highlands erinnerte. Obwohl er nie dort gewesen war, kannte er sie aus Filmen und von Bildern. Den rötlichen Himmel durchzogen violette Streifen. Die untergehende Sonne warf vereinzelte Strahlen über die sanften Hügel und malte in den Wiesen goldene Streifen. Ben kam sich vor wie in der Kulisse einer Fantasy-Serie. »Dieses Licht ist unglaublich«, raunte er. Hanna schaute auf das Naturschauspiel. Ihre Mimik war unergründlich. Das kupferfarbene Haar flatterte in einer Brise. Auf ihrem weißen Pferd wirkte sie wie die Feenkönigin selbst. Sie brachte Bríd näher an Ben heran, griff nach seiner Hand, die er sofort ergriff. Er spürte ihren Blick und erwiderte ihn. »Du bist deiner Schwester viel ähnlicher, als du glaubst«, sagte sie ruhig zu ihm. »Und du liebst dieses Land.« Ihre Worte brannten sich in sein Herz. Vor allem von Letzterem war er mittlerweile ebenso überzeugt. Er spürte eine Gewissheit in sich, die nur teilweise etwas mit Hanna zu tun hatte. Er liebte sie unumstößlich. Aber er hatte sich auch in die grüne Insel verliebt.

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