Interview mit Reimer Boy Eilers

03:00

Mit Reimer Boy Eilers hat sich ein weiterer Autor von telegonos-publishing meinen Fragen gestellt.

Hallo Reimer! Ich freue mich dich hier begrüßen und interviewen zu dürfen!

Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Ich stecke mein Herzblut in die Literatur. Und es ist schön, wenn da ein Gegenüber ist. Wenn es eine Resonanz gibt.

Könntest du dich unseren Leserinnen und Lesern kurz vorstellen?

Wenn ich es kurz machen soll: Ich komme von einer Insel, genauer von Helgoland. Das hat mich geprägt. Auch wenn ich schon lange in einer Metropole wie Hamburg wohne. Ich besuche auch liebend gerne andere Inseln, Sansibar, Feuerland, Grönland, die Faröerinseln. Da bin ich glücklich. Ich bin Mitglied in einigen Schriftstellervereinigungen, wie PEN, dem Syndikat und dem VS. Im Schriftstellerverband engagiere ich mich besonders, bin seit etlichen Jahren Vorsitzender in Hamburg. Neben der Schreibtischarbeit ist es ein schöner Ausgleich, Kolleginnen und Kollegen zu treffen und sich auszutauschen.

Schreibst du Hauptberuflich als Autor oder hast du noch einen Brotjob?

Ja, ich mache das hauptberuflich. Da muss man flexibel sein, ist auch anstrengend.

Wie sieht dein Alltag aus?

Einerseits sitze ich viel am Schreibtisch, bossele an meinen Manuskripten, organisiere ja auch per E-Mail und Internet. Zum Ausgleich fahre ich Rad und gehe zum Sport in die Muckiebude. Wenn ich an einem Roman schreibe, kreisen meine Gedanken dauernd um den Stoff.

Was magst du, was magst du gar nicht und was ist dir wichtig?

Ich mag es, wenn ich mit den Hanteln ein Kilo mehr stemmen kann. Wenn ich ein schönes Gedicht schreibe. Wenn meine Tochter mich besucht. Was ich nicht mag, ist das Übliche, Steuern und so. Wichtig ist mir, meine Linie zu behalten, also Erfolg sehr gerne, aber nicht billig werden.

War es schon immer der Plan gewesen zu schreiben oder bist du auf Umwegen dazu gekommen? Was war der springende Moment dafür zu sagen: "Jetzt will ich es veröffentlichen!"?

Ich wollte schon immer schreiben, habe mich aber zuerst nicht getraut und Volkswirtschaftslehre studiert. Dann habe ich an der Uni gearbeitet und promoviert, aber gemerkt, dass es mich nicht ausfüllt. Als ich einmal ernstlich mit dem literarischen Schreiben anfing, habe ich nie wieder aufgehört. Mit dem Kiffen habe ich irgendwann Schluss gemacht, aber das Schreiben ist eine echte Droge

Unterstützen dich deine Familie und Freunde, oder wissen die gar nicht, dass du schreibst?

Das ist eine gute Frage. Na klar, wissen es alle. Familie und Freunde unterstützen mich. Aber ohne Vorbehalt verstehen können einen Schriftsteller nur andere Autoren und Autorinnen, wir sind halt schon a bisserl schräge Vögel und haben unsere eigene Vernunft.

Wenn du gerade mal kein Buch in der Hand hältst oder eins schreibst, wo und wie erlebt man dich dann?

Vielleicht mit dem Rad am Hafen, auf einem Boot in der dänischen Südsee oder auf der Helgoländer Düne nach Versteinerungen suchen.

Welche 3 Sachen und welche 3 Bücher würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?

Taucherbrille, Tablett, Tagebuch. Marquez: Hundert Jahre Einsamkeit. Melville: Moby Dick. Chandler: The long Goodbye.

Hast du ein Idol? Wenn ja, wen und wieso?

Inzwischen sind es die Rolling Stones. Die sind noch älter als ich und weiter gut drauf.

Welchen berühmten Autor/in würdest du gerne mal zum Essen einladen?

Upps, die sind jetzt grade alle tot, Garcia Marquez und so. Als Gast wäre mir nun ein guter isländischer Krimiautor recht, etwa Arnaldur Indridiason, oder ein kenianischer Romancier, z.B. Ngugi wa Thiong’o.

Eine klassische Fangfrage: bist du der eBook- oder Print-Fan?

Am Ende immer Print. E-Book ist toll, keine Frage. Aber nicht der heilige Gral. Das sind schön gemachte Hardcover. Ich habe mit einigen Kollegen einen E-Book-Verlag gegründet, „Verlag Expeditionen“, um unsere Backlist zu pflegen. Wie alle diese Verlage, haben wir mittlerweile auch Printbücher im Sortiment.

Wie siehst du die Entwicklung bei den eBooks, insbesondere bei der Piraterie oder auch der Möglichkeit ein eBook auch noch nach Wochen zurückgeben zu können?

Das macht mich total sauer, aber ich versuche, ruhig und gelassen zu bleiben. Wenn du an die Öffentlichkeit gehst, lässt sich Piraterie nie verhindern. Das war schon früher so, ich bin alt genug, um noch die Leute zu kennen, die mit einem Bauchladen in den Uni-Mensen rumliefen, um Raubdrucke zu verkaufen. Ich hoffe, ich habe nie eins gekauft … Vor zwei Jahren erschien ein Krimi von mir, am nächsten Tag konnte man ihn bereits für 13 Cent auf einer Piraten-Plattform kaufen. Echt Schiet. Der VS kümmert sich um diese Dinge. Wir sprechen auch mit den großen Verlagen, dass die Sachen verfolgt werden. Oft ist das aber zu schwierig, krieg mal die Ding in Kasachstan oder Nordkorea auf die Reihe, wo die Server sitzen.

Wenn eines deiner Bücher verfilmt würde, wer sollte die Hauptrollen spielen?

Ich glaube, ich hätte Angst, mir den Film anzuschauen, weil er bestimmt ganz anders wäre, als ich es mir vorstelle. Insofern ist es mir eigentlich egal. Hauptsache, es würde ein bisserl Kohle reinkommen, dass ich in Ruhe das nächst e Buch schreiben kann. Nachdem ich Keith Richard in „Piraten der Karibik“ gesehen habe, würde ich es natürlich geil finden, wenn er als Figur eines Romans von mir aufträte, der alte Säckel.

Erzähle uns doch bitte etwas über dein aktuelles Buch.

Das erscheint jetzt bei Telegonos im Frühjahr. Es ist ein Krimi und spielt in Hamburg, meistenteils im St. Pauli-Milieu. Der Titel: „Nieren für den Silbersack“. Der Silbersack ist eine legendäre Kneipe auf dem Kiez, wo ich auch gerne mal ein Bier trinke. Im Kern geht es um arme chinesische Seeleute, die nach Hamburg kommen, um eine Niere zu verkaufen, ein Schweinegeschäft. Mein Held ist ein Privater Ermittler, Yakub Edel Singer, genannt YES, der sich außerdem plötzlich um einen Papageien kümmern muss. Das ist auch ein Thema, Tierwohl. Alles etwas schräge, manchmal auch komisch, mit spannenden Wendungen, vor allem gibt es mehr Chinesen in Hamburg, als man denkt, und Yakub lernt eine Menge dazu bei seinen Ermittlungen, die ihn selber in tödliche Gefahr bringen.

Woher kommen die Ideen für deine Geschichten?

Manchmal denke ich, die kommen wie der Blütenstaub mit dem Wind. Ich lese viel, Bücher und Nachrichten, mache mir Notizen, höre überall Leuten zu. Das gärt, und irgendwann blubbert eine Idee an die Oberfläche. Okay, ein klassisches Oxymoron, sprich Bildbruch, erst Blütenstaub, dann Blubbern. Vielleicht sind das die Widersprüche, mit denen ich lebe.

Wie viel von dir steckt in deinen Protagonisten?

Ja klar, immer ‘ne Menge. Ich würde als Faustregel sagen, drei Drittel. Ein Drittel Ego, ein Drittel nähere und ferne Bekannte. Ein Drittel angelesen, gehört, kolportiert.

Mit welchem deiner Protagonisten würdest du gerne einen Tag verbringen?

Ganz sicher mit meinem Ermittler Yakub Edel Singer. Der ist taff und witzig und auch sensibel. Und hilft gern den Schwachen – lach.

Wie lange brauchst du für deine Geschichten - vom ersten Satz bis zur Endfassung?

Im Prinzip lange. Erstmal bin ich ein langsamer Schreiber. Und meistens schreibe ich an mehreren Texten, auch Romanen, gleichzeitig. Dann kommen vielleicht noch Recherchen hinzu, so bei meinen Reiseromanen. Für Krimis oder meinen Beziehungsroman „Verwirrte Männer“ sind es neun Monate bis ein Jahr. Es hat aber auch schon zehn Jahre gedauert, bis ein Roman fertig war, eigentlich blöd lange. Zwischendurch habe ich natürlich andere Sachen gemacht …

Gibt es beim Schreiben etwas, worauf du sehr großen Wert legst? Vielleicht eine Tradition oder Aussage?

Anschaulichkeit, dass ich weiß, worüber ich schreibe. Zum Beispiel mein aktuelles Projekt, Roman über die erste Weltumsegelung. Wie war das Leben vor 500 Jahren auf einem Segelschiff? Ich bin extra mal mit einem Segler über den Atlantik, um ein Feeling zu bekommen. Weiter beim Schreiben: „federnde Dialoge“, die eine Handlung vorantreiben. Ich liebe das Meer und möchte es so genau und schön beschreiben wie möglich. Da hat man echt zu tun, die Erlebnisse von Seefahrern zu verfolgen.

Was machst du bei einer Schreibblockade?

Echt, das kenn‘ ich nicht, gottlob. Ich quelle eher über von Geschichten. Wenn was Bestimmtes gewünscht ist, locker bleiben, da kommt schon was. Ich habe viele Notizbücher. Wenn ich darin lese, sind es manchmal schöne Sätze oder Stichwörter, die mir eine Idee für eine Story eingeben. Was es bei mir schon gibt, dass es an einer Stelle, an einem Absatz hakt. Dann den Text beiseitelegen und überschlafen. Am nächsten Morgen geht es wie von selber weiter.

Würdest du auch mal versuchen wollen in einem anderen Genre zu schreiben?

Ja, das mache ich doch schon. Ich habe keine Berührungsängste.

Wie wichtig sind Rezensionen für dich?

Wichtig. In glücklichen Momenten fühle ich mich verstanden und lese zugleich noch einen Gedanken über meinen Text, den ich selber gar nicht hatte. Das ist spannend.

Was ist als nächstes geplant und gibt es vielleicht sogar einen kleinen Tipp ;) ?

Oh, gefährliche Frage. Darüber könnte ich tagelang reden. Ich schreibe an einem Roman über die erste Weltumsegelung. Kleiner Tipp: Das war Magellan, und im nächsten Jahr wird es runde 500 Jahre her sein. Wenn das in den Medien kommt – ihr habt meinen Roman gelesen und wisst Bescheid (lach )…

Gibt es noch etwas, das du loswerden möchtest? Dann nur zu!

Ich würde mir wünschen, dass mehr Bücher aus Afrika übersetzt werden. Das ist ein spannender, fast unbekannter Kosmos.

Vielen Dank für dieses Interview Reimer! Wir freuen uns schon mehr von dir zu hören <3


Weiter Informationen über den Autor findet ihr auf seiner Homepage und auf Facebook.


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