Hunting Prey Weekend: Interview mit Arik Steen

12:46


Diese Wochenende ist Hunting Prey Weekend. Bei der Serie ist Halbzeit. Das und das erschienen des Sammelbandes "Ein unmoralisches Spiel: Hunting Prey 1 - 6"  habe ich zum Anlass genommen noch einmal ein Interview mit Arik Steen über die Serie zu führen.

Sechs Folgen HuntingPrey sind veröffentlicht. Es ist Halbzeit. Bist du bislang zufrieden?


Mehr oder weniger. Die Serienfunktion bei Amazon funktionierte nicht richtig. Es gab Serverprobleme und Amazon hat sich viel Zeit gelassen diese Herausforderungen zu meistern. Die Suchfunktion war eingeschränkt. Das macht mich wahnsinnig. Ansonsten kommt jedoch sehr viel
positive Resonanz. Den Lesern gefällt die Geschichte. Und das ist es, was zählt.

Ich muss gestehen, ich habe HuntingPrey nicht derart unberechenbar erwartet. Die Serie bringt immer wieder neue Aspekte und bleibt immer spannend. Kommen die Ideen alle beim Schreiben oder entwickelst du zuerst den Plot?
Ich hab eine Grundidee und ich weiß wo die Serie hingehen soll. Alles Andere entwickelt sich während des Schreibens. Beziehungsweise eigentlich in der Zeit in der ich nicht schreibe. Manchmal unter der Dusche, manchmal beim Boxen oder beim Krafttraining. Das ist unterschiedlich. Aber Tatsache ist, dass sich die Serie währenddessen entwickelt und ich heute nicht weiß was in der nächsten Folge passiert.

Bei deiner Serie hat man immer ein wenig die Angst, dass sie abdriftet in einen wirklichen Thriller. Was kann der Leser erwarten?


Ehrlich gesagt, das weiß ich nicht. Aber es wird ein schriftstellerischer Weg werden, der an einem schmalen Grad entlang führt. Der Leser muss für sich entscheiden, mit wem er sympathisiert und je nach Entwicklung der Geschichte werden ihm Szenen gefallen oder nicht.

Das heißt also auch, dass du dir durchaus vorstellen kannst, jemand sympathisiert mit Lu Manson, der seine Nichte ja nicht gerade gut behandelt?
Ich denke, dass es wenige Leser gibt, denen das gefällt was mit Emma passiert. Was da mit ihr gemacht hat ist moralisch und rechtlich falsch. Trotzdem habe ich einige Szenen durchaus explizit beschrieben. Es soll schon ein gewisser Widerspruch entstehen. Ist das jetzt erotisch oder einfach nur falsch und schlecht? Wenn du als Leser es als falsch erachtest und trotzdem als erotisch empfindest, ist das ein Zwiespalt der sich auftut. Der ist durchaus gewollt.

Nun, keiner kann doch gut finden wenn jemand vergewaltigt oder tatsächlich gegen seinen Willen festgehalten wird?
Die Grundidee von HuntingPrey ist die Freiwilligkeit. Jeglicher BDSM muss auf Freiwilligkeit basieren. Und darauf will ich auch im Endeffekt hinaus. Am Ende will ich eine moralische Botschaft senden. Ob es mir gelingt, weiß ich noch nicht. Ich gehe davon aus. Aber ich möchte durchaus eine Grenzerfahrung schaffen. Und das wird in den kommenden Folgen noch deutlicher. Fantasie ist im Endeffekt Triebbefriedigung. In meiner Serie sollte sich jeder selbst irgendwo finden und sich überlegen welche Fantasie an welcher Stelle seine Triebe befriedigt, ohne dass er es reell ausleben muss. Das ist das Spannende an Fantasie. Sie muss nicht ausgelebt werden sondern passiert im Kopf. Und dennoch befriedigt sie. Machen übrigens die meisten Erotikautorinnen, die über Millionäre oder den Rockstar schreiben, nicht anders. Keine Hausfrau, die "FiftyShades of Grey" liest, möchte das wirklich erleben.

Ach komm, ich denke schon, dass sich die eine oder andere derart dort wiederfindet, dass sie das reell auch erleben möchte.

Definitiv nein. Die meisten Frauen leben in ihrer Welt. In ihrer Familie. Ich will gar nicht beurteilen wie glücklich jemand mit seinem Leben ist. Aber Fakt ist, dass die Menschen Veränderungen hassen. Sie triften gerne in eine Fantasiewelt, an ihrer eigenen Welt wollen sie jedoch nicht rütteln. Deshalb funktioniert das Prinzip von "Shades of Grey" auch so gut. Den Frauen wird eine Welt vorgespielt die sie nie erleben müssen. Das machen andere für sie. Und so funktioniert auch jeder Hollywood-Blockbuster.

Also werden die wenigsten Leser auch wirklich BDSM erleben?

Schau mal, ich lese manchmal Kommentare von wirklichen BDSMlern. Die finden sich in den Story selten wieder. Weil für sie das eine Leidenschaft mit klaren Regeln und Richtlinien ist. Wenn du darüber schreibst, musst du eine Story entwickeln. Die steht im Vordergrund. Ich möchte ja kein Lehrbuch schreiben. Mein Ziel ist es die Fantasie anzuregen. Vor allem von denjenigen, die kein BDSM selbst erleben. Oder zumindest nur in leichter Variation. In "FiftyShades of Grey" gibt es eine Szene im Hotelzimmer. Da kommt dieser Typ rein und erklärt ihr, dass er kein romantischer Typ sei. Er möchte darauf anspielen, dass er auf BDSM steht. Herrgott, als ich diese Szene gesehen hab, da hab ich abgeschaltet. Der Typ hat kein Charisma. In der Armee wäre der Kanonenfutter. Er ist weder männlich, noch dominant. Schon alleine wie er es sagt. Aber die Frauen stehen drauf. Weil sie nicht sehen, dass dieser Typ überhaupt keine harte Schale und weichen Kern hat. In dieser Szene ist er durch und durch weich. Ich selbst bin ausgebildeter Offizier. Ich kenne Weicheier. Das war früher mein Job. Dem würde ich keine Peitsche in die Hand geben, schon alleine deshalb weil ich Angst hätte er würde sich selbst verletzen.

Okay, deine Abneigung gegen den Bestseller wird deutlich. Sicherlich spielt da auch ein gewisser Neid eine Rolle. Oder leugnest du das?

Jeder wäre froh wenn er einen Bestseller auf den Markt bringen könnte. Zu einem Millioneneinkommen würde ich nicht nein sagen. Und ich persönlich, das gestehe ich, finde "FiftyShades of Grey" einfach genial. Es hat den Puls der Zeit getroffen. Mit wenig literarischem Aufwand, wenig Know How über BDSM einen Roman zu schreiben der sich verkauft. Nichtsdestotrotz ist es doch mein Recht mich inhaltlich zu distanzieren. Mir gefällt dieser Schnulzen-BDSM nicht. Aber, ehrlich gesagt, ich bin auch bei den Verfilmungen von Harry Potter eingeschlafen.

Noch einmal zurück zu deinem HuntingPrey. Was passiert mit Emma?

Ist die Frage ernsthaft? Das zu verraten würde dem Leser ja komplett die Spannung nehmen. In jedem Fall wird es hart für sie.

Wie findest du die Spin-Offs deiner Autoren-Kolleginnen zu deiner Serie?

Ein Spin-Off zu schreiben ist gar nicht so einfach. Natürlich habe ich mit meinem Hunting Prey ein Grundgerüst geliefert. Aber das Haus bauen muss der jeweilige Autor dann schon selbst. Amanda Smith schreibt in ihrem Buch auch, dass ihr am Anfang es gar nicht so leicht gefallen ist eine Idee zu entwickeln. Deshalb war ich anfänglich etwas skeptisch. Es ist kein Witz, ich hab die ersten zwei Seiten gelesen mit der Absicht es zu überfliegen. Das gelang mir nicht. Die Idee ist derart auf den Punkt getroffen, macht sofort auf der ersten Seite Lust auf mehr und man kann es nicht weglegen. Der Schreibstil ist flüssig und die Protagonistin derart identisch und reell, dass man sich voll und ganz mit ihr identifizieren kann. Schmunzeln musste ich, als ein Kinderlied aus meiner Kindheit erwähnt wurde. Genau dieses Lied ist mir bereits zweimal beim Schreiben selbst in den Sinn gekommen. 
Gipsy Payne ist ohnehin super und ihr Spin-Off war deshalb im Erotikbereich ganz weit vorne platziert. Auch sie hat es toll umgesetzt.

Bleibt es dabei? Arik Steen legt danach die Feder nieder?

Definitiv ja. Was die Erotik anbelangt. Ich möchte neue Projekte angehen. Plane eine Reise nach Schweden. Ich habe viel vor. Ich kann nicht immer nur in Fantasien schwelgen. Ich muss Dinge reell erleben. Darum wird es das nächste halbe Jahr gehen. Also ja, nach HuntingPrey ist zumindest mit der Erotik Schluss.

Vielen Dank für das Interview


0 Kommentare

Blog-Archiv

Kontaktformular

Name

E-Mail *

Nachricht *